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Damals warst du still

Titel: Damals warst du still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa von Bernuth
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er sich von jemandem wie Fischer einschüchtern lassen. Mona schätzte ihn auf Anfang dreißig. Vielleicht auch jünger. So ein Schnurrbart gab leicht noch fünf Jahre dazu, und vielleicht war ja genau das der Sinn der Sache.
    »Macht es Ihnen was aus, wenn ich das Band einschalte?«
    »Ist mir egal«, sagte Heitzmann mürrisch. Gesicht und Hals waren leicht gerötet und feucht von Schweiß. »Kann ich rauchen?«, fragte er und zog im selben Moment seine Marlboros aus den khakifarbenen Hosen.
    »Nein«, sagte Mona, warum, wusste sie selbst nicht. Heitzmann sah sie hasserfüllt an, aber er steckte die Zigaretten wieder weg.
    »Sie haben diesen Artikel über Frau Martinez geschrieben?«, begann Mona.
    »Ja und?«
    »Die Frau ist tot. Wir haben sie heute gefunden.«
    In Heitzmanns Gesicht regte sich etwas, wenn auch nicht viel. »Hä?«
    »Ermordet. Der Hausmeister hat uns von Ihrem Artikel...«
    »Sagen Sie mal, gute Frau, wollen Sie mir was anhängen?«
    Diesem Kerl hätte sie Fischer geradezu gewünscht.
    »Das kommt darauf an, wie kooperativ Sie sind.« Er wollte Kampf, er bekam ihn. Heitzmann stand auf. »Wissen Sie was? Rufen Sie meinen Anwalt an.«
    »Setzen Sie sich wieder hin! Sofort!«
    Heitzmann hielt mitten in der Bewegung inne. Schließlich nahm er wieder Platz. Mona hielt seinem zornigen Blick stand, bis er die Augen senkte.
    »Wollen Sie was sehen?«, fragte sie mit ruhiger Stimme.
    Heitzmann antwortete nicht. Die Röte auf seinem Gesicht hatte sich vertieft, voller Wut auf sich selbst, dass er nachgegeben hatte. Mona holte ein paar Polaroids der ermordeten Sonja Martinez aus ihrer Schublade und warf sie Heitzmann hin. Heitzmann sah widerwillig darauf. Fast im selben Moment sprang er auf und wich zurück bis zur Tür. Mona fiel ein, dass er nicht zu den Polizeireportern gehörte, die Aufnahmen dieses Kalibers gewöhnt waren.
    »Scheiße! Was soll das!« Seine Stimme klang brüchig.
    Mona sammelte die Fotos wieder ein und verstaute sie in der Schublade. »Das war Frau Martinez, Ihre Interviewpartnerin. So sieht sie heute aus. Verstehen Sie?«
    Heitzmann näherte sich langsam im Krebsgang wie ein verängstigtes Tier ihrem Schreibtisch. Er wirkte erheblich weniger selbstbewusst als noch vor ein paar Minuten. »Warum muss ich mir diese Scheiße anschauen?«
    »Weil Sie mit ihr geredet haben. Vielleicht als Letzter vor dem Mörder.«
    »Was?«
    »Was hat Sie Ihnen erzählt? Und setzen Sie sich wieder hin.«
    »Sie hat uns angerufen«, sagte Heitzmann. Er setzte sich wieder und stützte seinen Kopf in beide Hände. Der Schweiß lief ihm jetzt in Bächen den Nacken herunter in den Hemdkragen hinein.
    »Sie angerufen? Wieso?«
    »Nicht mich. Den Lokalchef. Sie hätte eine Geschichte für uns.«
    »Welche Geschichte?«
    »Dieser Psycho-Fritze da. Plessen. Der, der im Fernsehen war bei diesen ganzen Talkshows. Der hätte ihr gesagt, sie soll ihre Familie verlassen.«
    »Das hat sie einfach so behauptet, und Sie...«
    »Machen darüber’ne Geschichte, bloß weil sich eine verrückte Hausfrau was ausdenkt? Nein.«
    »Was, nein?«
    »Der alte Plessen hat ihr das schriftlich gegeben. Das macht er nämlich immer. Handschriftlich auf seinem Briefbogen. Immer am Ende eines, äh, Seminars. So’ne Art Abschiedsbeurteilung.«
    »Aha.«
    »Die Martinez hat uns das gezeigt. Sie kam in die Redaktion und zeigte uns das Papier, und wir fanden das den Hammer. Gute Geschichte, wenn sie stimmt. Okay, Plessen ist kein A-Promi, aber er ist durch alle Talkshows geschleift worden, viele Leute kennen ihn jetzt, und seine Kurse, oder wie man das nennt, sind seitdem ausgebucht. Wäre fast’ne Seite drei geworden, aber dann kam was Aktuelles dazwischen.«
    »Es hat gestimmt? Er hat wirklich...«
    »Plessen hat’s nicht abgestritten. Er hat zwar gesagt, sie hätte das falsch verstanden und so weiter, aber auf dem Papier stand’s schwarz auf weiß. Ihr Weg ist das Alleinsein oder so ähnlich.«
    »Da stand drauf, die Martinez soll ihren Mann verlassen?«
    »Martinez und seine Tochter seien so was wie eine Einheit. Die sie zerstören würde. Das stand drauf. Und dass sie freiwillig gehen solle. Wegen ihrer Ursprungsfamilie. So ähnlich. Ich hab nicht genau verstanden, was damit gemeint war, aber...
    »Sonja Martinez soll ihre Familie verlassen, weil...«
    »So stand das auf dem Papier. Die Kopien sind in der Redaktion. Und Plessen hat’s, wie gesagt, nicht abgestritten. Er hat gesagt: Das ist meine Handschrift. Aber sie hätte das

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