Damals warst du still
eventuell nicht richtig verstanden. Er hat angeboten, es ihr noch mal zu erklären. Aber das war dann nicht mehr unsere Sache.«
Mona überlegte. »Wann war das?«, fragte sie.
»Vor ungefähr drei Wochen. Die Geschichte lag ein paar Tage, dann kam sie ins Blatt.«
»Ich versteh das nicht«, sagte Mona. »Sie macht diesen..., diesen Kurs, kommt zu Ihnen in die Redaktion... Ich versteh das nicht. Sie musste dem doch nicht Folge leisten. Sie hätte doch bei ihrer Familie bleiben können.«
»Die Martinez kam, weil ihr Mann sie verlassen hatte. Sie hat geglaubt, ihr Mann hat sie verlassen weil sie bei Plessen war.«
»Wieso, hat ihr Mann ihr das verboten?«
»Nein, aber... Sie hat sich das eben so eingebildet, wahrscheinlich weil es kurz danach passiert ist. Wir dachten natürlich erst, die spinnt. Aber dann haben wir eben diese Aufzeichnungen gesehen.«
»Wann war dieser Kurs?«
»Weiß ich nicht mehr genau. Vor’nem Monat oder so. Nee, länger. Sechs bis acht Wochen ist das her.«
Vor sechs Wochen, hatte der Hausmeister erzählt, war Robert Martinez gemeinsam mit seiner Tochter ausgezogen. Vielleicht war Martinez noch einmal zurückgekommen. Vielleicht brauchte er Geld. Vielleicht gab es als Motiv die übliche Lebensversicherung, von seiner Frau unterschrieben und ausgestellt auf seinen Namen. Bauer, Schmidt und Forster waren dabei, das zu ermitteln. Die eingeritzten Buchstaben auf dem Bauch der toten Sonja Martinez konnten eine Finte sein.
Schon wieder eine?
»Sie können gehen«, sagte Mona zu Heitzmann, der erleichtert aufstand. »Ich ruf Sie an, wenn wir noch was wissen müssen.«
»Ja. Ich freu mich schon.« Heitzmann ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen, und in Monas Büro blieb ein penetranter Schweißgeruch zurück. Sie öffnete das Fenster, und ein Schwall feuchtheißer, abgasgesättigter Luft drang in den Raum. Fluchend machte sie das Fenster wieder zu.
17
Mittwoch, 16. 7., 15.00 Uhr
Mona berief eine kleine Konferenz in ihrem Büro ein. Anwesend waren Bauer, Fischer und sie. Forster und Schmidt waren noch am Tatort, um die Nachbarn zu vernehmen. Die Leiche Sonja Martinez’ wurde zur Stunde ins Institut für Rechtsmedizin transportiert. Ein paar Sekunden lang dachte Mona über die Frau nach, deren Leben auf so deprimierende Weise geendet hatte. Vielleicht würde niemand um sie trauern. Vielleicht gab es niemanden, dem sie etwas bedeutet hatte. Sonja Martinez war dreiundvierzig Jahre alt geworden und gegen Ende ihres kurzen Lebens so einsam gewesen wie ein ganz alter Mensch.
»Was ist mit Robert Martinez?«, fragte sie Bauer.
»Er ist auf dem Weg hierher«, sagte Bauer. Sein Gesicht war blass; er kam gerade vom Tatort. Bauer war nun auch schon über ein Jahr dabei, und noch immer hatte er sich nicht an das gewöhnt, was Berghammer gern als ihr tägliches hässliches Geschäft bezeichnete.
»Geht’s dir gut?«, fragte Mona in dem Wissen, dass sie keine ehrliche Antwort zu erwarten hatte. Bauer durfte sich keine Schwächen mehr leisten, seine Position in der MK 1 war ohnehin nicht besonders stabil. Seine Kollegen nannten ihn untereinander »das Mädchen«. Eine schlimmere Herabsetzung war kaum denkbar, und so hoffte Mona, dass er seinen Spitznamen erst dann erfahren würde, wenn er sich endgültig gefangen hatte.
Falls das jemals der Fall war.
»Alles okay«, sagte Bauer erwartungsgemäß, Fischers hämisches Grinsen ignorierend. Um von seinem Befinden abzulenken, blätterte er in seinem Notizblock. »Ich hab mit Martinez telefoniert, er wird von der Schupo abgeholt. Ich hab gedacht, es ist das Beste, er kommt erst hierher. Zu identifizieren, also...«
»... gibt’s ja nicht mehr viel«, unterbrach ihn Fischer, die Sache mit seiner üblichen Brutalität auf den Punkt bringend.
»Ja«, sagte Mona. »Wir schicken die DNS ein. Alles andere hat wohl ziemlich wenig Sinn. Was hat Martinez gesagt?«
»Er hat geheult«, sagte Bauer. »Klang total entsetzt und fertig.«
»Und? Was hat er gesagt?«
»Dass er mit seiner Tochter in Spanien war und vorgestern erst zurückgekommen ist.«
»Hat er nicht versucht, seine Frau zu erreichen?«
»Er sagt, er hat geklingelt, und sie hat nicht aufgemacht.«
»Das ist doch Blödsinn«, sagte Mona. »Der muss doch noch einen Schlüssel zu der Wohnung haben.«
Bauer zuckte die Schultern.
»Lebt der überhaupt hier?«, fragte Mona. »Ich dachte, der ist Spanier.«
»Schon, der ist aber schon ewig in Deutschland, hat auch kaum Akzent. Arbeitet
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