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Damals warst du still

Titel: Damals warst du still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa von Bernuth
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aufgefunden wurde, wurde einem nicht alle Tage beschert. Entsprechend war der Artikel aufgemacht. Eine Reihe von Klienten würde Plessen nun verlieren, so viel schien jetzt schon sicher.
    »Hat jemand Hunger?«, fragte Berghammer am Ende der Konferenz. Mona hätte am liebsten nicht reagiert, aber sie wusste, dass das nicht ging. Berghammers Frage bedeutete nicht nur, dass der Chef Hunger hatte und keine Lust, allein zu essen. Sie war vielmehr ein verklausulierter Befehl, der sich an Mona und Hans Fischer richtete und ein Gespräch unter sechs Augen beinhaltete. Mona und Fischer nickten also, obwohl sich die Arbeit stapelte und es eigentlich nichts zu besprechen gab, was nicht schon in der Konferenz Thema gewesen wäre.
    »Pizza?«, fragte Berghammer und sah Mona an. Sein Gesicht war schweißbedeckt, der Schnurrbart hing traurig nach unten. Der Rest der MK 1 verdrückte sich nach draußen.
    »Mir egal«, sagte Mona ergeben und nahm ihre Tasche. »Und du, Hans?«
    »Pizza ist okay«, murmelte Fischer und stand ebenfalls auf. Nach Berghammers zufriedenem Gesicht zu urteilen war das die richtige Wahl gewesen. Die Aussicht auf eine Mahlzeit und ein Bier schienen seine Lebensgeister wieder anzufachen; er wirkte beinahe gut gelaunt. »Wir nehmen mein Auto«, sagte er und dirigierte Mona und Fischer zum Lift in die Tiefgarage.
    Sie fuhren zu Berghammers Stammpizzeria nicht weit vom Hauptbahnhof, wo es einen Parkplatz extra für Berghammer gab, der nur dann zu Fuß ging, wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ. »Ich hab eine Überraschung für euch«, sagte er, als sie ausstiegen. Mona wandte ihren Blick zum Himmel, der sich noch weiter verdüstert hatte. Die heiße, abgasgesättigte Luft wirkte wie zusammengeballt.
    »Was für eine Überraschung?«, fragte sie, den Straßenlärm übertönend.
    »Warte nur ab.«
    Sie gingen in das Lokal. Mona mochte den Laden nicht mit seiner holzgetäfelten Rustikaleinrichtung und seinen funzligen Lampen unter hässlich bestickten Stoffschirmen, aber ab und zu musste Berghammer dieser Gefallen getan werden. Berghammer begrüßte derweil jovial den Kellner, der die Dreiergruppe zu einem Tisch geleitete, an dem bereits ein Mann saß. Mona erkannte überrascht, dass es Kern war, ein Mitglied der OFA, der es seit einem Kindermord im Umland, der mit seiner Hilfe aufgeklärt werden konnte, zu einer gewissen Berühmtheit gebracht hatte. In den Medien wurde er grundsätzlich »Profiler« genannt, was Kern sich stets erfolglos mit dem Hinweis verbat, er sehe sich als Fallanalytiker. Aber Fallanalytiker las sich wahrscheinlich nicht sexy genug.
    »Ist das hier ein konspiratives Treffen?«, fragte Mona und setzte sich auf die Holzbank gegenüber von Kern, einem dünnen Mann Mitte dreißig mit ernstem schmalem Gesicht, das nur lebhafter wirkte, wenn Fachliches erörtert wurde. Berghammer schob seinen voluminösen Leib neben sie. Selbst bei dieser schlechten Beleuchtung sah man die Schweißflecken auf seinem blauen Hemd, und der Geruch war auch nicht gerade appetitanregend. Eigentlich mochte und schätzte Mona Berghammer. Aber er gab sich wie alle Männer der Mordkommission außer Fischer und Bauer: so uneitel, dass es schon beinahe eine Zumutung war.
    »Das ist doch kein Zufall«, sagte Mona und rückte ein wenig von Berghammer ab. »Dass er auch hier ist. Oder?«
    Berghammer sagte nichts, Kern schwieg ebenfalls.
    »Martin! Was soll das? Wieso...«
    Der Kellner brachte die Speisekarten, und Mona verstummte genervt. Warum war Kern, wenn Berghammer ihn dabeihaben wollte, nicht einfach in die Konferenz geladen worden? Warum saßen sie hier herum und vertaten wertvolle Zeit? Warum...
    Als der Kellner zurückkam, bestellte sie blind eine Pizza Margherita und eine Cola. Berghammer nahm Calzone und ein Bier, Fischer dasselbe wie Mona und Kern entschied sich für Penne all’arrabbiata.
    Dann schwiegen sie, bis ihre Getränke kamen.
    Nachdem Berghammer einen großen Schluck genommen und seinen Mund abgewischt hatte, schien er endlich willens zu sein, den Sinn der Zusammenkunft zu erklären.
    »Ihr kennt euch?«, fragte er mit Blick auf Mona und Kern. Beide nickten irritiert, Fischer ebenfalls, obwohl Berghammer ihn gar nicht beachtete.
    »Lasst uns nicht mehr drumherum reden«, sagte Berghammer und fixierte abwechselnd Mona und Kern. »Das hier ist ein astreiner Serientäter. Der macht weiter, wenn wir ihn nicht stoppen. Deshalb hab ich Clemens dazugeholt.«
    »Klar«, sagte Mona. Warum diese

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