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Damals warst du still

Titel: Damals warst du still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa von Bernuth
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Präliminarien? Sie hatte mit Kern bereits gearbeitet, es hatte keine Probleme gegeben.
    »Dir ist das recht?« Berghammer sah erstaunt und erleichtert aus.
    »Sicher. Wieso nicht?« Langsam ging Mona ein Licht auf. Berghammer hatte geglaubt, sie würde glauben, er ziehe ihre Kompetenz in Zweifel, wenn er schon zu Anfang der Ermittlungen Hilfe von außen holte. Typisch Mann, dachte sie. »Wir machen das doch immer bei Serientätern«, sagte sie. »Genau dafür gibt’s doch diese Abteilung, oder nicht?«
    »Äh ja«, sagte Berghammer. »Genau. Ganz genau.« Er sah aus, als sei ihm ein Stein vom Herzen gefallen. Die Pizza kam, und Berghammers Gesicht entspannte sich, bis er beinahe aussah wie der kleine dicke Junge, der er mal gewesen war. Mona dachte an den Urlaub. In dreizehn Tagen würde sie im Flugzeug Richtung Griechenland sitzen. Wenn alles glatt ging. Im Moment sah es nicht so aus.

27
    Donnerstag, 17.7., 15.40 Uhr
    »Du bist informiert?«, fragte Mona Kern, nachdem sie ihren leeren Teller ans Tischende geschoben hatten.
    »So gut wie«, sagte Kern. Er wischte sich mit der Serviette den Mund ab und nahm einen Schluck von seinem Mineralwasser. So gut wie – das hieß, er hatte umfangreiche Akteneinsicht bekommen, mit Tatortbefundsbericht, Obduktionsbericht, Vernehmungsprotokollen, Angaben zu den Opfern. Und Mona hatte nichts davon gewusst, nur weil Berghammer glaubte, Geheimnisse haben zu müssen. Sie schluckte ihren Ärger herunter.
    »Und?«, fragte sie. »Was hältst du davon?«
    »Ich denke, es ist einer von den Patienten. Oder Klienten. Von diesem...«
    »Plessen«, sagte Fischer mit saurem Gesicht. Niemand beachtete ihn, das war er nicht gewöhnt.
    »Ja. Diesen Therapeuten, oder wie er sich nennt. Einer von seinen Patienten war es.«
    »Na ja«, sagte Mona vorsichtig. Kern reagierte sehr empfindlich, wenn man wagte, seine Schlussfolgerungen zu kritisieren. »So weit waren wir eigentlich auch schon. Ich meine...«
    »Du verstehst nicht«, sagte Kern, ohne sie anzusehen. Stattdessen fixierte er einen Punkt auf der rotbraunen Tischdecke. Zum ersten Mal erkannte Mona, dass sich hinter der seriös-professionellen Fassade vermutlich ein ziemlich schüchterner Mensch verbarg.
    »Ich verstehe was nicht?«, fragte sie, schärfer als beabsichtigt.
    »Wahrscheinlich hat die spezielle Behandlung seine Wünsche erst so richtig virulent gemacht. Also gibt er Plessen die Schuld. Das ist für ihn sehr bequem. Ich schätze, dieser Patient war schon früher irgendwie auffällig. Die Rache an Plessen könnte darüber hinaus so eine Art vorgeschobenes Motiv sein, endlich handeln zu können. Ihr müsst also im Grunde nur die Patientenliste durchgehen und gucken, ob da einer dabei ist, der mal aktenkundig wurde.«
    »Wie? Wodurch?«
    »Das ist eigentlich schon fast egal. Diese Typen, Serientäter, fangen oft mit Sachen an, die gar nichts mit ihren echten – äh – Bedürfnissen zu tun haben. Diebstahl, Autoknacken, solche Sachen. Aber natürlich geht’s auch um Delikte wie Nötigung, Exhibitionismus, Vergewaltigung... Ihr müsst sie einfach durch den Fahndungscomputer schicken. Einen nach dem anderen.«
    »Du bist gut«, sagte Fischer. »Wir haben über zweihundert Namen. Ach, mehr. Dreihundert mindestens. Dann ist die Liste völlig chaotisch. Bei manchen stehen nur Vornamen mit einem Initial statt Nachnamen.«
    »Die, die ihr habt, schickt ihr eben durch. Einen nach dem anderen.«
    »Und was«, fragte Mona langsam, »wenn er sich unter falschem Namen angemeldet hat?«
    Kern sah sie an, als wäre er im Leben nicht auf so eine Idee gekommen. So clever er auf seinem Gebiet war – manchmal wirkte er fast naiv.
    »Geht das denn?«, fragte er.
    »Also – bestimmt. Wie gesagt, die Liste ist völlig chaotisch und bestimmt nicht mal vollständig. Viele Namen sind handschriftlich eingetragen und so weiter. Verstehst du: Dem Plessen ist egal, wie ein Klient heißt. Darum geht’s ihm nicht. Der fragt doch nicht nach dem Pass. Sobald der Klient zahlt, ist für ihn die Sache erledigt.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Kern mit unsicherer Stimme. »Klar, das ist möglich. Dann bringt das natürlich nichts.«
    »Clemens. Sag uns doch einfach... Ich meine, hast du irgendeine Vorstellung, nach was für einem Typ Mensch wir suchen müssen? Mann, Frau?«
    »Frauen sind fast nie Serientäter.«
    »Ich weiß. Aber die Todesart... Ich meine, völlig ohne Gewalt. Das spricht doch eigentlich nicht für einen Serienmörder. Der hat doch Spaß dran,

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