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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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jetzt bitte entschuldigen würden.«
     
    Nachdem die beiden aus dem Ausgang herausgetreten waren, atmete Walz hörbar durch.
    »Heißt ein Krankenhaus eigentlich so, weil man darin krank wird? Ich weiß nicht, ich fühl’ mich schon ganz elend«, rief er aus, während Vogel die Pfeife aus der Tasche seines Sakkos angelte. »Ich sage dir, aus denen kriegen wir nichts raus, die halten eisern zusammen.«
    »Ist ja auch verständlich, bei uns ist das ja ganz genauso – oder würdest du mich anzeigen, wenn ich etwas Unerlaubtes tun würde?«
    Walz sah seinen Freund von der Seite an und grinste diabolisch.
    »Sicherlich nicht, denn wie sagte doch einst unser vortrefflicher Karl Kraus: Ein Polizist nimmt es meistens übel, wenn man ihn in eine Amtshandlung einmengt . Eines allerdings irritiert mich an der ganzen Sache. Wenn die den Bilovic hätten loswerden wollen, dann hätte es doch genügt, ihm ganz einfach zu kündigen und vielleicht noch damit zu drohen, ihn wegen Amtsanmaßung anzuzeigen. Das hätte möglicherweise für einen Aufruhr gesorgt, aber mit den Beziehungen, die der Meister hat, wäre das alles doch eher auf Altösterreichisch im Stillen vonstatten gegangen. Bestenfalls hätte es vielleicht eine interne Untersuchung gegeben. Die Schlagzeilen, die dieser Mord jetzt aufwirft, kann doch eigentlich niemandem in der Ärzteschaft gelegen kommen.«
    »Das stimmt schon«, sagte Vogel, während er eine mächtige Rauchwolke ausstieß. »Und wenn einer dem Meister ein Ei legen wollte?«
    »Und dafür jemanden umbringt? Ich weiß nicht so recht … Das hätte er auch einfacher haben können. Ein gezielter Tipp an unsere U-Bahn-Zeitung über die Zustände in Sankt Johann, und schon wäre des Volkes Zorn über unseren Feschak hereingebrochen. Dankbar über einen neuen Quotenbringer hätten sich dann auch die anderen Zeitungen auf ihn gestürzt und über die dunklen Seiten seiner Seele berichtet … Das wäre dann ein richtiger Rachefeldzug geworden. Also, ich glaube, dass wir die Ärzteschaft ausklammern können … Viel eher sollten wir uns noch einmal in dem näheren Umfeld von Irmgard Rost umhören. Die seltsame Reaktion der Elisabeth, die gleich mit dem Anwalt drohte … Und vor allem, warum wollte sie unbedingt die Obduktion? Ihre Begründung erschien mir doch recht lahm.«
    »Auch unseren Sängerknaben sollten wir nicht ganz vergessen … Vielleicht war die zur Schau gestellte Gleichgültigkeit nur eine große Show, er ist ja schließlich Schauspieler, wenn auch ein singender. Im Geheimen weint er den ganzen Tag um sein armes Mutterl … Wir warten jetzt einfach auf den Befund vom Nekro, und nachdem wir erfahren haben, wessen Spuren sich in der Wohnung vom Bilovic finden, werden wir demjenigen einen Besuch abstatten. Da wir heute Abend eh genug zu tun haben werden, fahre ich jetzt zum Naschmarkt, hole die Hühnerherzen für die Emily ab und fahre damit nach Hause. Dann geh ich mit ihr anständig äußerln, und kann mich dann ruhigen Gewissens wieder mit dir treffen, wenn der Nekro uns seinen Befund liefert.«
    Walz widersprach nicht.
    Zu sehr reizte ihn doch die Möglichkeit eines Treffens mit Clara, die er sogleich anzurufen beschloss.

10. Kapitel (Donnerstag)
     
    In der Wohnung von Clara Montero herrschte ein heilloses Durcheinander.
    Obwohl sie mit ihren 90 Quadratmetern nicht gerade klein zu nennen war und man eigentlich meinen sollte, dass sie für eine einzelne Person ausreichenden Platz böte, gestattete sie dem Besucher doch nur eine sehr eingeschränkte Bewegungsfreiheit.
    Es war einfach alles zugestellt.
    Das Vorzimmer ihrer Altbauwohnung wurde von einer mächtigen Thonet-Garderobe dominiert, deren Funktionalität ihrer Schönheit weit untergeordnet war und an die Zeiten erinnerte, als der durchschnittliche Bürger noch mit einem Mantel pro Jahreszeit auskam. Der Vielzahl an Überkleidern der modebewussten Clara zeigte sie sich jedoch nicht einmal ansatzweise gewachsen, so dass einige etwas planlos herumstehende Sessel, die mit zahlreichen Überziehern und Capes beladen waren, den Weg zum Wohnbereich erheblich einschränkten. Zu allem Überfluss befand sich an der der Garderobe gegenüberliegenden Wand noch ein riesiges, von Büchern und Magazinen überquellendes Regal von beträchtlicher Tiefe, so dass nur mehr ein schmaler Weg frei blieb, der zu den durch zwei Türen vom Vorraum getrennten Wohnräumen führte.
    Im Salon, hinter der linken Türe und gegenüber der kleinen Küche, sah es um nichts

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