Damenschneider
Operation entstellt wurden. Also als plastischer Chirurg. Das ist ein völlig anderes Gebiet.«
»Zum Abschluss hätte ich noch eine Frage: Sagt Ihnen eigentlich das Kürzel SEB etwas?«
»Ich bin zwar kein Toxikologe, aber ich weiß, dass es sich hierbei um die Staphylokokken handelt, die üblicherweise bei Lebensmittelvergiftungen auftreten und äußerst gefährlich werden können. Ist er damit umgebracht worden?«
Vogel nickte nur.
»Schauen Sie«, sagte Schönfelder mit süffisantem Lächeln, »ein plastischer Chirurg hätte sicherlich ›Clostridium botulinum‹ benutzt, das ist genauso wirksam und für ihn ganz einfach zu beschaffen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich habe heute leider sehr viel zu tun.«
Nachdem Schönfelder den Raum verlassen hatte, schaute Vogel seinen Kollegen mit gerunzelter Stirn an.
»Jetzt warten wir auf den Meister und fragen ihn nach den Operationsunterlagen von der Rost. Wenn der Schönfelder das damals verhunzt hat, wäre das doch ein Motiv.«
»Es ist halt schon ein bisserl lang her – dein Motiv …«
»Vielleicht kamen solche Sachen ja öfters vor – und irgendwann ist dem Schönfelder dann der Kragen geplatzt. Dieser Bursche gefällt mir nicht. Bei der Kernfrage, ob er vom Treiben des Bilovic gewusst hat, ist er ausgewichen. Ich sage dir, der ist der sechste Name für den Würfel vom Nekro. Außerdem macht mich diese ewige Beinwipperei nervös.«
Geistesabwesend stopfte sich Vogel eine frische Pfeife, als der ärztliche Direktor wieder sein Zimmer betrat.
»Ah, die Herren sind noch hier«, sagte er freundlich, »kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
»Ja, das können Sie«, antwortete Vogel, während er die gestopfte Pfeife rasch in die Tasche seines Sakkos gleiten ließ, »gibt es noch Unterlagen von den Operationen, die vor etwa zehn Jahren hier durchgeführt wurden?«
»Wenn Sie den Namen von dem Patienten kennen, dafür haben wir eine Kartei.«
Es dauerte nicht lange, bis Meister die Seite in seinem Computer gefunden hatte, zu dem die neugierigen Kriminalisten inzwischen getreten waren.
Der durchführende Chirurg war tatsächlich Schönfelder gewesen.
Als Vogel den ärztlichen Direktor über die Hintergründe seiner Frage aufklärte, zeigte sich dieser äußerst erstaunt.
»Könnte es vielleicht sein, dass Schönfelders Karriere durch einen solchen Kunstfehler behindert worden ist?«, fragte nun Walz den Arzt.
»Warten Sie, wir können ja in seine Personalakte schauen, ich bitte Sie nur, ein wenig vom Computer zurückzutreten, da diese dem Datenschutz unterliegt.«
Nachdem sich die beiden wieder hingesetzt hatten, informierte sie Meister, dass keinerlei Auffälligkeiten oder diesbezügliche Einträge vorhanden seien.
»Wir Ärzte sind halt auch nur Menschen und Formschwankungen unterworfen. Ob jetzt die Haut eines operierten Armes in ihrer ursprünglichen Schönheit erstrahlt oder eine auffällige Narbe zurückbleibt, beeinträchtigt keine ärztliche Laufbahn. Bei einem Beruf, wo es täglich um Leben oder Tod geht, sind solche bedauernswerten Lappalien, und um eine solche handelt es sich hier schließlich, vernachlässigbar. Ich weiß nur, dass Kollege Schönfelder ein ausgezeichneter plastischer Chirurg ist.«
»Sie halten es also für ausgeschlossen, dass der Täter aus den Reihen Ihres Personals stammen könnte?«
Meister lehnte sich in seinem Sessel zurück, faltete die Hände, bevor er feierlich sagte:
»Man steckt natürlich in keinem Menschen drin, und wir selbst erwischen uns manchmal bei Dingen, die wir uns nie zugetraut hätten. Das wird bei Ihnen nicht anders sein, meine Herren. Aber für meine Ärzte lege ich die Hand ins Feuer. Nach meinem Dafürhalten ist es völlig ausgeschlossen, dass irgendeiner meiner Kollegen damit etwas zu tun hat.«
»Gilt dies auch für das Pflegepersonal?«
»Das fällt, wie schon erwähnt, in den Bereich von Schwester Rosemarie. Ich selbst kann nur für die Ärzteschaft sprechen. Aber auch die Oberschwester, die ich natürlich danach fragte, kann es sich nicht vorstellen, wenn sie auch einschränkte, dass es ihr unmöglich sei, für jeden Einzelnen von ihnen zu bürgen. Dazu sind es einfach zu viele.«
»Heißt das, sie äußerte möglicherweise einen Verdacht?«, fragte Vogel interessiert.
»Das heißt, dass sie eine solche Tat bei dem Pflegepersonal nicht ausschließen kann, weil sie nicht in jeden von ihnen hineinschauen kann, dazu sind es einfach zu viele. Mehr nicht. Wenn Sie mich
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