Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
Vom Netzwerk:
Frauen entwickelt hat.«
    »Ich kann Ihnen den Herrn Dr. Schönfelder, im Übrigen einen sehr verdienten Arzt, gleich anpiepsen lassen, wenn Sie wollen. Da können Sie ihn ja selbst fragen.«
    »Ja, bitte tun Sie das. Bis er kommt, würde ich gerne noch wissen, ob Sie vielleicht davon Kenntnis haben, ob Herr Dr. Schönfelder einmal mit Herrn Bilovic aneinandergeraten ist. Das wäre ja naheliegend.«
    Meister verzog sein Gesicht und schaute zur Decke des Büros.
    »Natürlich kommt es hin und wieder zu Konflikten zwischen der Ärzteschaft und dem Pflegepersonal. Das ist ja bei einem solch großen Betrieb unvermeidlich. Schließlich geht es hier um Menschenleben. Aber da Herr Bilovic nicht in der Abteilung der plastischen Chirurgie tätig war, hatten die beiden, zumindest an diesem Spital, keine unmittelbaren Berührungspunkte.«
    »Gab es von anderen Ärzten Beschwerden über Herrn Bilovic?«
    »Herr Dr. Spitz, sein unmittelbarer Vorgesetzter, war mit seiner Arbeit sehr zufrieden, ich habe ihn natürlich heute darüber eingehend befragt. Allerdings gab es unter den Schwestern einige Beschwerden, unter denen eine besonders hervorstach. Da es sich aber bei ihr um die Folgen einer persönlichen Kränkung handelte, – die beiden hatten offensichtlich ein Verhältnis gehabt, das von ihm anscheinend recht unsanft beendet worden war, – ging Herr Dr. Spitz nicht näher auf deren Vorhaltungen ein – was ein zwar durchaus verständlicher, aber leider auch fataler Fehler war, wie sich nun herausstellt.«
    Ihr Gespräch wurde durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen.
    »Ja, das ist Herr Dr. Schönfelder, meine Herren«, sagte Meister, nachdem er ihn hereingebeten hatte. »Benutzen Sie ruhig mein Büro, ich habe noch einiges im Hause zu erledigen. Wenn Sie mich noch brauchen sollten, ich bin in etwa einer halben Stunde wieder hier.«
    Schüchtern, fast ein wenig ungelenk, stellte sich Markus Schönfelder den Kriminalisten vor.
    Seine große Gestalt wirkte ebenso drahtig wie die seines Vorgesetzten, wenn er auch ein wenig älter als dieser zu sein schien. Sein ehemals dunkelbraunes Haar war von zahlreichen grauen Strähnen durchzogen und an der Stirne stark gelichtet. Mit seiner langen Nase und den schmalen, etwas verkniffen wirkenden Lippen, machte er auf die Inspektoren einen ausgesprochen griesgrämigen Eindruck.
    »Wie lange sind Sie schon an diesem Hause tätig, Herr Doktor?«, fragte Vogel, während sich Walz, wie stets, im Hintergrund hielt.
    »Seit über zwanzig Jahren«, antwortete er, schlug die Beine übereinander und begann sofort mit dem linken Fuß zu wippen.
    »Vor etwa zehn Jahren war Frau Irmgard Rost nach einem Autounfall in diesem Spital und unterzog sich einer plastischen Operation am Oberarm. Können Sie sich erinnern, ob Sie diese Operation damals durchgeführt haben?«
    Erstaunt hörte Schönfelder mit dem Wippen auf.
    »Nein«, sagte er mit verwundertem Lächeln, »beim besten Willen nicht. Ich habe zwar üblicherweise ein gutes Gedächtnis, aber das ist doch zu lange her. Da müsste ich nachschauen, wenn es überhaupt noch Unterlagen darüber gibt.«
    »Das ist verständlich«, sagte Vogel, »aber es hätte ja sein können, dass Sie sich daran erinnern. Gab es an diesem Hause damals noch andere Ärzte, die solche Operationen durchführten?«
    »Da es sich bei einem solchen Eingriff um nichts wirklich Kompliziertes handelt, könnte dies durchaus von einem Assistenzarzt gemacht worden sein – und davon gab es einige, wie Sie sich vorstellen können.«
    »Und in welcher Position waren Sie damals tätig?«
    »Lassen Sie mich nachdenken«, antwortete er langsam, während er wieder eifrig mit seinem Bein wippte. »Oberarzt wurde ich vor neun Jahren – ja, auch ich war damals gerade noch Assistenzarzt.«
    »Also wäre es möglich, dass Sie diesen Eingriff durchgeführt haben«, sagte Vogel in geschäftsmäßigem Ton. »Kannten Sie eigentlich Herrn Bilovic persönlich?«
    »Vom Sehen her sicherlich, so groß ist das Spital ja nicht. Persönlichen Kontakt hatten wir allerdings nicht.«
    »Und es ist Ihnen tatsächlich über all die Jahre entgangen, dass sich Herr Bilovic auf Ihrem Spezialgebiet verdingte?«
    »Schauen Sie, meine hauptsächliche Arbeit liegt nicht auf dem Gebiet der kosmetischen Chirurgie. Die so genannten Schönheitsoperationen, auf die sich dieser Herr offensichtlich spezialisiert hatte, führe ich üblicherweise nicht durch. Ich behandle die Menschen, die durch einen Unfall oder eine

Weitere Kostenlose Bücher