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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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(Donnerstag)
     
    Es war schon zehn Minuten nach 20 Uhr, als Kajetan Vogel schwer atmend vor dem Haus von Elisabeth in der Porzellangasse ankam, wo ihn Walz fröstelnd erwartete.
    »Eine elende Parkplatzsucherei ist das hier«, schimpfte Vogel laut, »jetzt bin ich doch fast eine Viertelstunde herumgefahren. Das ist vielleicht ein Scheiß-Tag heute.«
    »Wärst halt mit der Straßenbahn gekommen …«, antwortete Walz gut gelaunt. »Da brauchst dir wenigstens keine Sorgen um Parkplätze oder irgendwelche depperten Autofahrer zu machen …«
    »Um dort genauso depperte Leute zu treffen, denen ich dann nicht einmal meine Meinung sagen kann? Nein, danke. Da bin ich lieber alleine in meinem Auto und kann wenigstens ungeniert schimpfen. Für heute hab’ ich eh schon genug von meinen verehrten Mitbürgern. Eines sag’ ich dir, ich kann für nichts garantieren, wenn sich die Marthaler auch nur ein bisserl blöd anstellt.«
    Vogel bebte vor Wut.
    »Was ist denn passiert? Vorhin warst du doch noch ganz vergnügt …«, fragte Walz verwundert.
    »Ich sag’s dir, es ist einfach unglaublich, was es für Leute gibt«, sagte er, während er wild mit seinen Armen herumfuchtelte. »Vorhin geh’ ich mit der Emily äußerln. Ich hab’ sie noch an der Leine gehabt, als da doch ein frei laufender Schäferhund daherkommt und wütend auf sie losgeht. Ich brülle dessen Herrl an, er soll seinen Köter gefälligst an die Leine nehmen oder ihm wenigstens einen Beißkorb umhängen. Weißt, was der geantwortet hat? Der will doch nur spielen, ich soll mich nicht so haben. Als diese Töle dann noch die Zähne gefletscht hat und sich gerade auf meinen Hund stürzen will, hab’ ich dem Köter halt einen Tritt versetzt, damit er endlich abhaut.«
    Missbilligend verzog Walz sein Gesicht.
    »Ob das der richtige Weg ist … hat’s wenigstens was geholfen?«
    »Schon, er ist winselnd davon … Ja, was hätte ich denn machen sollen? Das ging alles so schnell, dass es eigentlich nur ein Reflex war. Da hättest den Besitzer von dem Schäferhund sehen sollen. Beschimpft hat der mich, und dann hat er noch mit seinem Gacksackerl, das er noch in der Hand gehabt hat, nach mir geworfen …«
    »Und hat er getroffen?«, fragte Walz, wobei er krampfhaft versuchte, den Anschein allzu großer Fröhlichkeit zu vermeiden.
    »Ich hab’s leider zu spät gesehen, weil ich mich grad’ nach der Emily gebückt hab’, um zu schauen, ob ihr was passiert ist«, antwortete Vogel mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck. »Volltreffer! Meine ganze Jacke voller Hundescheiße … Eine Riesensauerei war das!«
    Walz konnte sich gerade noch das Lachen verbeißen.
    »Wenigstens hat er nicht dein Gesicht getroffen … Und dann?«
    »Danke für dein Mitgefühl. Als wäre das nicht genug, hat der Kerl dann auch noch dreckig gelacht … Ich sag’ dir nur eines, am Hund erkennst du den Charakter des Menschen. Und wer sich ohne eigene Herde einen Deutschen Schäferhund hält, ist eben selbst ein Schaf! Wie hättest du in einem solchen Falle reagiert?«
    Vogel legte eine dramatische Pause ein und schaute seinen Kollegen herausfordernd an.
    »Ich rechne mit dem Schlimmsten …«, sagte Walz mehr zu sich selbst.
    »Was hätt’ ich also deiner Meinung nach machen sollen? Ihm eine reinhauen? Die Puffn ziehen und bumm?«
    Vogel machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Bringt doch alles nur Scherereien. Das ist doch so ein Trottel gar nicht wert. Ich hab’ einmal tief durchgeatmet, hab’ die Emily gepackt, mich umgedreht und bin nach Hause gegangen«, sagte er nicht ohne Stolz.
    »Bravo, Kajetanus meus, eine solche Weisheit hätte ich dir, offen gestanden, gar nicht zugetraut.«
    »Ja, da schaust«, sagte er zufrieden. »Als ich aber so verdreckt nach Hause gekommen bin, fing das Drama erst richtig an. Da die Martina leider einen ausgeprägten Geruchssinn hat, kam sie sofort aus der Küche herausgestürzt, noch bevor ich die Jacke unauffällig entsorgen konnte. Zuerst ist sie auf den Hund los, weil sie gedacht hat, er hätte sich gewälzt. Die Emily hat aber ganz unschuldig getan, und so ist sie auf ihren im wahrsten Sinne des Wortes angeschissenen Gemahl aufmerksam geworden. Ich hab’ zwar genauso unschuldig getan wie Emily, nur bei mir hat es nichts genutzt … Du kannst dir vorstellen, was da los war …«
    Nach einem nach Mitleid heischenden Blick auf den amüsierten Walz, setzte er seufzend hinzu:
    »Also, gehen wir es halt an, und reden mit der Mar­thaler. Übernimm bitte

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