Damenschneider
aber neugierig. Von wem denn? Erlebtest du gar einige lateinamerikanisch gefärbte Stunden, inklusive einer exklusiven Führung durch die Naturschönheiten von Atlantis?«
»Hast’ nachher Lust auf ein Plauscherl? Dann erzähl ich dir was …«, schmunzelte Walz genießerisch.
Ihr angeregtes Gespräch wurde durch die Rückkehr der beiden unterbrochen.
»Also, was hast du uns zu sagen, Elisabeth?«, fragte Walz freundlich.
»Gut«, begann sie stockend. »Ich war bei Bojan in der Wohnung. Mehrmals sogar. Wir kannten uns doch näher … Also …«, sie schluckte hörbar, »wir hatten ein Verhältnis. Aber davon wusste niemand etwas.«
»Aha«, antwortete Walz, dem in diesem Moment nichts Geistreicheres einfiel. Er kam aus dem Staunen nicht heraus. »Dann muss ich dich fragen, wann du ihn das letzte Mal gesehen hast.«
»In der Nacht vor seinem Tod bin ich das letzte Mal bei ihm gewesen.«
»Also, eines verstehe ich dann gar nicht. Wenn du mit ihm ein Verhältnis hattest, warum hast du dann auf die Obduktion der Leiche gedrängt? Das passt doch alles nicht zusammen«, sagte Walz ungeduldig.
»Zu diesem Zeitpunkt waren wir ja auch noch kein Paar …«, antwortete sie verlegen.
»Also, so kurz seid ihr erst zusammen gewesen? Und du hast ihn nie danach gefragt, ob er deine Freundin operiert hatte, bevor sie zu Tode kam?«, fragte Walz ungläubig.
»Natürlich habe ihn danach gefragt, aber er hat mir versichert, dass er damit nichts zu tun hätte.«
»Und das hast du ihm geglaubt, nachdem du wusstest, dass er der Arzt ihres Vertrauens war und sie nach einer Operation verstorben war?«
»Er hat mir glaubwürdig versichert, dass er damit nichts zu tun hatte. Außerdem war ich mir ja gar nicht sicher, ob sie überhaupt nach einem medizinischen Eingriff gestorben ist.«
»Moment, bei unserem Gespräch heute Morgen hat das noch ganz anders geklungen. Da sprachst du davon, dass du von der Operation erfahren hattest.«
»So habe ich das sicherlich nicht gesagt. Ich habe nur erwähnt, dass Florian diese Vermutung ausgesprochen hat. Als ich Bojan davon erzählte, sagte er mir nur, dass er sie jedenfalls nicht operiert hätte.«
»Meinte er damit, dass sie möglicherweise bei einem anderen Arzt gewesen sei?«
»Nein, er sagte mir nur, dass der Leichenbeschauer ein Herzversagen festgestellt habe und es bestimmt bemerkt hätte, wenn sie an den Folgen eines chirurgischen Eingriffs verstorben wäre. Das klang sehr plausibel für mich.«
»Da hat er halt gelogen«, sagte Walz trocken. »Wie gut kennst du eigentlich den Sohn der Verstorbenen, Florian Rost?«
»Wir sind befreundet«, antwortete sie mit überraschtem Gesichtsausdruck.
»Wie gut?«
»Gute Freunde halt. Mehr nicht, falls du darauf anspielen solltest, dass wir etwas miteinander haben. Wie du ja inzwischen weißt, war ich mit Bojan liiert …«
»Was sagte eigentlich Esther Neuhold dazu?«
»Wer und wozu?«
»Na, die andere Geliebte von Bilovic …«
»Ach die«, sagte sie nach einer kurzen Pause mit einem nervösen Lachen, »von der hatte er sich doch schon getrennt.«
»Hatte er? Davon hat sie uns aber nichts erzählt … Immerhin besaß sie noch immer einen Schlüssel zu seiner Wohnung«, sagte Walz ruhig.
Hilfe suchend schaute Elisabeth zu ihrem Anwalt, dieses Thema war ihr offensichtlich äußerst unangenehm.
»Meine Mandantin ist sehr erschöpft durch die Ereignisse der letzten Tage und daher eigentlich nicht vernehmungsfähig«, sagte Rominger schnell. »Von nun an verweigert sie jede weitere Aussage. Wenn Sie ein ärztliches Attest dafür benötigen sollten, kann ich es Ihnen morgen Vormittag ins Büro bringen lassen.«
»Das wird hoffentlich nicht nötig sein. Als unheilbarer Optimist gehe ich davon aus, dass Elisabeth bis morgen wieder hergestellt sein wird«, sagte Walz freundlich und verabschiedete sich mit dem Wunsch nach baldiger Genesung.
»Du fährst mich nach Haus, und dafür lade ich dich ins ›Steman‹ ein«, schlug Walz seinem Kollegen vor, nachdem sie das Haus verlassen hatten. »Dort können wir dann in aller Ruhe plaudern. Allerdings gerät die Geschichte in Gefahr, langsam unübersichtlich zu werden.«
»Gute Idee, das Ganze ist mir ohnehin auf den Magen geschlagen, außerdem gab es bei Martina nur Gemüselaibchen«, erwiderte Vogel mit angewidertem Gesichtsausdruck. »So ein richtig ungesundes Fiakergulasch wär’ jetzt was Feines. Mit einem Würstel drauf und einem großen Bier. Ich gratuliere übrigens zu der
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