Damian
immer Dir. Ich wünschte, ich hätte Dir das alles nicht angetan“, bringt Damian mühsam zustande und es kostet ihn unglaublich viel Überwindung dabei in Rachels hübsches Gesicht zu blicken, in ihre zauberhaften Augen, in denen sich erneut Tränen sammeln.
„Leb wohl.“ Es sind die schwersten Worte, die er sich vorstellen kann und fast wäre er an ihnen erstickt, so trocken ist sein Mund. Und doch hat er es getan. Er lässt Rachel zurück, überlässt sie sich selbst. Es ist das einzig Richtige, versucht er sich einzureden, während er sich umdreht und fast lautlos die Tür hinter sich schließt. Er bleibt noch einige Sekunden vor ihrem Zimmer stehen, um sich zu fassen und mehrmals tief durchzuatmen. Dann ballt er die Hände zu Fäusten und beschließt das zu Ende zu führen, was er vor vielen Jahren begonnen hat.
Kapitel VIII
Seit zwei Tagen ist Damian nun zurück in seinem Londoner Haus in Mayfair. Er hat sich mit einem Verbindungsmann bei Scotland Yard getroffen, der ihm die neuesten Informationen gab. Die Leiche des Professors wurde noch nicht zur Beisetzung freigegeben. Irgendein übereifriger Inspektor hat sich in den Fall regelrecht verbissen. Wahrscheinlich erhofft er sich eine Gehaltserhöhung oder eine Beförderung, wenn er den seltsamen Zustand des Leichnams des Professors aufklären kann. Damian entlockt das alles nur ein zynisches Lächeln. Er hat diesen ehrgeizigen Kerl kurzerhand in einer Nebenstraße abgefangen und ist in seine Gedanken eingedrungen. Es gab dort nichts zu erfahren, was er nicht ohnehin schon wusste, also manipulierte er die Erinnerungen des Inspektors und ließ den Tod Rubins unspektakulär und als einen tragischen Unfall eines demenzkranken, alten Mannes aussehen. Dann verschaffte er sich Zugang zum Leichenschauhaus, zog sich die Akte heran und manipulierte den Obduktionsbericht. Danach suchte er noch den Arzt auf, der den Bericht zu der Untersuchung der Leiche verfasst hatte, sowie alle anderen Sterblichen, die irgendwie an diesem Fall dran waren. Er legte falsche Fährten und verwischte Spuren, er fälschte Akten und drang in die Gehirne all dieser Personen ein und pflanzte ihnen andere Erinnerungen in ihr Gedächtnis, so dass nun alles stimmig nach einem Unfall aussah. Es war nicht schwer, das alles in den letzen 48 Stunden zu bewerkstelligen. Er hat solche Aufgaben schon tausendfach erfolgreich abgeschlossen. Was er jedoch nicht erfahren hat, ist der eigentliche Grund des Todes des Professors. Er war heute bei Melanie Porter, einer Vampirin, die seit hunderten von Jahren hier in London lebt und der nichts entgeht, was mit ihrer Art zu tun hat. Aber auch sie konnte ihm nicht weiter helfen. Frustriert sitzt Damian an seinem Schreibtisch und starrt ins Leere. Er denkt an Rachel, obwohl er genau weiß, dass er das nicht tun sollte. Sein Herz wird schwer und die Versuchung sie anzurufen und zu fragen, wie es ihr geht, wird fast unerträglich. Aber er beherrscht sich, reißt sich zusammen und versucht seine Gedanken in eine andere Bahn zu lenken. Was ihm natürlich nicht gelingt. Mit ein wenig Konzentration könnte er ihre Gefühlslage genau wahrnehmen. Aber will er das wirklich? Will er ihre Abscheu, ihre Wut, Enttäuschung und Verachtung wirklich am eigenen Leib spüren. Reicht es ihm nicht aus zu wissen, was sie für ihn empfindet?
Seit achtundvierzig Stunden hat er nicht mehr geschlafen. Müde fährt er sich durch die Haare und schließt die Augen. Auch das sollte er nicht tun, denn immer wenn er die Augen schließt, sieht er ihr zauberhaftes Gesicht und dieses entzückende Lächeln, dass sie ihm so scheu schenkte, wenn sie Liebe miteinander gemacht haben. Damian reißt die Augen auf. Es ist zum Verzweifeln. Rachel verfolgt ihn, jagt ihn in seinen Erinnerungen, bringt ihn fast zum Wahnsinn. Was hat er sich bloß dabei gedacht, sich ausgerechnet in eine sterbliche Frau zu verlieben? Warum musste es Rachel sein? Warum berührt sie sein kaltes Herz so sehr, dass er ohne sie nicht mehr sein will? Warum ist sie überhaupt in sein Leben getreten? Wären sie einander nie begegnet, dann wäre er weiter unaufhörlich den Pfad des Todes weitergegangen und sie hätte ihr einfaches, langweiliges, sterbliches Leben weiter leben können. Verdammt! Wütend greift Damian nach dem schweren Briefhalter und wirft ihn gegen die, seiner Meinung nach, viel zu laut tickende antike Standuhr. Das Klirren des Glases, das Scheppern des Metalls der Zeiger, das Zerbersten des Holzes, das
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