Damian
Bilder vor sich, wie sie beide unter der Dusche stehen und sie sich ihm anbietet. Und danach, wie sie sich geliebt haben und er ihr Blut trank, dass so hinreißend lieblich schmeckte.
„Verdammt!“ Damian schlägt mit der flachen Hand gegen die Fließen. Grimmig schließt er den Wasserhahn und steigt aus der Dusche. Als er nach dem Handtuch greift, fällt das Pyjamaoberteil auf den Fußboden, das Rachel zuletzt getragen hat. Er starrt darauf, als wäre es ein gefährliches Insekt. Er weicht sogar einen Schritt davor zurück. Nach einigen Sekunden des Zögerns geht er jedoch wieder einen Schritt darauf zu und hebt es auf. Es ist nur ein Stück Stoff und doch verbindet er die schönsten Augenblicke seines Lebens damit. Langsam und überaus vorsichtig hebt er es an und führt es sacht an sein Gesicht. Dann schließt er die Augen und inhaliert tief ihren Duft.
„Was hast Du mir nur angetan, Rachel!“, flüstert er mit geschlossenen Augen gegen den weichen Stoff. Dann jedoch geht ein Ruck durch ihn und er wirft den Pyjama mit lautem Brüllen in die nächste Ecke. Knurrend stellt sich Damian an die Waschbecken und stützt sich mit den Händen am Porzellan ab. Er hält den Kopf gesenkt und atmet schwer. So kann, so darf es nicht weitergehen. Er hebt den Kopf und blickt in das Gesicht im Spiegel. Er ist unrasiert und unter seinen Augen liegen tiefe Schatten. Er ist blass, und das obwohl er satt ist und wahrlich genug Blut getrunken hat. Das Blut dieser Frauen hat ihn genährt, mehr aber auch nicht. Es war bei weitem nicht das, was er bei Rachel empfunden hat. An Rachels Vene zu saugen, sie in seinen Armen zu halten, war erregend und aufwühlend zugleich und spülte eine Flut von Emotionen durch seinen toten Körper, wie er es nie zuvor erlebt hat. Damian blickt in sein eigenes Spiegelbild und sieht einen Mann, dessen Herz immer noch an Rachel hängt. Seine Haare sind zerzaust und sein Mund ist zu einer grimmigen, schmalen Linie zusammengepresst. Seine dunklen Augen sind matt und dunkel. Als Rachel noch bei ihm war haben sie geglänzt und die hellen Flecken schienen zu leuchten. Er schließt seine brennenden Augen und seine Hände umklammern schmerzhaft den Waschtisch. Schließlich richtet er sich auf, löscht das Licht und geht zurück in sein Schlafzimmer. Er muss sich ausruhen, das jedenfalls sagt ihm sein Verstand. Er muss zu Kräften kommen, denn seine Begegnung mit Leylha wird ihm alles abverlangen. Nackt klettert er unter die Bettdecke, löscht das Licht und starrt noch einige Minuten ins Dunkel. Seine Gedanken kreisen unaufhörlich um Rachel. Ihre erste Begegnung, ihr erstes scheues Lächeln, das Strahlen ihrer Augen, all diese Bilder verfolgen ihn und lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Sein untotes Herz hämmert schmerzhaft gegen seine Brust. Zweifel plagen ihn plötzlich, ob es wirklich richtig war, sie bei den DeMaurieres zu lassen. Er stöhnt leise auf und schließt die Augen. Schon empfangen ihn Bilder voller Lust und Zärtlichkeit. Er wird niemals vergessen wie zauberhaft ihr Gesicht im Schlaf aussieht, wie sexy es ist, wenn sie auf ihrer Unterlippe kaut und wie glücklich er war, wenn sie nach einer Nacht voller Leidenschaft in seinen Armen lag. Damian reiß die Augen auf und starrt erneut in das Dunkel des Zimmers. Er hat keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Er wird sie niemals vergessen, sie wird auf ewig sein Herz besitzen und er wird unerträgliche Qualen leiden, wenn sie einander nie wieder sehen. Aber er hat ihr versprochen sie freizugeben und er wird zu seinem Wort stehen, auch wenn er daran elendig zugrunde geht.
Damian wälzt sich eine halbe Stunde lang unruhig hin und her, bis er sich entschließt wieder aufzustehen. Er zieht eine ausgewaschene Jeans an und ein helles Shirt. Dann geht er erneut hinunter in sein Arbeitszimmer. Die zerborstenen Teile der Standuhr liegen immer noch auf dem Boden verstreut, so dass er einen Bogen darum machen muss. Er setzt sich hinter seinen Schreibtisch und fährt den Computer hoch. Keine zwei Minuten später setzt er seine Arbeit fort, weitere Hinweise über die Zusammenhänge zwischen dem Professor und dem Orden zu suchen.
Vier Uhr. Damian reibt sich die Augen und fährt sich dann gedankenverloren durch die Haare. Er hat nichts im Internet gefunden, dass er nicht bereits wusste. Plötzlich spannt sich sein Körper an, sein Herz schlägt um einige Takte schneller und sein Nerven beginnen zu vibrieren: Sie ist da!
„Hallo, Damian“, hört er ihre
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