Damian
Stimme so sanft und so einnehmend. Er blickt auf und sieht sie in der Tür zu seinem Arbeitszimmer stehen. Wie eine unsichtbare Macht greift sie nach ihm, zieht an ihm, ohne dass er etwas dagegen tun kann. So ist das eben zwischen dem erschaffenen Vampir und seinem Schöpfer. Damians Mund ist trocken, es bereitet ihm Mühe die Worte zu formulieren, denn ihre mentale Kraft hat ihn bereits fest in ihren Klauen. „Leylha“, bringt er mühsam hervor und konzentriert sich darauf in seinem Sessel sitzen zu bleiben. Langsam bewegt sich ihre zierliche, schlanke und überaus hübsche Gestalt auf ihn zu. „Wie lange ist es her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben? Ein paar Jahrzehnte, Jahrhunderte oder sogar ein Jahrtausend?“ Leylhas Stimme klingt so klar und rein wie das leise Plätschern eines unberührten Bergbaches.
„Eintausendzweihundertdreiundsiebzig Jahre“, entgegnet ihr Damian und bemüht sich seiner Stimme einen festen Klang zu geben. Leylha lacht auf.
„Immer noch der Mathematiker? Du überraschst mich Damian. Ich dachte, Du hättest Dich inzwischen anderen Interessen zugewandt.“ Sie geht auf das Sofa zu und wenn er es nicht besser wüsste, würde er meinen, sie schwebt sacht über dem Teppich.
„Du hast Dich verändert“, versucht Damian das Gespräch fortzusetzen.
„Du meinst meine Haare?“ Wieder lacht sie auf und es klingt wie das fröhliche Zwitschern eines Vogels. „Man muss doch mit der Zeit gehen und diese schwarzen, kurzen Haare sind derzeit wohl sehr angesagt, so erklärte es mir jedenfalls ein Frisör in Paris.“ Leylha fährt sich mit ihren schmalen Händen lächelnd durch die kurze Mähne. „Du hast Dich kaum verändert, Damian. Du bist immer noch ein sehr attraktiver Mann. Dir müssen die Frauen zu Füßen liegen“, fordert sie ihn heraus. Damian bemüht sich seine Gedanken und Erinnerung verschlossen zu halten, aber der stechende Schmerz in seinem Kopf verrät ihm, dass sie bereits in seine Gedanken eindringt.
„Was führt Dich nach London?“, versucht er sie abzulenken und so gelassen wie möglich zu klingen. Leylha hat sich auf dem Sofa niedergelassen und schlägt elegant ein Bein über das andere. Dabei rutscht ihr ohnehin schon viel zu kurzer Rock noch ein wenig höher und entblößt noch ein wenig mehr von ihren schlanken Beinen.
„Ich bin gekommen, weil ich etwas von Dir haben will“, erklärt sie ohne Umschweife und sieht ihm das erste Mal in die Augen. Als sich ihre Blicke treffen, fährt es wie ein Stromstoß durch Damians Körper. Ihre grünen Augen bohren sich förmlich in seinen Schädel.
„Du weißt, dass es nichts gibt, was ich Dir freiwillig geben würde“, entgegnet Damian mit rauer Stimme.
„Immer noch der Rebell von früher?“ Leylha lacht kurz und kehlig auf. „Und Du weißt, ich habe Mittel und Wege um zu bekommen, was ich will“, stellt sie ruhig klar.
„Wenn Du etwas von mir willst, warum hast Du dann versucht mich zu töten?“, wirft Damian ihr nun seinerseits den Ball zu. „Du meinst diesen überaus ärgerlichen Zwischenfall auf der Landstraße? Nun, wenn es Dich beruhigt, ich war es nicht. Du hast die Aufmerksamkeit des Ordens auf Dich gelenkt.“
„Womit sollte ich das getan haben?“, gibt sich Damian unschuldig.
„Diesen Professor in Dein Haus einzuladen, war nicht sehr klug.“
„Dann hat also der Orden versucht mich zu töten? Und was ist mit dem Professor? Hat der Orden da auch seine Hände im Spiel?“, versucht Damian endlich mehr in Erfahrung zu bringen. Leylha nickt beiläufig, während sie sich ihre frisch manikürten Fingernägel betrachtet.
„Rubins war dem Orden lästig geworden. Der gute Professor hat einfach zu viel Staub aufgewirbelt. Die Herren im Vatikan mögen es nicht, wenn jemand laut hinausposaunt, dass es übernatürliche Wesen gibt.“
„Aber der Körper des Professors war blutleer“, hakt Damian nach. Leylha zuckt mit den Schultern.
„Vielleicht ist er bei seinen Recherchen an den falschen Informanten geraten“, antwortet Sie ihm gelassen und faltet die Hände in ihrem Schoß.
„Und, hast Du nun alle Informationen die Du so dringend benötigst?“, fragt sie ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue gelangweilt. Sie ist eine manipulative, intrigante Schlange, das weiß Damian nur zu gut. Und dass sie ihn offensichtlich beobachtet hat oder ihn beobachten ließ, wird jetzt offensichtlich. Aber wie viel weiß sie über Rachel? Schnell versucht er seine Gedanken zu verbergen.
„Dann glaubst
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