Damian
akzeptieren, dass sie nun ein Geschöpf der Nacht ist. Sie findet diese Bezeichnung irgendwie romantisch, obwohl das Vampir sein für sie noch nichts dergleichen hervorgebracht hat. Während sie weiter in die Dunkelheit der Nacht starrt und fasziniert feststellt, dass sie alles, die Bäume, deren Blätter, die Rosen, ja sogar die Dornen der Rosen gestochen scharf sieht, beginnt ihr Körper sich auf eine seltsame Art freudig erregt anzuspannen. Ihre feinen Nackenhärchen stellen sich auf und ein wohliger, prickelnder Schauer jagt über ihren Rücken. Ihr Herz beginnt kräftiger zu schlagen und ihr Körper scheint auf irgendetwas zu reagieren, denn sie erfasst plötzlich eine Unruhe, die sie nur vergleichen kann mit der Vorfreude eines Kind zu Weihnachten.
Es klopft und sie zuckt erschrocken zusammen. Sie war so auf ihre Empfindungen konzentriert, dass sie die Schritte auf dem Flur, die sie sonst genau hört, nicht wahrgenommen hat. Nur einer kann sich so lautlos bewegen: Damian.
„Ja, bitte“, antwortet sie ihm ruhig um ihre Aufregung zu verbergen. Er betritt ihr Zimmer und schon entschließt sich ihr Körper wieder zu seinem faszinierenden Eigenleben. Ohne ihr Zutun geht sie ein paar Schritte auf ihn zu. Es kostet sie eine nicht unerhebliche Portion Willenskraft sich nicht in seine Arme zu werfen. Ihr Körper reagiert wie ein Magnet auf Damian.
Sie betrachten einander, schweigend. Rachel fällt auf, dass er tiefe Schatten unter seinen Augen hat und müde aussieht. Und doch ist er immer wieder eine imposante Erscheinung. Allein seine Größe und die machtvolle Ausstrahlung lassen sie klein und unwichtig erscheinen.
„Ich werde zurück nach London gehen“, beginnt er und seine Stimme ist ein dunkles, fast gefährliches Knurren.
„Warum?“, fragt Rachel und findet ihre Stimme hingegen klingt wie das Piepsen einer Maus.
„Der Professor wurde tot aufgefunden“, gibt Damian preis und Rachel schlägt vor Entsetzen die Hand vor ihren Mund um nicht aufzuschreien. Sie sieht ihn sekundenlang mit weit aufgerissenen Augen an. Schließlich hat sie sich wieder unter Kontrolle und will mit gebrochener Stimme wissen:
„Was ist mit ihm geschehen? War es ein Unfall?“ Sie hofft inständig, dass diese Vermutung stimmen mag und legt all ihre Hoffnung darin.
„Nein. Er wurde getötet.“ Rachel senkt den Blick und beginnt am ganzen Körper zu zittern. Tränen fluten ihre Augen und tiefe Trauer und Schmerz legen sich um ihr Herz. Damian geht zu ihr, vorsichtig, abwartend. Schließlich berühren seine Hände zuerst sacht ihre Schultern. Und als er merkt, dass sie seine Berührung zulässt, zieht er sie zu sich heran und nimmt sie fest in seine Arme, um ihr Trost zu spenden.
„Es tut mir leid“, flüstert er gegen ihr Haar und hält die schluchzende Rachel gegen seine Brust gedrückt. Er gibt ihr einige Sekunden, um den ersten Schock zu verdauen, ehe er ihr den nächsten versetzt.
„Ich werde nach London fahren um seinen Mörder zu finden. Ich verspreche Dir, wer auch immer Rubins getötet hat, wird dafür büßen.“ Damian weiß, dass der Professor Rachel viel bedeutet hat und deswegen fällt ihm dieses Versprechen auch nicht schwer.
„Wo ist er? Kann ich mitkommen?“ Rachel schaut auf und das erste Mal seit ihrer Wandlung sieht sie in Damian nicht den Vampir sondern den Mann, den sie geliebt hat und dem sie all ihr Vertrauen schenkte.
Der Blick in ihre traurigen, verweinten Augen bricht Damian das Herz. Sanft streicht er mit seinen Fingern die Tränen aus ihrem Gesicht.
„Ich kann Dich nicht mitnehmen. Es wäre zu gefährlich. Scotland Yard untersucht den Leichnam und ich habe einen bestimmten Verdacht, wer dem Professor das angetan haben könnte.“ Er macht eine kleine Pause, betrachtet liebevoll ihr Gesicht.
„Ich möchte, dass Du hier bleibst, bei den DeMaurieres. Hier bist Du in Sicherheit!“ Panik flackert plötzlich in Rachels Augen auf.
„Du willst mich alleine lassen?“, will sie verunsichert von ihm wissen und windet sich aus seinen Armen um einige Schritte auf Abstand zu gehen.
„Es ist besser so“, versucht er ihr seine Entscheidung wenig geschickt verständlich zu machen.
„Zuerst verwandelst Du mich in ein bluttrinkendes Monster und jetzt lässt Du mich hier sitzen?“ Sie kann nicht fassen, was Damian vorhat und in ihrem Inneren kocht sie vor Wut und Enttäuschung.
„Ich kann mehr erreichen, wenn ich ohne Dich den Dingen nachgehe. Es wäre viel zu gefährlich für Dich.“
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