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Damian

Damian

Titel: Damian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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bezahlt hat und ein sehr großzügiges Trinkgeld auf den Tisch gelegt hat, fahren sie mit einem Pferdewagen etwas außerhalb, an den Rand der Stadt. Damian bittet den Kutscher zu warten, hilft Rachel aus dem Wagen und nimmt ihre Hand. Wortlos gehen sie auf zwei größere Gebäude zu, die sich im Dunkeln vor ihnen erheben. Sie bleiben an einer Holztür stehen, neben der eine Laterne spärlich Licht spendet. Damian klopft und sie warten. Rachels Herz klopft vor Aufregung und sie hat keine Ahnung, was sie wohl hinter der Tür erwarten wird. Das Haus ist weiß getüncht und sieht sehr schlicht aus und doch vermittelt es den Eindruck, als wenn die Menschen, die hier leben einen gewissen Wohlstand genießen. Rachel erkennt kleine Fenster, dessen Holzläden verschlossen sind. Schließlich wird die Tür vor ihnen um einen winzigen Spalt geöffnet. Damian und die Frau hinter der Tür wechseln ein paar arabische Worte miteinander. Dann wird die Tür weiter geöffnet und sie dürfen eintreten. Rachel geht an einer tief verschleierten Frau vorbei, die eilig wieder hinter ihnen die Tür verriegelt. Erneut murmelt die Frau leise etwas auf ägyptisch, auf das Damian nur mit einem Kopfnicken antwortet. Als die Frau an ihnen vorbei geht, treffen ihre braunen Augen auf Rachel und blicken sie nicht gerade freundlich an. Sie führt die beiden durch einen Korridor, der rechts und links von verschlossenen Türen gesäumt ist. Der Gang endet in einem großen Raum, ein Speisezimmer vielleicht, mit vielen Stühlen und Tischen. An der einen Seite des spärlich beleuchteten Raumes entdeckt Rachel eine Schiefertafel. Sind sie vielleicht in einer Schule? Und was hat Damian vor, der immer noch fest ihre Hand hält. Sie verlassen den großen Raum um am Ende rechts in einen Flur zutreten, der in ein weiteres Zimmer mit einem Tisch und Stühlen führt. Dieser Raum ist durch Lampen hell erleuchtet und weitere Frauen sitzen über Bücher und Papiere gebeugt darum. Wieder spricht Damian ein paar Worte mit ihnen und schließlich antwortet eine von ihnen auf Englisch und heißt Damian und seine Begleitung willkommen.
    „Wir freuen uns immer, wenn Besucher unseren Kindern eine kleine Abwechslung schenken. Aber warum so spät in der Nacht?“
    „Wir sind erst spät angekommen“, entschuldigt sich Damian und wird von dem Wimmern eines Säuglings unterbrochen. Er schaut auf und Rachel folgt seinem Blick. Eine der tief verschleierten Frauen hält ein Bündel im Arm. Damian deutet ihr zu ihm zu kommen. Als sie vor ihm steht, verlangt er, ihm das Bündel zu reichen. Sie tut es ohne Nachfrage. Rachel beobachtet fasziniert was hier vonstatten geht. Entweder manipuliert Damian die Gedanken der Frauen oder aber man kennt ihn. Jetzt lüftet Damian das Tuch, in dem das Baby eingewickelt ist und schaut in dessen kleines, schmutziges Gesicht.
    „Ich unterstütze Waisenhäuser in ganz Ägypten. Ich rede nicht viel darüber, es ist eine sehr persönliche Sache“, erklärt er Rachel leise, um das Kind in seinen Armen nicht aufzuschrecken.
    „Ich bin auch eine Waise, wie Du ja weißt und hätte ich meine Zieheltern nicht gehabt, wäre ich womöglich verhungert und gestorben.“ Weiter kommt er nicht, denn das Baby in seinen Armen reckt eine winzige Hand mit winzigen Fingern empor. Damian legt seinen Zeigefinger in die Hand des Kleinen und dieser greift sogleich zu und hält sich daran fest.
    „Er ist noch so klein. Seit wann ist er hier und wie alt ist er?“, will er nun von der Frau wissen, die englisch mit ihm sprechen kann.
    „Vor fünf Tagen. Er lag auf den Stufen vor der Schule. Wir wissen nicht, wie er heißt oder wie alt er ist. Wir schätzen, er ist nicht älter als fünf Monate“, gibt sie leise Auskunft. Damian blickt erneut auf den Säugling in seinem Arm.
    „Er ist sehr krank“, fügt die Frau flüsternd hinzu.
    „Haben sie genug Medikamente? Essen? Milch?“, erkundigt sich Damian besorgt. Die Frau nickt.
    „Wird er es schaffen?“, fragt Damian und wirft erneut einen Blick auf das schmale Gesicht des Kleinen.
    „Wenn Allah es will“, ist die wenig hoffnungsvolle Antwort. Schweigen, das für Rachel fast unerträglich wird. Dann, aus der gegenüber liegenden, dunklen Ecke, ein Rascheln, so als wenn sich jemand aufrichtet. Und dann sieht Rachel genauer hin und erkennt eine Frau. Sie ist in Decken und Tücher gewickelt und ebenfalls verschleiert.
    „Sind sie das Mr. Cunningham?“, flüstert eine brüchige Stimme. Damian steht auf, reicht das

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