Damian
geändert. Und das nur, weil er sie genährt hat, sie sein Blut trinken durfte und er ihr Facetten der körperlichen Lust aufgezeigt hat, die sie nie ohne ihn kennengelernt hätte.
„Gute Nacht“, antwortet Rachel schließlich und ergibt sich dem Ruf ihres Körpers nach Schlaf. Aber sie träumt schlecht: von wimmernden Kindern, alten Frauen und dunklen Schatten. Und sie weint, weint um ihren Mann, um Damian. Als sie am frühen Morgen schluchzend aufwacht nimmt Damian sie sofort in seine Arme.
„Es ist gut, Liebling. Es war nur ein böser Traum. Ich bin bei Dir“, versucht er sie zu trösten. Bereitwillig taucht sie ein in die Geborgenheit, die er ihr schenkt und bald fällt sie zurück in den Schlummer. Damian hingegen kann nicht mehr schlafen. Den Gedanken, den er vorletzte Nacht hatte, wird er heute in die Tat umsetzen. Also wird es Zeit aufzustehen und die Dinge anzupacken. Assuan ist eine große Stadt und dort wird er bekommen, was er sucht.
Assuan.
Sie sind eher angekommen als erwartet. Damian geht durch die Gassen des Basars, auf der Suche nach einem ganz bestimmten Geschäft, als sein Handy klingelt.
„Ja?!“ Luca ist am anderen Ende der Leitung.
„Hi. Ich wollte fragen, wie es Euch so geht.“ Damian zieht die Augenbrauen abwartend zusammen.
„Gut, soweit“, antwortet er ausweichend. Irgendetwas gefällt ihm an diesem Anruf nicht.
„Okay. Also…hier die neuesten Gerüchte, ich dachte es würde ich interessieren.“ Damian antwortet nicht, seine Lippen sind zu schmalen Strichen zusammengezogen und er blickt sich düster unter seinen immer noch zusammengezogenen Augenbrauen um.
„Der Orden hat sich konstituiert. Ein gewisser Kardinal Guiseppe Compte führt ihn an. Sie haben Sterbliche aus den ehemaligen Reihen der Schweizer Garde angeheuert. Angeblich soll es auch Kontakte zur Mafia geben. Diese Leute werden die Drecksarbeit erledigen und sind bereits ausgezogen, um Vampire zu suchen und zu eliminieren. Bei der Neuen Generation herrscht Alarmstufe rot. Denn angeblich existiert eine Liste.“ Luca lässt Damian ein paar Sekunden um das Gehörte zu verdauen.
„Damian, Du und Rachel, ihr steht ganz oben auf dieser Liste!“, warnt Luca seinen Freund eindringlich.
„Ist Deine Quelle vertrauenswürdig?“, will Damian knurrend wissen.
„Ja. Ich denke schon“, bestätigt ihm Luca nach kurzem Zögern.
„Danke“, ist alles, was Damian mit belegter Stimme erwidert.
„Passt auf Euch auf!“, gibt Luca ihm besorgt auf den Weg, ehe die Verbindung unterbrochen wird. Damian verspürt plötzlich den dringenden Wunsch sofort zurück auf das Boot zu gehen und nach Rachel zu schauen. Aber dann müsste er sein Vorhaben, seine ganz besondere Überraschung für Rachel, aufgeben. Nein. Er hat zwei Männer, die das Boot bewachen und wenn er sich beeilt, dann ist er in fünfzehn Minuten wieder an Bord und kann die hoffentlich noch schlafende Rachel wecken. Verdammt, hat das alles denn nie ein Ende?, fragt er sich, als er mit schnellen Schritten auf einen kleinen, unscheinbaren Laden ohne Fenster zugeht.
Zunächst besuchen sie den Steinbruch von Assuan. Hier liegt noch ein unvollendeter Obelisk, den, so bestätigt es Damian, Königin Hatschepsut in Auftrag gegeben hat. Er war für den Tempel in Karnak bestimmt, aber die Risse in dem Rosengranit führten zur Einstellung der Arbeiten. Damian reicht ihr einen Stein. Er ist rund und liegt schwer in der Hand.
„Was ist das?“, will Rachel interessiert wissen.
„Dolerit. Es ist härter als Granit. Es ist ein Basaltgestein und die Hämmer der Steinmetze wurden damit ausgestattet. Sie bearbeiteten den Granit damit.“ Fasziniert wendet Rachel den Stein hin und her.
„Hier an dieser Kante kannst Du es ausprobieren“, fordert Damian sie auf. Vorsichtig und dann fester schlägt sie mit dem Dolerit auf die Kante eines hervorstehenden Granitblocks. Und siehe da, winzige Stücken brechen ab. Erstaunt schaut sie Damian an.
„Aber einen solch riesigen Obelisken zu bearbeiten muss es Jahre gedauert haben“, stellt sie fest.
„Hatschepsut wollte einen der größten Obelisken erstellen lassen. Und ja, die Arbeiten haben Jahre angedauert und endeten mit den fatalen Brüchen im Stein“, kommentiert Damian die antike Arbeit. Rachel ist still heute, fällt Damian auf. Sie ist vielleicht noch müde, obwohl er sie bis zum Nachmittag hat schlafen lassen. Sie hat fast die ganze Fahrt von Kom Ombo nach Assuan verschlafen. Er tritt auf sie
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