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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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und schnüffelte. Er wälzte sich auf den Rücken, griff in seinen Schafledersack und stieß auf das leise knisternde Wachspapier, in das der Käse eingewickelt war.
    Er hörte verzweifeltes Scharren auf dem gefrorenen Bach, und dann prallte Macchiatas breiter Kopf mit Wucht gegen die hintere Mauer.
    »Muttergottes, was ist denn?« rief Damiano und spähte mit zusammengekniffenen Augen in die Tiefe des dunklen Schlundes.
    »Frühstück. Vielleicht?« antwortete Macchiata und wedelte dabei nicht nur mit dem Schwanz, sondern mit ihrem ganzen Körper.
    Damiano lachte. »Vielleicht.«
    Er teilte den Käse in zwei Hälften, wie er das immer zu tun pflegte; denn wenn sie auch viel kleiner war als er, so hatte sie doch, das wußte er, einen weit herzhafteren Appetit als er. Das war auch der Grund, weshalb Damiano überschlank, seine Hündin aber dick war.
    Er spülte Brot und Mozzarella mit Wein hinunter. Macchiata leckte Schnee. Dann packte er seine Sachen zusammen, hielt die Laute an seinen Bauch gedrückt und kroch aus der Höhle hinaus.
    Es war ein schöner Morgen. Die Sonne schien strahlend auf dichten weißen Schnee, und die vereinzelt stehenden Fichten trugen weiße Umhänge und Mützen. Nicht ein Abdruck war in der Schneedecke der Straße zu sehen, die glatt wie eine Mörtelwand ansteigend gen Norden verlief. In der Ferne, hinter den Vorbergen und hinter dem dunklen Gürtel des Waldes, war am Horizont eine Kette zackiger Spitzen zu sehen.
    Die Alpen, so weiß und spitz wie die Zähne eines jungen Hundes. Selbst Damianos schlechte Augen konnten sie erkennen.
    »Bei Johannes dem Täufer – ist das eine Pracht!« Er kletterte zwischen aufstäubenden Schneewolken den Hang hinunter. »Eine angenehme Nacht, ein voller Bauch, und die Straße, die wie ein türkischer Teppich vor uns liegt. Wäre nicht die Not der Bürger von Partestrada, möchte ich mir nichts anderes wünschen.«
    Verdutzt sah Macchiata, der ein Klumpen Schnee an der Schnauze hing, zu Damiano auf.
    »Aber du hättest doch jederzeit in der Höhle schlafen können, Herr. Du hättest damit nicht warten müssen, bis du aus deinem Haus vertrieben wirst.«
    Damiano grinste von einem Ohr zum anderen und sprang über das gefrorene Bachbett, das den Hügel hinabführte.
    »Da hast du natürlich recht, meine Kleine. Und weißt du was? Ich finde, du bist sehr klug.«
    Macchiata spitzte stolz die Ohren. Ein solches Kompliment hatte Damiano ihr noch nie gemacht.
    »Wir führen unser Leben und sind an unsere kleinen Aufgaben und Besitztümer gebunden und erfahren nie, wie frei wir sein könnten, wenn es Gott nicht ab und zu einfiele, uns davon loszueisen. Weißt du, wer wahres Glück erfuhr? Ich werde es dir sagen – Giovanni di Bernardone, den unser Heiliger Vater unter dem Namen Franz heiliggesprochen hat. Er hatte keinen weltlichen Besitz, und die Welt hatte keinen Anspruch auf ihn. Er pflegte barfuß singend durch den Schnee zu wandern.«
    Damiano fing selbst an zu singen, obwohl er nicht barfuß ging, sondern weiche Lederstiefel mit wollenem Futter trug. Er fand es anstrengend, zu gleicher Zeit zu steigen und zu singen.
    »Du hast eine schöne Stimme, Herr«, lobte Macchiata, da sie meinte, ein Kompliment verdiene das andere.
    »Wie? Danke, Macchiata, aber sie ist nichts Besonderes. He, weißt du, was ich tue? – Natürlich erst, wenn ich Carla gefunden habe. Wenn die Soldaten sie beraubt haben, gebe ich ihr mein Geld und – also jedenfalls – danach gehe ich über die Rhone nach Frankreich und hinterher vielleicht nach Deutschland, denn dort befinden sich Herz und Seele der Alchimie, verstehst du. Ja, warum nicht? Ich bin jung und kräftig.«
    Er fühlte sich tatsächlich kräftig – kräftig genug, um einen jungen Stier bei den Hörnern zu packen und ihm den Kopf nach unten zu reißen, wie die stämmigen Bauern das beim Erntefest taten, um mit ihrer Kraft zu prahlen.
    »Verstand habe ich auch, und ich habe fleißig studiert.« Doch plötzlich fiel Damiano ein, daß Carla Denezzi nicht in Deutschland sein würde, sondern daheim in Partestrada. »Und dann«, schloß er nicht mehr ganz so überschwenglich, »wenn ich einen Namen habe und mein Wort Männern von Rang und Bildung etwas bedeutet, werde ich meine Macht für Partestrada einsetzen. Ich werde zurückkehren.«
    Macchiata hatte dem Vortrag mit einiger Sorge zugehört.
    »Und was wird aus mir, Herr?« winselte sie jetzt.
    Damiano sah überrascht zu ihr hinunter.
    »Du bleibst natürlich an meiner Seite,

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