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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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meine Kleine. Solange wir beide auf dieser Erde leben, wird nichts uns trennen.«
    Nach diesem Versprechen setzten sie ihren Weg eine Weile schweigend fort. Macchiatas robustes kleines Herz war von Glück erfüllt, und sie war tief gerührt von der Wichtigkeit ihrer Verpflichtung gegenüber Damiano. Dem gingen gleichzeitig alle möglichen Gedanken und Pläne durch den Kopf. Er würde die Bürger von Partestrada in das Tal von Aosta führen, denn Aosta war viel größer als Partestrada und außerdem weit näher an Chambéry und somit dem Grünen Grafen von Savoyen. Dorthin würde Pardo nicht zu folgen wagen.
    Später wollte Damiano dann nach Frankreich gehen, um dort ein Gedicht über Piemont und Partestrada zu schreiben. Es sollte ›Die Kümmernisse der Verbannung‹ heißen, und würde den Menschen tief ans Herz greifen. Er spürte es schon jetzt in sich, wie das Hühnchen in einem Ei. Es sollte aber nicht nur ein Gedicht werden, sondern ein Werk der Musik, den Balladen gleich, die die alten Troubadoure gesungen hatten. Damiano würde auf seiner Laute spielen, wie Raphael es ihn gelehrt hatte – in Frankreich war man musikalisch weit liberaler als in Italien –, bis den Leuten das Herz blutete vor Schmerz um Partestrada. Denn war nicht die Kunst schließlich doch die stärkste Waffe der Menschen?
    Damiano dachte darüber nach, während er durch den knirschenden Schnee stapfte. Ja, sie war stark, gewiß, aber sie wirkte nur langsam. Dante, der mit seinen Gesängen über Florenz die Herzen der Menschen so stark bewegt hatte, war nie nach Florenz zurückgekehrt. Damiano seufzte und schüttelte den Kopf. Die frische Kraft des frühen Morgens war schon verbraucht, und ebenso war die Wärme des Weins erkaltet. Je höher die Straße anstieg, desto tiefer wurde der Schnee; Macchiata sank bis zum Brustbein ein, während sie an seiner Seite trottete und den Kopf hoch trug wie ein nervöses Pferd.
    Vielleicht war Deutschland ein besseres Ziel. In Deutschland gab es wenigstens einen Kaiser, und Kaiser können sich Großmut leisten. Aber Damiano war kein Narr; er wußte, was es bedeutete, einen Fremden bei der Schlichtung eines lokalen Streits um Hilfe zu bitten. Zum Ruhme würde es ihm gewiß nicht gereichen, wenn er als der Mann bekannt wurde, der den Wolf des Nordens über die Alpen geholt hatte.
    In Nürnberg, hieß es, gab es viele Schriftrollen, die von Maria der Jüdin und Schülern des großen Hermes Trismegistus selbst geschrieben worden waren. In Nürnberg lebte jetzt der weise Nicolas, den sie einen Propheten nannten. Damiano hatte zwar keine Ahnung, welche Art von Hilfe die Kunst der Alchimie Partestrada bieten konnte, doch es lockte ihn sehr, nach Nürnberg zu reisen.
    »Herr«, begann Macchiata und lehnte ihre Schulter an seine Wade.
    »Hm. Was denn? Macchiata, meine Kleine, gehe ich dir zu schnell?«
    »Nein«, antwortete sie, unfähig wie jeder Hund, Müdigkeit zu erkennen, bevor sie ihn umwarf. »Aber ich habe nachgedacht… Wenn ich deine Kleine bin und nichts uns trennen kann, bis wir sterben, warum schickst du mich dann immer weg?«
    »Das tu’ ich gar nicht«, rief Damiano betroffen.
    »Doch. Jeden Frühling und jeden Herbst zwei Wochen lang.«
    »Ach so.« Damiano zog die Brauen hoch, und das wirre dunkle Haar fiel ihm in die Augen. »Das ist notwendig. Ich tue das nicht gern, aber du bist – eine Hündin, und die haben Zeiten, während der sie allein sein müssen.«
    »Aber ich will nicht allein sein. Nie«, erklärte sie schlicht. »In diesen Wochen ist nichts anders – höchstens habe ich das Bedürfnis nach – nach Gesellschaft, und dann finde ich es am allerschrecklichsten, eingesperrt zu sein.«
    Damiano starrte unerschüttert die Straße hinauf. Der Wind pfiff ihm um die unbedeckten Ohren, die langsam sehr rot geworden waren.
    »In diesen Zeiten bist du nicht du selbst«, behauptete Damiano. »Was du da für Sachen sagst!«
    Macchiata kläffte einmal kurz und tat einen Sprung, um an seiner Seite zu bleiben.
    »Was sage ich denn für Sachen? Ich erinnere mich überhaupt nicht.«
    »Ich weiß. Gott sei Dank nicht.«
    Er marschierte ungerührt weiter und war nicht bereit, sich auf eine weitere Diskussion einzulassen.
    Rundum wuchsen Wälder empor. Als es Mittag wurde, befanden sie sich in der düsteren Stille von Fichten und Tannen. Kein Lüftchen regte sich hier, und es roch irgendwie heiligmäßig. Sie hatten keine Menschenseele gesehen, waren niemandem begegnet.
    Verwunderlich war das nicht;

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