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Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern

Titel: Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel
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Blick auf das Paar beschließen.
    Wir haben gesehen, wie stabilisierend und entspannend sich eine gute Partnerschaft auf das Familienleben auswirken kann. Doch eine Frage ist dabei bis jetzt größtenteils unberücksichtigt geblieben: Warum ist es so schwer, in der Familie eine erotische Paarbeziehung aufrechtzuerhalten? Viele konzentrieren sich darauf, dass das Kleinunternehmen Familie floriert, alle sollen gedeihen, vor allem der Nachwuchs. Entwicklung und Förderung werden in den meisten Familien großgeschrieben. Das Generationenprojekt Familie dauert aber, was die oft nicht verbalisierten, doch tief verankerten inneren Bilder anbelangt, etwa 20 Jahre.
    Es ist immer wieder interessant zu sehen, dass die Familien, werden sie nach Bildern befragt, nur Bilder entwerfen, die von der Geburt bis zum Auszug der Kinder reichen. Die Mütter sehen sich schon vor der Geburt des ersten Kindes als Schwangere, dann als Stillende. Danach schauen sie sich auf ihrem inneren Bildschirm zu, wie sie die Kinder in den Kindergarten bringen, dann kommt oft der erste, große Schultag. Die Wochenenden werden am Wasser oder anderswo verbracht, auf jeden Fall in der Natur. Die Tochter macht Ballett, der Sohn beginnt mit Fußballspielen, beide Kinder erlernen ein Instrument, viel Zank im Kinderzimmer, der moderne Vater sieht sich, bereits häufiger als noch vor zehn Jahren, am Wickeltisch stehen, »nicht gerade begeistert, aber immerhin« (so ein Vater). Dann wartet aber auch der moderne Vater schon ein bisschen darauf, dass »es jetzt sportlich wird«: dass er den Sohn oder die Tochter in die
Künste des Fußballs, Schwimmens, Skifahrens einweihen kann. Weiterhin tauchen Bilder von Kindergeburtstagen auf. Interessant übrigens, dass bei diesen inneren Bildern ein Ort kaum erscheint, obwohl er so manifest ist in der modernen Familienwelt: der Computer. Auch erkrankte Kinder kommen auf der Fantasiereise durch das Familienleben vor, verletzte Kinder durch Fahrradunfälle oder sportbedingt. Dann Kinder, die zu protestieren beginnen, Jugendliche, die den Eltern das Leben und die Nächte schwer machen. Die Heranwachsenden bringen erste Freunde nach Hause. »Dann kommt natürlich das mit der Sexualität und wie man das handhabt als Eltern« (eine Mutter). Der Vater sieht sich beim Eishockeyspiel neben seinem halbwüchsigen Sohn stehen, die Mutter ist auf einem Einkaufsbummel mit der jugendlichen Tochter. Freundinnengespräche werden von den Müttern entworfen, Bilder von Schulabschlüssen tauchen auf, alle »schön gekleidet, alles sehr feierlich«, Großeltern spielen eine Rolle, Schwiegereltern ebenso, dann der Auszug der Kinder, ihr Vermisstwerden. Schluss.
    Ich habe in den letzten Jahren wiederholt Eltern gebeten, mir ihre Vorstellungen über Familieninhalte mitzuteilen. Teilweise waren das noch sehr junge Eltern mit kleinen Kindern, teilweise auch Eltern, deren Kinder in der Pubertät angelangt waren oder sind. Erstaunlicherweise gab es kaum ein Bild zu sexuellen Eltern oder einfach Paarbilder.
    Erst vor Kurzem sagte ein 40-jähriger Vater endlich einmal: »Heißer Sex!« Und den wollte er so gerne mit seiner Frau und nicht zum wiederholten Mal mit einer neuen Geliebten genießen. Seiner Frau, die bis dahin von seinen Seitensprüngen nichts gewusst hatte und dementsprechend erschüttert darauf reagierte, sagte er fast verlegen: »Wie soll denn das gehen? Wenn ich zur Tür reinkam all die Jahre, hast du mich mit den Worten empfangen: ›Du, der Martin hat... oder gut, dass du da bist, Silvia möchte...‹ Kannst du dich
erinnern, dass du ein einziges Mal in den letzten Jahren auf mich zugekommen bist und dich einfach gefreut hast, mich, verstehst du, mich zu sehen?« Seine Frau musste ihm recht geben. Es ist ihr aber nie aufgefallen. Die erste Frage seiner Frau war eine typische Eva-Frage: »Was findest du denn an den anderen Frauen, sind die hübscher oder was?« Er konnte ihr, einer sehr attraktiven Frau, glaubwürdig erklären, dass es ihm gar nicht um das Äußere oder den Körper der anderen Frauen gegangen war, »die sehen ja auch nicht anders aus als du, aber es waren Frauen (!), verstehst du. Ich krieg ja keine anderen Bilder von dir hin als du neben Martin oder du neben Silvia oder du mit Martin und Silvia. Dich gibt’s ja alleine gar nicht in meinem Kopf.«
    Als dieser Vater, der kein wilder Aufreißer ist und noch weniger beziehungsunfähig wirkt, diese Worte gesagt hatte, wurde mir spätestens klar, woran so viele Elternpaare

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