Damon Knight's Collection 08 (FO15)
Zigarette an. Aus unerfindlichen Gründen zitterte seine Hand. „Cyn, nenn mir ein paar Beispiele dieser schlechten Nachrichten.“
„Senator Clinton ist zusammengeschlagen worden, Johnny. Er wollte gestern abend in Kalifornien eine Rede halten. Sie haben Aufnahmen gezeigt, wie er geprügelt und getreten worden ist.“
„Um Himmels willen!“ Er nickte. „Na schön.“
Sie verließ vor ihm das Schlafzimmer. Sie kannten Senator Clinton, weil sie ihm bei der Wahlkampagne geholfen hatten, und er bei ihnen – einmal – zu Besuch gewesen war. „Man sollte meinen, die Kameraleute hätten sich dazwischengeworfen“, sprach Cynthia die Gedanken ihres Mannes aus. „Aber was ihm widerfahren ist, ist nur ein Teil der Katastrophe, bestimmt. In Grand Central Station findet eine Demonstration statt, und die Leute liegen auf den Schienen, und niemand hat den Mut, sie wegzuscheuchen.“
„Wogegen demonstrieren sie?“
„Nicht für Integration. Es ist ein Streik wegen der Arbeitsbedingungen. Und dabei warten Tausende im Bahnhof auf die Ausflugszüge.“
Im Wohnzimmer im Erdgeschoß war es noch dunkel. Die zwei Kinder hatten Spielanzüge angezogen und hockten vor dem Fernseher, in dem gerade Aufnahmen eines Großbrandes gezeigt wurden. „Was ist das?“ erkundigte sich Johnny Loughlin.
„Ein Wohnblock in Chicago“, antwortete Cynthia. „Es brach vor Mitternacht aus und brennt noch immer. Fünfzig Leute sind umgekommen, und im Radio sagten sie, zwei Jungen hätten es zum Spaß angezündet. Oh, es kommt noch schlimmer, Johnny.“
„Guten Morgen, Daddy“, sagt Jodi. Jetzt erst nahm Johnny junior seinen Vater zur Kenntnis.
„Guten Morgen, Kinder. Tut mit leid, daß eure Programme heute nicht kommen.“
Sie antworteten etwas, was er nicht verstand. „Ich hole dir eine Tasse Kaffee“, bot Cynthia an.
Auf der Mattscheibe erschien ein Nachrichtensprecher. Er wirkte überrascht. Hastig suchte er auf der Tischplatte vor sich etwas zum Vorlesen. Da wurde er allmählich ausgeblendet, aber ehe sein Bild völlig verschwunden war, sah man seinen Blick auf einen Menschen hinter der Kamera gerichtet. „Was zum Teufel soll das werden? Sie wollten doch sofort einen verdammten Werbespot einblenden!“
„Welches der fünf führenden Schmerzmittel …“
Cynthia betrat wieder den Raum. „Ich habe es mitbekommen. Im Rundfunksender sind sie auch völlig durcheinander.“ Als die ihm die Kaffeetasse reichte, schaute Johnny ihr forschend in die Augen.
„Hast du heute morgen deine Pille genommen?“
„Nein, die sind mir ausgegangen.“
„Wie ist das passiert?“
„Brüll mich nicht an, Johnny. Ich habe nicht aufgepaßt.“
„Ich habe dich nicht angebrüllt. Ruf die Apotheke an und gib die Rezeptnummer durch.“
„Gleich. Ich hab die Flasche oben.“ Sie setzte sich neben Jodi auf die Couch.
Wahrscheinlich blieb die Besorgung der Pillen an ihm hängen. Aber das war nicht wichtig. Sie konnte tagelang ohne Pillen auskommen. Der Fernseher ging zum Sendezeichen einer Station und dann zu einem örtlichen Werbespot über.
Johnny Loughlin wollte seiner Frau klarmachen, daß er wegen der Pillen nicht böse war. In der Vergangenheit hatte ihr sein eigenes emotionales Verhalten mehr geschadet als die Unterbrechung der Medikamentierung, wenn sie es einmal vergessen hatte. Nachdem ihm das bewußt geworden war, hatte er es geschafft, seine eigene Haltung entsprechend zu ändern. „Was ist sonst noch passiert, Cynthia?“
„Schwierigkeiten in China, aber niemand weiß Genaueres. Tausende von Menschen versuchen schon die ganze Nacht, nach Hongkong hineinzukommen – eigentlich den ganzen Tag, ihrer Zeitverschiebung nach. Die Berichte sind widersprüchlich, weil sie völlig außer Rand und Band sind, wenn sie in Hongkong eintreffen. Ich meine die Flüchtlinge. Sie haben ein Rundgespräch veranstaltet, so mit Telephon Verbindungen, und der Reporter in Hongkong sagte, sie hätten seit Stunden sämtliche Wasserwerfer im Einsatz. Anscheinend haben die Kommunisten die Armee mobilisiert. Die Flüchtlinge berichten von Aufständen und Massakern …“ Im Fernsehen kam der Sprecher mitten im Satz ins Bild. „… Neger haben sich einer Rundfunkstation in Johannisburg bemächtigt. ‚Helft uns, helft uns, ihr freien Volker der Erde’, so ähnlich wie die Freiheitskämpfer in Ungarn im Jahr neunzehnhundertsechsundfünfzig. Weitere Einzelheiten sind im Moment nicht bekannt. Ich wiederhole, Monitor-Empfangsstationen auf der ganzen Erde
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