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Damon Knights Collection 1

Damon Knights Collection 1

Titel: Damon Knights Collection 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Leiter öffentlich Genugtuung verschaffen und, so hoffte Godwin, noch mehr Verdruß bereiten sollten.
    Seine Hand schloß sich noch fester als zuvor um das Liaison-Paket: erstaunlich umfangreich, schändlich schäbig, zwei Wochen überfällig und hochwillkommen. Unglaublich, daß ein einfacher Zivilist diese Papiere gebracht hatte. Unglaublich? – es war ein kolossaler Verstoß gegen das Protokoll, daß Harms versucht hatte, die Zustellung zu verhindern, und (wenn Godwin richtig gehört hatte) das war nicht das erste Mal.
    Godwin beendete seine Intervention formell, indem er sich in seine Arbeitszelle zurückzog. Ungeduldig öffnete er das Paket, aber gleich die erste Seite, eine weiße, ließ ihn erstarren. Da stand in großen Blockbuchstaben:
     
    In großen Sprüngen kehren wir zurück. Gehör er s chlafft im (?) so lang und Greifer (?) von der Leere.
     
    Der Liaison-Vertreter rieb sich die Augenbrauen. Manchmal zahlte es sich nicht aus, gleich zum Kern einer Sache vorzustoßen. Behutsam ging er die blauen Bögen durch, die dem Dokument beigefügt waren.
    Trotzdem, dachte er, manchmal konnte man die blauen Bögen wirklich überspringen. Routine, Routine, alles war Routine, Frage und Antwort oder Verweigerung der Antwort auf Grund des Protokolls. Wirklich zu viel!
    Übelkeit stieg warnend in ihm auf und verging schnell, als er seine Formulierung gewissenhaft abänderte: wirklich zu viel Informationen! (Er war so an seinen Optimismus-Stich gewöhnt, daß er sich automatisch eine herzliche kleine Liaison-Rede hielt: Ja, Sir, in diesem Fall mußte er wirklich bei den weißen Bögen anfangen.)
    … Wenn er sie nur finden könnte. Nach jenem absonderlichen ersten Blatt schien es in dem ganzen Haufen blauer Arbeitsbögen keinen markierten weißen Abschnitt mehr zu geben, obwohl noch eine Menge hätte da sein müssen. Er blätterte noch einmal langsamer durch das Aktenbündel, als er durch einen erneuten Wortwechsel vor seiner Arbeitszelle abgelenkt wurde. Das heisere Gebrüll war vertraut und unverkennbar. Dann ein Krachen, das sich anhörte, als ob etwas Zerbrechliches in Stücke gegangen wäre.
    Godwin sammelte seine kostbaren Papiere ein, trat aus der Zelle und unterdrückte den rasenden Wunsch zu sagen: »Sechzehn Uhr zwanzig. Kuckuck, Kuckuck.«
    Harms hielt den zackigen Boden einer Flasche, einer richtigen Glasflasche, in der Hand, und in den Augen des Zivilisten standen Tränen.
    »Steckenpferde!« Natürlich wiederholte der Kommandeur sich. »Intuition, wo man nichts als ein bißchen Gewalt braucht! Unsinn, wo ich auch hinsehe, Unsinn!«
    »Bitte, Sir«, wandte sich der kleine Zivilist an Godwin. »Ich bin hergeschickt worden, um mit Ihnen zu reden. Ich muß mit Ihnen reden. Mit ihm geht es nicht. Und er hat mein allerbestes Spezimen zerbrochen, ohne jeden Grund!«
    »Ja«, sagte Godwin. Er verstand völlig. Aber, wenn die Leute auch in ihrer Gegenwart nicht aufs Knie sinken oder rückwärts hinausgehen mußten, hatten er und Harms doch den Status von Königen der alten Zeit. Die Protokollvorschriften waren streng. »Der Oberbefehlshaber entschuldigt sich dafür, daß er Ihnen Ungelegenheiten bereitet hat, und bedauert, Ihr Spezimen zerbrochen zu haben.«
    Harms wirbelte herum, ließ den offen weinenden Zivilisten stehen und kam mit langen Schritten auf Godwin zu. »Bedauert! Entschuldigt sich!« Er gab einen unartikulierten Laut von sich und riß sich zusammen. »Im Gegenteil, der Kommandeur verlangt, daß dieser stinkige Laufbursche sich augenblicklich vom Territorium des Kommunikationskomplexes entfernt. Und er kann dem Liaison-Agenten da draußen bestellen: das nicht autorisierte Liaison-Lager muß abgebrochen und auf eine Entfernung von … hmm … mindestens zwei Meilen verlegt werden, und zwar innerhalb von vierundzwanzig Stunden.« Er sah auf sein Handgelenk, zog die Skalenblätter dort zu Rate und fuhr fort: »Um Punkt 17.00 Uhr werde ich – bin ich – wird es für Menschen in der Umgebung des Schiffs nicht mehr sicher sein.«
    Godwin erlebte es zum ersten Mal, daß Harms direkt mit ihm sprach, ohne das unsichtbare Netz von Einschränkungen und Ausflüchten, das der Oberbefehlshaber seit seiner Ankunft um ihn gewoben hatte. »Eine derartige Drohung«, sagte er gelassen, »kann nicht übermittelt werden, ohne daß die Art der Gefahr näher definiert wird.«
    »Sir«, sagte Harms, »die schwere Bedrohung, die den Frieden auf dieser Erde gefährdet, rechtfertigt die Anwendung von Gewalt. Extremer

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