Damon Knights Collection 10
beide auf der gleichen ökologischen Ebe ne existieren.“
„Weshalb leben sie nicht einfach, so lange es ihnen Spaß macht, und lassen uns in Ruhe? Die Zeit steht auf ihrer Seite.“
„Sie wissen, daß sie sich nicht mehr sehr viel länger verstecken können. In zehn Jahren wäre es offenkundig, und sie befinden sich in der Minderheit. Auch sie führen einen Überlebenskampf. Sie schlagen als erste zu, das ist alles. Eine gute Strategie.“
Er stand auf. Julia umklammerte seinen Arm und versuchte ihn zurückzuhalten. „Wenn du gehst, werden sie gewinnen. Ich weiß es. Du bist jetzt der einzige, der eine Ahnung davon hat, was sich abspielt. Begreifst du denn nicht? Du bist wertvoller als Boyle. Er besaß nur seine Intuition und die Daten, die er von dir erhielt. Er verstand das meiste nicht einmal. Aber du … Sie müssen einen Plan haben, um dich auszuschalten oder zur Mithilfe zu zwingen. Irgend etwas.“
Martie küßte sie. „Ich muß gehen. Wenn sie mich einfach erledigen wollten, würden sie es nicht so offen tun. Sie bezwecken etwas anderes. Vergiß nicht, ich habe schwerwiegende Gründe, wieder heimzukommen. Dich, das Baby. Und ich habe schwerwiegende Grün de, sie zu hassen. Ich werde zurückkehren.“
Julia schwankte. Sie lehnte gegen den Sessel, bis er sich umgedreht und das Haus verlassen hatte. Langsam setzte sie sich und sah starr geradeaus.
Martie zeigte keine Überraschung, als er Dr. Wy mann sah. „Hilary ist tot?“
„Leider. Wir konnten nichts tun. Ein Aneurysma, gegen das es keine Hilfe mehr gab …“
„Günstig für Sie.“
„Wie man es nimmt. Setzen Sie sich, Dr. Sayre. Wir möchten uns einmal ernsthaft mit Ihnen unterhalten. Es könnte eine Weile dauern.“ Wymann öffnete die Tür zu einem angrenzenden Büro und winkte. Zwei Männer in weißen Kitteln traten ein, nickten Martie zu und nahmen Platz. Einer brachte einen Ordner mit.
„Dr. Conant und Dr. Fischer.“ Wymann schloß die Tür und nahm in einem Lehnstuhl Platz. „So setzen Sie sich doch, Sayre. Es steht Ihnen jederzeit frei, von hier wegzugehen. Drücken Sie auf die Klinke, wenn Sie mir nicht glauben. Sie sind kein Gefangener.“
Martie machte die Tür auf. Der Korridor war leer, spiegelnde Fliesen in einem schwarzweißen Zickzackmuster, weiter weg das Geräusch eines Lifts, eine Tür, die sich öffnete und wieder zuklappte. Eine Schwester tauchte aus einem der Zimmer auf, ging in ein anderes. Martie schloß die Tür wieder.
„Also schön, Sie sind dran. Ich nehme an, Sie leiten die Sache?“
„Nein. Wir dachten, daß es angesichts unserer Bekanntschaft und aufgrund gewisser Umstände am einfachsten sei, wenn ich mit Ihnen spreche. Das ist alles. Und diese beiden hier – sie sind willkürlich aus einem Dutzend verfügbarer Leute herausgegriffen. Wenn Sie einen anderen vorziehen …“
Martie schüttelte den Kopf. „Sie wollten mich sprechen. Worum geht es?“
Wymann beugte sich vor. „Wir sind keine Ungeheu er, zumindest sind wir nicht schlimmer als normale Menschen. Smithers hatte vollkommen recht mit dem, was er sagte. Das wissen Sie. Und er starb wirklich an ei nem Herzversagen. Soviel zur Vorgeschichte. Es funktioniert, Sayre. Für vierzig Prozent der Menschheit. Was sollte man in diesem Falle tun? An die Öffentlichkeit treten oder vielleicht eine Lotterie veranstalten? Das Ganze wäre noch mehr zur Geheimbewegung geraten, als es ohnehin geschah, aber mit einem Unterschied. Wir wollen niemanden töten. Die anderen, diejenigen, die es nicht vertragen können, hätten uns gejagt und wie Ungeziefer vernichtet. Sie wissen das. Anfangs benötigten wir Zeit. Man kam zu leicht an uns heran, wir waren zu verwundbar. Eine Handvoll Leute wußten, was es war, wie man es herstellte, testete und anwandte, worauf man achten mußte und so fort. Es ist sehr kompliziert. Wir mußten diese Leute schützen, und wir mußten für Verstärkung sorgen.“
Martie beobachtete ihn und dachte: Julia hat es gewußt. Die Babies, beide. Die neue Schwangerschaft. Sie fürchtete, daß die Uhr ablaufen könnte. Dieser Mann, oder ein anderer wie er. Hatten sie nachgeholfen, oder hatten sie einfach keinen Finger für die ersten beiden gerührt? Bestand darin überhaupt ein Unterschied? Seine Haut fühlte sich feucht an, und er öffnete die Hände, als er merkte, daß seine Finger allmählich steif wurden.
„Es spielt sich überall mehr oder weniger das gleiche ab wie hier. Haben Sie gelesen …? Nein, natürlich nicht … Ich will
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