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Damon Knights Collection 10

Damon Knights Collection 10

Titel: Damon Knights Collection 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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brauchen sie.“
    „Und wenn es das RNA nicht verträgt?“
    „Martie, wir unterbrechen eine Schwangerschaft, wenn feststeht, daß die Mutter Röteln hatte, oder wenn das Kind mit großer Wahrscheinlichkeit schwachsinnig ist. Sie wissen das. Leider ist unsere Technik, den Fötus zu testen, noch zu unvollkommen, um uns Sicherheit zu verschaffen, und wir müssen das Ende der Schwangerschaft abwarten. Es bleibt dennoch eine therapeutische Abtreibung.“
     
    Martie und Julia lagen Seite an Seite, ohne einander zu berühren, jeder wach, jeder mit dem Wissen, daß auch der andere wach war und so tat, als schliefe er. Julia hatte getrocknete Tränenspuren auf den Wangen. Seit fast einer Stunde hatte sich keiner von beiden bewegt.
    „Aber, verflucht noch mal, wer ist nun Cromagnon und wer Neandertaler?“ sagte Martie und setzte sich auf. Julia folgte seinem Beispiel.
    „Was?“
    „Nichts. Entschuldige. Schlaf weiter, Liebling. Ich stehe noch ein wenig auf.“
    Julia schwang die Beine aus dem Bett. „Können wir jetzt reden, Martie? Willst du mir nicht erzählen, was los war?“
    Martie murmelte einen Fluch und ging aus dem Zimmer.
    Das gehörte mit zu ihrem Plan, er wußte es. Erst einmal einen Keil zwischen ihn und Julia treiben, damit es ihm später nicht so schwerfiel, sich ihnen anzuschließen. Er setzte sich mit einem Glas in die Küche. Es war zur Hälfte mit Bourbon gefüllt und enthielt nur ein paar Tropfen Wasser.
    „Martie? Ist etwas?“ Julia stand in der Tür. Man sah ihr die Schwangerschaft bis jetzt kaum an, eine kleine Wölbung, das war alles. Er wandte sich ab. Sie nahm ihm gegenüber Platz. „Martie? Willst du es mir nicht sagen?“
    „Herrgott, Julia, verschwinde! Kannst du mich nicht ein paar Minuten in Frieden lassen?“
    Sie berührte seinen Arm. „Martie, sie haben dir die Behandlung angeboten, nicht wahr? Sie glauben, du verträgst sie. Wirst du einwilligen?“
    Er sprang auf, kippte den Stuhl um, das Glas. „Was redest du da?“
    „Das war die größte Gemeinheit, die sie sich ausgedacht haben, nicht wahr? Später, wenn ich nicht mehr da bin, wäre es einfacher gewesen, aber gerade jetzt …“
    „Julia, sei doch still! Du redest Unsinn …“
    „Diesmal muß ich sterben, nicht wahr? Das ist doch ihr Plan? Haben sie dir gesagt, daß du die Babies haben könntest, wenn du willst? Gehörte das mit zur Abmachung?“
    „War jemand hier?“ Martie packte sie am Arm und zog sie hoch. Sie schüttelte den Kopf. Er sah sie lange an, und plötzlich preßte er sie hart an sich.
    „Ich muß den Verstand verloren haben. Ich glaubte ihnen. Julia, wir gehen weg von hier, jetzt. Morgen.“
    „Wohin?“
    „Ich weiß es nicht. Irgendwohin. Überallhin. Ich weiß es nicht.“
    „Martie, wir können nicht ewig davonrennen. In meinem Zustand sind mir allmählich Grenzen gesetzt. Außerdem, es gibt wirklich keinen Zufluchtsort für uns. Überall ist es das gleiche. Kein Mensch will auf dich hören. Ein Blick in deine Personalakte, und der Fall ist erledigt. Wahrscheinlich erfahren wir nie, was sie eingetragen haben, aber es hat jedenfalls die Wirkung, daß dir jeder Beamte auf die Schulter klopft und sagt: ‚Nur keine Sorge, Dr. S. Wir machen das schon.’ Wir können das Land nicht verlassen – Pässe auf Anordnung des Gesundheitsministeriums verweigert. Aber selbst wenn es uns gelänge … es wäre überall das gleiche.“
    Julia war blaß und hatte Ringe unter den Augen. Es war Anfang November und kalt in Chikago, wo sie ein Apartment über dem Michigan-See bewohnten. Lockerer Schnee wirbelte über die Straße. Martie nickte. „Sie haben an alles gedacht, nicht wahr? Spezial-Entbindungsheime, zum Schutz und zur Sicherheit von Mutter und Kind. Um ihnen die Unsauberkeit zu ersparen, die jetzt in den meisten Krankenhäusern herrscht. Um sie vor Lungenentzündung, Grippe und Kindbettfieber zu bewahren … Oh, mein Gott!“ Er preßte den Kopf gegen die Scheibe und beobachtete den trockenen, pulvrigen Schnee.
    „Martie …“
    „Verdammt. Ich habe keine Zigaretten mehr, Liebling. Ich gehe nur kurz nach unten und hole welche.“
    „Ja. Gut.“
    „Brauchst du etwas?“
    „Nein. Nichts.“ Sie beobachtete ihn, wie er den Mantel anzog und ging; dann trat sie ans Fenster und schaute hinunter, bis er aus dem Haus kam und die Straße entlangschlenderte. Das Baby rührte sich, und sie legte die Hand über ihren Leib. „Ist ja schon gut, Kleines. Ist ja schon gut.“
    Martie war nur ein Punkt unter

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