Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knights Collection 10

Damon Knights Collection 10

Titel: Damon Knights Collection 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
Vom Netzwerk:
Kommunistenweiber zu schnappen, und dann schnitt der Zug durch die weiten fruchtbaren Farmgebiete des Mittelwesten, und ich merkte als letztes vor dem Einschlafen, daß die Nacht nach feuchter, frisch gepflügter Erde roch.
    Die Ameise stupst den Wurm geringschätzig an und verschwindet dann aus dem Blickfeld. Die einzige Bewegung ist jetzt das Wiegen der hohen Gräser und das Vogelgeschwirre auf dem zerfledderten Baum. Der Himmel überzieht sich wieder, am Horizont marschieren dunkle Gewitterwolken auf und kommen näher. Zwei große Umrisse zeigen sich am anderen Ende des Blickfelds, in der Nähe des zerfledderten Baumes. Das Vogelgezwitscher verstummt mit einem Schlag. Die beiden Gestalten suchen unschlüssig das Gebiet um den zerfledderten Baum ab. Das Gras raschelt. Der Blickfeldwinkel hat eine verkürzende Wirkung; und es ist schwer zu erkennen, um was für Gestalten es sich handelt. Ein scharfer Befehl klingt auf, und die Stimme wirkt sonderbar dünn im Sausen des Windes. Die zwei Gestalten entfernen sich von dem zerfledderten Baum, schieben sich durch das Gras. Es sind Sanitäter, ausgezehrte, verdreckte Soldaten, die große rote Kreuze auf ihre Helme und Armbinden gemalt haben und seit Tagen nicht mehr dazugekommen sind, sich zu rasieren. Sie sehen müde aus, zerquält, verängstigt und zum Letzten entschlossen, und sie bewegen sich rasch, halb geduckt, suchen auf dem Boden und werfen immer wieder mißtrauische Blicke nach hinten. Mit jedem Schritt, den sie näherkommen, scheinen sie zu wachsen; sie dehnen sich zum Himmel hin, als ihre Bewegung die Perspektive verschiebt. Ein Stück entfernt halten sie an und bücken sich, heben einen Toten auf, den das hohe Gras verborgen hatte. Es ist Denny, mit zertrümmertem Hinterkopf und weit aufgerissenen, entsetzlich vorquellenden Augen. Die Sanitäter legen Denny zurück in das schützende Gras und beugen sich über ihn, machen sich an ihm zu schaffen. Schließlich richten sie sich auf, werfen einen hastigen Blick in die Runde und kommen näher. Die zwei verdreckten Gestalten schwellen an, bis sie praktisch das gesamte Blickfeld ausfüllen und nur am Rand ein paar Flecken des Himmels zu sehen sind. Einen Schritt entfernt halten die Sanitäter an. Der verschrammte, verbeulte, schlammverkrustete Kommißstiefel des einen beherrscht nun das Bild, riesenhaft wie ein Berg. Über dem Kommißstiefel scheint das Bein des Sanitäters unendlich in den Himmel zu ragen, mit der Andeutung eines Kopfes und Helms irgendwo weit oben. Der andere Sanitäter ist überhaupt nicht zu sehen, da er das Blickfeld verlassen hat. Man hört sein rasches Atmen und hin und wieder einen leisen Fluch. Der erste Sanitäter bückt sich, seine riesige Hand scheint aus dem Himmel zu greifen, und berührt den Arm, hebt das Handgelenk hoch und fühlt nach dem Puls. Der Sanitäter halt das Handgelenk eine Weile und läßt es dann mit einem Seufzer los. Das Handgelenk fällt schlaff zurück in den kalten, saugenden Schlamm, läßt ihn aufspritzen. Die Hand des Sanitäters wächst zum Oberarm hin und verliert sich für einen Moment aus dem Blickfeld, obwohl sein Handgelenk verschwommen sichtbar bleibt und sich sein Arm wie eine Straße in die Ferne zu ziehen scheint. Der Sanitäter zerrt, und seine Hand kommt zurück, diesmal mit einer fleckigen Kennmarke zwischen den Fingern. Beide Hände des Sanitäters verschwinden nach vorne aus dem Blickfeld. Hände stemmen die Kiefer auseinander, schieben die Kennmarke zwischen die Zähne, wo das Metall kalt und schleimig gegen Zunge und Gaumen stößt, pressen die Kiefer wieder zusammen, und die Kennmarke liegt riesig und schwer im Mund. Die Welt ist jetzt das Gesicht des Sanitäters, das wie eine zerklüftete Klippe Zentimeter entfernt aufragt, die blutunterlaufenen zuckenden Augen groß wie Monde, der vor Erschöpfung offenstehende Mund so tief und dunkel wie die Zauberhöhle eines kleinen Jungen. Der Sanitäter hat einen schlechten Atem, er haucht den kräftigen Fäulnisgeruch frisch umgegrabener Erde aus. Der Sanitäter streckt zwei Finger aus, die das Blickfeld ganz füllen, die selbst den Himmel verdrängen. Die Fingerspitzen des Sanitäters sind jetzt die einzigen Dinge auf der Welt. Sie sind fleckig und schmutzig, und eine hat eine weiße Narbe über der Kuppe. Die Fingerspitzen des Sanitäters senken sich auf die Augenlider und drücken sie sanft nach unten. Und nun herrscht nur noch Dunkelheit –
    Und ich erinnere mich, wie die Morgendämmerung den Himmel

Weitere Kostenlose Bücher