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Damon Knights Collection 11

Damon Knights Collection 11

Titel: Damon Knights Collection 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Salbe klebrig wird, wie willst du dann davon loskommen?“
     
    Nein, der Dookh-Doktor hatte nicht die rechte Einstellung; so war es nötig, daß viele Leute sie ihm nahebrachten. Die Zeit drängte. Sein Tod stand bevor. Und man hegte allgemein die Furcht, daß der Dookh- Doktor nicht so mit dem All-einen verschmelzen könn te, wie es sich gehörte.
    Fest stand jedenfalls, daß er den Augenblick seines Glücks höchst mürrisch erwartete.
    Die Woche war um. Sein letzter Abend rückte heran. Der Dookh-Doktor setzte feierlich seine Praxis in Brand und ein paar Minuten später seine Hütte.
    Er verbrannte, er verstreute, er rezitierte den besonderen Abschiedsgesang. Er aß geweihtes Innuin und geweihtes Ull. Er nahm ein Klümpchen bitterste Asche auf die Zunge; und er streckte sich aus, um seine letzte Nacht unter dem Himmelszelt zu verbringen.
    Er hatte keine Angst vor dem Sterben.
    „Ich will die Brücke froh überschreiten, aber ich möchte auch sichergehen, daß es ein anderes Ufer gibt“, sagte er vor sich hin. „Und wenn es kein anderes Ufer gibt, dann möchte ich es sein, der dieses Wissen aufnimmt. Sie sagen: ‚Bete, daß du für immer vollkommen verschwindest! Bete für eine gnädige Verschmelzung!’ Ich werde nicht beten, daß ich für immer vollkommen verschwinde. Lieber schmore ich in der Hölle, als die gnädige Verschmelzung mitzumachen. Ich schmore, wenn ich es sein kann, der da schmort. Ich möchte ich selbst sein. Ich werde mich in alle Ewigkeit sträuben, dieses Ich aufzugeben.“
    Es war eine unruhige Nacht für ihn. Nun, vielleicht fiel ihm das Sterben um so leichter, wenn er im Mor gengrauen müde und schlaflos war.
    „Andere Leute machen nicht soviel Aufhebens darum“, sagte er sich vor (seinem Ich, das er nicht auf geben wollte). „Andere Leute finden durch die Verschmelzung das wahre Glück. Warum bin ich plötzlich anders? Andere Leute sehnen sich danach, für immer unterzugehen, für immer, immer. Warum habe ich den Glauben meiner Kindheit und meiner Mannesjahre verloren? Was ist anders an mir?“
    Es gab keine Antwort darauf.
    „Was auch das Einmalige an mir ist, ich weigere mich, es aufzugeben. Ich werde mich Milliarden und Abermilliarden von Jahren dagegen wehren. Ah, ich mache es ganz schlau! Ich werde mir ein Zeichen ausdenken, so daß ich mich wiedererkenne, wenn ich mich später treffe.“
     
    Etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang kam Laienpriester Migma P. T. de C. zu Dookh-Doktor Drague. Der Dolcus und der Arktos hatten berichtet, daß der Mann schlecht schlief und nicht die richtige Bereitschaft hatte.
    „Ich weiß eine Analogie, die Ihr Gemüt erleichtern könnte, Dookh-Doktor“, wisperte der Laienpriester, „– erleichtern bis zur großen Erleichterung, besänftigen bis zur großen –“
    „Lassen Sie es gut sein, Freund.“
    „Bedenken Sie, daß wir nie gelebt haben, daß wir nur zu leben scheinen. Bedenken Sie, daß wir nicht sterben, sondern nur aufgesogen werden von dem großen selbstlosen Selbst. Betrachten Sie einmal die merkwürdigen Sphairikoi dieser Welt –“
    „Was ist mit den Sphairikoi? Ich betrachte sie oft.“
    „Ich glaube, sie existieren nur zu unserer Belehrung. Ein Sphairikos ist eine vollkommene Kugel, das Symbol des großen All-einen. Manchmal verändert er seine Oberfläche, verformt sie zu einem kleinen Pseudo-Fuß. Wäre es nicht komisch, wenn sich dieser Pseudo-Fuß während der kurzen Zeit seiner Existenz als selbständiges Wesen betrachtete? Würden Sie darüber nicht lachen?“
    „Nein, nein. Ganz und gar nicht.“ Und der Dookh-Doktor richtete sich auf.
    „Und im Bruchteil einer Sekunde wird der Pseudo-Fuß wieder zurück in die Kugel des Sphairikos gezogen. So geschieht es mit unserem Leben. Nichts stirbt. Alles ist eine flüchtige Veränderung an der Oberfläche des All-einen. Sie nehmen doch nicht im Ernst an, daß so ein Pseudo-Fuß ein Erinnerungsvermögen besitzt oder besitzen möchte?“
    „Doch. Ich werde mich Milliarden Jahre erinnern, für all die Milliarden, die vergessen.“
     
    Der Dookh-Doktor hastete in der Dunkelheit den Hang hinauf. Er stieß gegen Sträucher und Baumstämme, als wollte er sich für immer an ihr Krachen erinnern.
    „Ich will verbrennen, ehe ich vergesse, aber ich muß etwas haben, das mir sagt, ich selbst bin es, der da verbrennt.“
    Höher, vorbei an den Rundhütten der Sphairikoi; er keuchte und stolperte durch das Dunkel. Höher, zu einer Hütte, die ein gewisses Etwas besaß, welches er nie

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