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Damon Knights Collection 2

Damon Knights Collection 2

Titel: Damon Knights Collection 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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da sagst?«
    Sie nickte lebhaft und versuchte, sich ihm verständlich zu machen. »Ich habe lange darüber nachgedacht, Jack. Ich meine, wie Vögel ihre Schwingen verlieren, und die Robben – sind die Robben nicht ins Meer zurückgegangen, irgendwie degeneriert? Und jetzt wir, die Kinder, sie … schwimmen wie Fische, immer mehr wie Fische …«
    »Aber Teufel noch mal«, sagte er, »weißt du, Mary, wie lange so etwas dauert? Eine biologische Degeneration? Wie viele Millionen … Also hör mal, Mary, hör mir mal zu. Eine Million Jahre. So lange gibt es uns, vielleicht ein paar tausend mehr oder weniger. Und das ist nichts, überhaupt nichts. Das ist … so viel.« Er schnippte mit den Fingern. »Du denkst in den falschen Kategorien, in historischen Kategorien. Diese ganze Zeit, diese Millionen Jahre haben uns nicht einmal den kleinen Zeh verlieren lassen. Die Erde ist ja nur einen Tag alt. Sie hat vierundzwanzig Stunden gebraucht, um zu entstehen, alle Entwicklungsstufen durchzumachen und zu uns zu gelangen. Weißt du, was wir sind, was unsere ganze Geschichte ist? Das letzte Ticken der Uhr … So lange braucht die Evolution, das ist eine ganz große Sache …«
    Aber es hatte keinen Sinn, all das hatte sie schon gehört. »Vielleicht wird es diesmal nicht so sein«, sagte sie. »Wir … haben uns am Ende so schnell entwickelt. Vielleicht entwickeln wir uns jetzt genauso schnell zurück …«
    »Das hat überhaupt nichts miteinander zu tun«, sagte er. »Überhaupt nichts.«
    Sie sagte verzweifelt: »Wir waren so schlau, Jack, uns so aus der Affäre zu ziehen, im Meer zu leben. Eine neue Welt zu schaffen. Aber vielleicht … könnte das nicht irgendwie genau das sein, was das Meer wollte? Wozu wir ausersehen waren? Oh, ich weiß, es klingt verrückt, aber glaub mir, wenn ich die Kinder sehe … Neulich ist Jen in der Küche ausgerutscht. Als sie aufstehen wollte, da hat sie wohl versucht sich umzudrehen, als ob sie im Wasser wäre – sie vergaß, daß sie in der Luft war … Und David, er schwimmt genau wie eine kleine Krabbe … Wenn ich so etwas sehe, denke ich … Ach, ich weiß nicht, was ich manchmal denke – vielleicht sind wir gar keine … Pioniere. Das mit Den Tiefen, es heißt, sie rufen, sie ziehen … Vielleicht werden wir bloß zurückgezogen, dahin, wo wir hingehören …«
    Schließlich wurde er wütend. »Na schön. Sagen wir, dieser ganze Unsinn stimmt. Wir besitzen ein rassisches Erinnerungsvermögen in unseren Gehirnen, in unserem Nervensystem. Wir erinnern uns an die Anfänge des Lebens, die so viele Jahre zurückliegen, so viele Jahre, daß wir nicht einmal die Tausende zählen können. Nun, dann sind wir schon wieder nach Hause zurück, Mary. Genau hier, wo wir sind, hier hat das Leben angefangen. In den Untiefen, die Sonne trinkend. Nicht in Den Tiefen. Dahin hat es sich ausgebreitet, genau wie zum Land hin, und zwar gleichzeitig. Es gibt nichts, was uns von dort hinten rufen könnte. Wir gehören nicht dorthin, haben nie dorthin gehört.«
    Sie zitterte ein wenig, betrachtete das Kissen, sah seine Struktur. Jeden Faden in dem Gewebe. »Ich wollte menschlich bleiben«, sagte sie. »Das war alles. Bloß menschlich bleiben, und die Kinder …«
    Er streckte die Hand nach ihr aus. »Du bist menschlich. Du bist schon richtig.«
    Sie sah ihn nicht an. »Ich glaube«, sagte sie, »ich glaube, jetzt … würde ich die Städte vorziehen. Jack …«
    Er antwortete nicht, und sie wußte, ohne hinzusehen, was für ein Gesicht er machte. Etwas in ihr schien sich zu verbiegen und zu erkalten. Er würde vielleicht alles für sie tun, aber das nicht. Er würde nicht an Land gehen, nicht jetzt. Die Reiche, die Herden und Stämme des Meeres, er hatte sie im Kopf, auch sie riefen. Der Traum war zu stark, er konnte ihn nicht fahrenlassen.
    Er stieß die Bettdecke beiseite und schwang die Beine aus dem Bett. Sie horchte auf das leise Rascheln, als er nach seinem Morgenrock griff. »Mary«, sagte er. »Warum gehst du nicht mal zum Arzt und läßt dich untersuchen? Du bist erschöpft, das ist meine Schuld, ich hätte das merken müssen … Zu viel allein, du hast keine Abwechslung. Nicht mehr. Vielleicht solltest du eine Reise an Land machen, deine Familie besuchen. Ich sag dir was – ich nehm mir ein paar Tage Urlaub, und wir fahren nach Siebenundfünfzig. Die Kinder nehmen wir mit, was sagst du dazu? Sie haben das neue Theater da oben, eine Menge Kitsch. Na, was sagst du?«
    Sie antwortete nicht. »Ich werde

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