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Damon Knights Collection 2

Damon Knights Collection 2

Titel: Damon Knights Collection 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Baken können ausgehen …
    Mary machte kehrt, unterschwamm das Drahtnetz der Straßenlampen. Dorthin, wo sie die Taucher an dem neuen Gebäudekomplex arbeiten sehen konnte. Im Schein der Straßenlampen umschwebten die Körper fern und winzig klein die geschwungenen Rippen wie silberne Fische. Unter ihr tauchten gerade die Fenster des Baubüros aus der Dunkelheit auf. Bald würde ihr nichts anderes übrigbleiben als Jack zu rufen … Sie spürte die Angst wieder wie eine Kälte um die Herzgegend. Es gab nur eine Stelle, an der sie noch nicht gewesen war. Sie begann zielbewußt von der Stadt und ihren Lichtern weg auf Die Tiefen zuzuschwimmen.
    Gleich hinter den Kuppeln fiel der Meeresboden in einer Reihe von meilenweiten und meilenlangen Gräben ab. Selbst unsichtbar, waren ihre Umrisse immer noch furchteinflößend. Dies war die Grenze, vielleicht die letzte Grenze auf diesem Planeten. Sie überschwamm den Friedhof, versuchte die zerbrechlichen, aus dem Treibsand aufragenden Kreuze mit ihren wie graue Blätter in der Strömung flatternden Namensschildchen nicht zu sehen. Dorthin, wo das letzte Licht verblaßte und weiter …
    Sie befand sich in einer leeren, abgrundtiefen Schwärze. Über ihr ein vages Dunkel, das nur um eine Nuance weniger dunkel als die Dunkelheit selbst war. Nicht heller, irgendein Nachzügler vielleicht, der hinter dem Licht herhinkte. Mary ging verzweifelt tiefer, spürte, wie der Druck ihren Körper wie mit kalten Händen zusammenpreßte. Sie keuchte, aber hören konnte sie davon nichts, ihr Atem allein setzte das Kehlkopfmikrofon nicht in Betrieb. Sie rief wieder. Ihre Stimme war ein in der Unendlichkeit fast verlorener Strahl.
    Aber da war etwas, ein Fleck über dem Abgrund. Winzig, fast unsichtbar, etwas, das so verschwommen war, daß es die Netzhaut narrte. Mary schwamm darauf zu, und da war etwas Langes, etwas Blasses wie ein Körper, der gefangen auf einer dichteren Schicht des Meeres trieb. Tief unten, weit weg …
    »Jen!«
    Verzweifelt strampelte Mary vorwärts. Ihre Bewegungen verloren die Grazie und Harmonie. Sie kämpfte gegen den Druck an, und es war, als ob sie gegen eine Wand rannte. Es kam ihr vor, als ob ihr ganzer Körper schrumpfte, sich verdichtete, winzig wie ein Fisch wurde.
    »Jen!«
    Sie hatte das Ding erreicht und streckte die Hand danach aus, als es sich bewegte, sich ihrem Griff entwand, drehte … Sie sah die plötzlich aufsteigenden hellen Atemwölkchen, das Paddeln der Flossen. Hörte ihre Tochter im Kopfhörer kichern.
    Angst verwandelte sich in Zorn. Mary bog sich im Wasser. »Jen, komm sofort zurück …« Sie wollte wieder zupacken, aber das Mädchen entwand sich ihr so schnell wie ein Fisch. »Mami, horch …« Die Stimme sprudelte durch das Meer. »Es ist laut heute nacht, horch …«
    Mary machte den Mund auf, um wieder zu rufen und hielt ein. Das Geräusch … war da ein Geräusch ?
    Sie horchte angestrengt. Hielt den Atem an. Es war unmöglich; kein Außengeräusch konnte durch ihre abgeblockten Ohren kommen. Und dennoch … Da und jetzt wieder … Ein dumpfes Pochen, aber doch kein Pochen. Eine Art Druck, wie ein Stoß gegen das Gehirn. Unermeßlich langsam und gewaltig und irgendwie uralt … Mit ihrem Herzen pulsierend, vergehend und wieder anschwellend, um ihren Körper zu berühren. Ein Erdbeben oder ein Vulkan, sie hatte keine Ahnung. Es war ihr auch völlig gleichgültig. Irgendwie war es ihr genug, daß die Empfindung, das Nicht-Geräusch da war. Es war etwas Uraltes, Ewiges. Die wahre, dunkle, schwarzblaue Stimme des Meeres …
    Die Frau und das Mädchen schwebten ein wenig abseits voneinander, die Körper verschwommen, leuchtende Pünktchen in den Wassermassen. Mary hatte das Gefühl, die ganze Nacht so liegen zu können, ohne zu sprechen, sich nur der Fremdheit überlassend, die sie in vollen Stoßen vom Kopf bis zu den Füßen erfüllte. Rhythmen zu hören, die keine Rhythmen waren, die sich miteinander verbanden und überkreuzten, die ineinander aufgingen wie die Töne des Meer-Jazz. Tröstend, beruhigend, irgendwie warm …
    Sie konnte Jen rufen hören, aber die Stimme war unwichtig, fern. Erst als das Mädchen zu ihr hinschwamm, sie bei den Schultern packte und auf die Meßgeräte zwischen ihren Brüsten deutete, löste sie sich aus ihrer Halbtrance. Das Etwas da unten rief und pochte noch immer. Mary drehte sich widerstrebend um, merkte, daß Jen sie bei der Hand hielt. Sie ließ sich treiben, während Jen langsam paddelte und wieder

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