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Damon Knights Collection 2

Damon Knights Collection 2

Titel: Damon Knights Collection 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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ohne eine Spur zu hinterlassen.
    »Nein!« schrie Silva. »Nichts ist hier wirklich. Ich kann an keinen Baumstamm herankommen. Sie weichen vor mir zurück.« Kerbeck und Fay pflichteten ihm murmelnd bei.
    »Kommt, wir wollen für Silva einen Baum fangen«, sagte Garcia lachend. »Da drüben steht ein kleiner. Bildet einen Kreis um ihn und laßt ihn nicht aus den Augen, damit er nicht entwischen kann.«
    Kinross glaubte an den Gesichtsausdrücken der anderen ablesen zu können, daß sie seine ängstliche Erregung, sein Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, teilten. Alle außer dem spottenden Mexikaner. Sie umzingelten den Baum, und Kinross konnte Kerbeck dahinter gut sehen, aber der glatte grüne Stamm schien sich dem Brennpunkt des Blickes zu entziehen.
    »Wir haben ihn für dich, Silva«, sagte Garcia. »Komm her. Nimm ihn und rieche daran.«
    Silva eilte zu dem Baum. Sein altes runzliges Gesicht hatte einen wachsamen Ausdruck, und seine Lippen bewegten sich. »Du bist nicht ich, Baum«, sagte er leise. »Du mußt durch dich selbst du selbst sein. Du bist zu glatt und zu grün.«
    Plötzlich umarmte der alte Mann den Stamm, hielt das Gesicht einen Fuß davon ab und musterte ihn scharf. Seine Stimme hob sich. »Zeig mir Flecken und Risse und Sprünge und rauhe Stellen und Knorren …«
    Angst durchfuhr Kinross. Er hörte ein fernes Grollen, und die leuchtende Wolkenschicht senkte sich in grauen Wirbeln herab. Das Licht wurde trübe, und die matten Grüntöne der Landschaft gingen ins Gräuliche über.
    »Silvia, hör auf!« rief er.
    »Laß es gut sein, Silva!« schrie der Mexikaner.
    »… zeig mir Büschel und Stacheln und Runzeln und Furchen und Löcher …« Silvas Stimme schwoll hemmungslos an.
    Der Nebel wirbelte näher. Mit ihm ein leises Pochen und Rascheln. Dann sprach eine Stimme klar und silberhell aus der Luft über ihnen.
    »Silva! Hör damit auf, Silva, sonst blende ich dich!«
    »Unheilig!« kreischte Silva. »Ich will dich durchschauen !«
    »Silva! Erblinde!« befahl die silberhelle Stimme. Sie schien das Wort fast zu singen.
    Silva verstummte und erstarrte. Dann hielt er die Hände vor die Augen und schrie: »Ich bin blind! Schiffskameraden, es ist dunkel! Ist es nicht dunkel? Die Sonne ist untergegangen …«
    Zitternd trat Kinross zu Silva, als der Nebel sich wieder auflöste.
    »Beruhige dich, Silva. Du wirst bald wieder gesund sein«, tröstete er den alten Mann.
    »Diese Stimme«, sagte Garcia leise. »Ich kenne diese Stimme.«
    »Ja«, sagte Bo Bo. »Es war Boß Krüger.«
     
    Okay, Kinross und Garcia kamen überein, sich nichts genauer zu betrachten. Der Realitätssinn der anderen schien sich schon von selbst so verflüchtigt zu haben, daß sie kaum die Bedeutung dieses Tabus verstehen konnten. Kinross versuchte es nicht zu erklären. Fay erbot sich, bei Silva und Krüger zu bleiben und für sie zu sorgen, vorausgesetzt daß die anderen ihm Nahrung brächten, denn was er selbst fände, sei ungenießbar. »Kinross, laß uns Spazierengehen«, sagte Garcia. »Du hast dich noch nicht umgeschaut.«
    Sie gingen flußabwärts. »Was ist soeben geschehen?« fragte Garcia.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Kinross. »Es war Krügers Stimme, kein Zweifel. Vielleicht sitzen wir in Wirklichkeit immer noch in diesem Boot, und Krüger gaukelt uns das nur vor.«
    »Wenn dem so wäre, möchte ich nicht aus diesem Traum erwachen«, sagte der Mexikaner beschwörend, »aber ich glaube es nicht. Ich bin wirklich, auch wenn diese Welt es nicht ist. Wenn ich mich zwicke, tut es weh. Meine Eingeweide arbeiten.«
    »Ich auch. Aber ich konnte bestimmt vorhin dort drüben ein paar Sekunden lang Salzwasser und Dieselöl riechen. Um ein Haar hätte Silva uns zurückrutschen lassen.«
    »Krüger hatte wohl recht«, sagte der Mexikaner langsam »aber es ist sehr hart für den alten Silva.«
    Sie gingen schweigend neben dem gekräuselten Bach her. Dann sagte Kinross: »Ich habe einen Heißhunger auf Äpfel. Ob es hier welche gibt?«
    »Natürlich«, sagte Garcia, »da drüben.« Er überquerte den Bach und zeigte auf die Äpfel an einem herabhängenden Zweig. Sie waren groß, hellrot und makellos. Kinross tat sich an mehreren gütlich, ehe er bemerkte, daß sie keine Kerne hatten, und das dem Mexikaner sagte.
    »Paß auf«, warnte Garcia. »Nicht zu genau hinsehen.«
    »Jedenfalls schmecken sie köstlich«, sagte Kinross.
    »Ich will dir etwas sagen«, sagte der Mexikaner abrupt. »Es gibt nur einen einzigen Baum hier. Man

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