Damon Knights Collection 2
über dem Wasserfall. Ich sehe jetzt undeutlich vor mir, wie er sich in ferner Zukunft belebt und gleichsam triumphierend in seine Welt tritt. Aber noch nicht, noch nicht …«
»Und dein Durst, Krüger? Bist du immer noch durstig?«
»Ja, Kinross. Er verzehrt mich immer noch. Ich weiß nicht, wie lange ich ihn noch ertragen muß.«
»Hat die Beziehung zu Fay …?«
»Keiner außer dir, Kinross. Und jetzt nicht einmal mehr du. Du hast mir einmal nicht gehorcht.«
»Krüger, es tut mir leid. Ich wollte, es wäre nicht nötig gewesen. Dürfen wir jetzt gehen?«
»Ja. Geht und dient dieser Welt. Versucht zufrieden zu sein.«
»Laß uns gehen, Garcia«, sagte Kinross und machte kehrt. Der Mexikaner setzte sich in Marsch, übernahm die Führung. Als sie den dunklen Wald durchquerten, blieb Kinross stehen. »Wollen wir uns nicht hier hinsetzen und uns eine Weile über die Teufel unterhalten, Garcia?« schlug er vor. »Ich kann Mary Chadwick einfach noch nicht ins Gesicht sehen.«
Als die beiden Männer zum Feuer zurückkehrten, standen über ein Dutzend Leute darum herum. Mehrere waren Frauen. Ein großer schlanker Mann, der eine Lederjacke und graue, in Stulpenstiefeln steckende Hosen trug, kam ihnen aus der Gruppe entgegen. Er hatte rötlich-blondes Haar.
»Mister Kinross?« fragte er. »Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle, und entschuldigen Sie bitte, daß ich so frei war, mich Ihres Feuers zu bedienen. Mein Name ist Friedrich von Lankenau.«
Sie schüttelten sich die Hände. Der Neuankömmling hatte einen kräftigen Griff in seinen langen Fingern. Sein Gesicht war starr, straff, hager, hatte schmale Lippen und eine feingeschnittene Hakennase. Kinross schaute ihn forschend an, und tiefliegende graue Augen unter buschigen Brauen erwiderten seinen Blick fest. Die schmalen Lippen lächelten leise.
»Miss Chadwick hat mir gesagt, daß Sie gewissermaßen Mister Krügers Adjutant sind«, sagte der Mann. »Wir sind eine Gruppe, die sich unterwegs zufällig getroffen hat. Wir sind begierig auf eine vernünftige, naturwissenschaftliche Erklärung dessen, was mit uns vorgeht.«
Ein Stimmengewirr erhob sich aus der Gruppe. »Ruhe!« schnauzte der große Mann. »Wenn Mister Kinross es uns erklärt, können alle, die Englisch verstehen, zuhören. Danach übersetze ich es den anderen.« Das Stimmengewirr verstummte.
Kinross erzählte die Geschichte der Soldaten von Tibesti und der Seeleute von der Ixion. Beim Reden beobachtete er von Lankenau genau. Der Mann änderte nicht seine straffe Miene, aber seine Augen leuchteten, und er nickte dauernd verständnisvoll mit dem Kopf. Als er geendet hatte, unterdrückte Kinross ein erneutes Geplapper, indem er Garcia die Geschichte auf Spanisch erzählen ließ. Dann zog er von Lankenau beiseite.
»Könnten Sie mir bitte sagen, wo Sie sich befanden, als Sie hierher gelangten?« fragte er.
»Ich war fast auf dem Gipfel des Sajama in Bolivien, den ich allein bestieg.«
»Und die anderen?«
»Sie kommen von überall. Brasilien, den Neu-Hebriden, Mozambique, Australien, Rhodesien …«
»Vermutlich hat Krüger recht, und die Pforte folgt tatsächlich dem achtzehnten Breitengrad«, dachte Kinross laut.
»Das können wir zweifellos ziemlich genau durch ein kurzes Verhör feststellen«, sagte von Lankenau zuversichtlich. »Aber früher oder später, Mister Kinross, möchte ich gern mit Mister Krüger persönlich sprechen, wenn sich das einrichten läßt. Es beschäftigt mich sehr …«
»Dann brauchen Sie ihn nur aufzusuchen, Herr von Lankenau. Ich bin nicht sein Sekretär. Aber so viel kann ich Ihnen jetzt schon sagen: er erlaubt es keinem, in die alte Welt zurückzukehren.«
»Um keinen Preis möchte ich in die alte Welt zurückkehren!« Von Lankenau sprach mit Gefühl, durchbrach seine steife Haltung.
»Seit meinem Knabenalter kenne ich die Geschichte der Soldaten von Tibesti«, fuhr er fort. »Als Jüngling suchte ich die Pforte in ganz Tibesti, und vielleicht fand ich sogar die Stelle, aber es offenbarte sich mir nicht wie Mister Krüger. Deshalb suchte ich eine eigene Pforte, auf winterlichen Bergspitzen, auf Gipfeln wie dem Sajama. Ich bin zwar nicht ganz sicher, daß ich durch Ihre Pforte kam, Mister Kinross, aber ich bin sicher, daß ich hierher kam, um zu bleiben.«
»Mary – Miss Chadwick – hat irgendwie das gleiche Gefühl«, sagte Kinross. »Ich habe nie gewußt, daß so viele Leute …« Seine Stimme verlor sich.
»Verzeihen Sie mir meinen Ausbruch«,
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