Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knights Collection 2

Damon Knights Collection 2

Titel: Damon Knights Collection 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
Vom Netzwerk:
zu tun hätte, um die Schranke zu bewachen. Mehrere Tage danach verdunkelte sich eines Morgens der Himmel und seltsames Licht lag über dem Land, so daß er wußte, daß sich ein Gewitter zusammenballte. Die schwarzen Dinger vom Hang drangen mit den feuchten Windstößen in das Tal ein, huschten und schlichen – eben noch außer Sichtweite – durch das Gestrüpp. Auf Felsen, Baumwipfeln und allen spitzen Dingen reckten sich die grauen Frauen halb sichtbar empor. Als die ersten Regentropfen fielen, begann Kinross den Anstieg.
    Als er sich der Schrankenzone näherte, wurde das Gewitter heftiger. Donner polterte und brüllte ihn an, strömender Regen peitschte ihn, Zickzackblitze ließen ihn Blicke von den Gewitterteufeln erhaschen. Die Kabeiroi wimmelten mit obszönen Drohungen um ihn herum; über seinem Kopf strömten die grauen Frauen auf dem böigen Wind vorbei. Einmal sah er Kerbeck, den Kopf in den Nacken geworfen, die breite Brust dem Sturm entblößt.
    Den ganzen Tag kämpfte er gegen die Schranke, spie Flüche in das Unwetter, und den ganzen Tag spie und donnerte das Unwetter zurück. Er fiel und rollte hinab und rappelte sich immer wieder auf, um sich mit schmerzender Brust den Hang hinaufzuschleppen. Im Wind wirbelnde Zweige und Äste geißelten sein Gesicht und seinen Körper. Erstickender Regen überschüttete ihn; der Sturm riß ihm den Atem aus dem Mund. Schließlich überzeugten ihn sein hämmerndes Herz und seine zitternden Knie, daß er geschlagen war. Er machte kehrt. »Na, Krüger, ich habe dir einen Kampf geliefert«, keuchte er laut. Der Sturm legte sich, als er den Hang hinunterhinkte, und er sah entwurzelte Bäume und verstreute Äste und strudelnde Wasserrinnen. Dann kam ihm der Gedanke, daß er Krüger zumindest gezwungen hatte, von Lankenaus kostbares Dorf zu zerstören. Als er das Talbecken erreichte, hatte sich das Gewitter ganz verzogen, und er konnte eine halbe Meile vor sich das offenbar unversehrte Dorf und seine Bäume sehen.
    Als er sich seiner Hütte näherte, trat Mary aus dem Gebüsch hervor. Weiße Muskattauben hockten auf ihrem Kopf und auf ihren Schultern. Sie lächelte ihn seltsam an.
    »Ein Höllenkrach da oben, was, Allan?«
    Er sah sie verblüfft an. »Hat es denn hier unten nicht geregnet?« fragte er.
    »Kein Tröpfchen«, sagte sie lächelnd. »Geh ans Feuer und trockne deine Sachen. Du siehst müde aus.«
    Mit verstauchtem Knöchel hinkte er durchnäßt und verdreckt weiter. ›Sie hat gelächelt und mich Allan genannt‹ dachte er. ›Kein Gewitter hier. Hat mich Allan genannt. Ach, zum Teufel …‹
     
    Eines Morgens hörte Kinross Schläge außerhalb des Dorfes. Auf einer Lichtung fand er Peter White und zwei andere, die mit runden Stöcken Maulbeerbaumrinde flach klopften. Der bärtige Rhodesier sah sonnengebräunt und gesund und heiter aus. Die drei Männer vermieden es, wie es alle Dorfbewohner zu tun pflegten, Kinross anzuschauen, aber sie waren sich seiner Gegenwart bewußt, und der Rhythmus ihrer Schläge wurde unregelmäßig.
    Aus einem Impuls heraus rief Kinross: »White! Komm hierher!«
    White hörte nicht auf ihn. Kinross hob die Stimme. White murmelte etwas von Mister Krüger, ohne sich dabei umzuschauen.
    »Ich befehle es dir in Krügers Namen!« brüllte Kinross jähzornig. »Komm hierher!«
    Widerwillig kam der Mann zum Rande der Lichtung. Er blickte zu Boden, schien aber keine Angst zu haben. Der Bantu und der Kanaka klopften weiter.
    »White, du bist einmal ein Mann gewesen«, sagte Kinross. »Würdest du nicht gern wieder ein Mann sein?«
    »Ich bin ein Mann, Mister Kinross«, sagte White trocken.
    »Ein Mann braucht eine Frau. Hast du eine Frau, White?«
    »Mister Krüger wird mir bald eine geben.«
    »Ich meine zu Hause. Hast du da eine Frau?«
    »In meiner Hütte ist keine Frau, aber Mister Krüger wird mir bald …«
    »Zum Teufel mit deiner Hütte. Ich meine dort, woher du kommst, in Rhodesien.«
    »Ich bin immer hier gewesen.«
    »Nein, das bist du nicht. Du bist aus einer anderen Welt, und wenn du dir Mühe gibst, kannst du dich daran erinnern. Kannst du es jetzt?«
    Der Mann sah auf. »Ja, aber ich war damals ganz anders. Es war keine gute Welt.«
    »Erinnere dich daran. Ich befehle dir in Krügers Namen, dich daran zu erinnern. Erinnere dich an deine Frau und deine Kinder.«
    Der Mann wand sich, und sein Gesicht verdüsterte sich. »Es gab dort viele Frauen und Kinder. Es war eine unterirdische Welt. Alle lebten in Tunnels, die gradlinig

Weitere Kostenlose Bücher