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Damon Knights Collection 3

Damon Knights Collection 3

Titel: Damon Knights Collection 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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kalfatern, und sie tat es, allerdings ohne dabei zu sprechen, sie sprach überhaupt nicht. Sie kochte Fisch über dem Feuer eines Kohlenbeckens aus Messing und fächelte den Rauch und erstickte fast daran, sagte aber kein Wort. Sie tat stumm, was sie geheißen wurde. Von Tag zu Tag verbitterter, versetzte sie dem Kohlenbecken Fußtritte und schrubbte den Boden, wobei sie ihre Fingernägel einriß und ihren Rock verschliß; sie fluchte wortlos vor sich hin, so daß es ein Ereignis war, als sie eines Nachts Alyx mit dem Fuß schubste.
    »Wohin fahren wir?« sagte Edarra im Dunkeln mit grimmiger Ungeduld. Sie hatte mehrere Wochen über diese Frage gebrütet, und ihre Stimme klang erstaunlich geballt; sie pikste Alyx mit der großen Zehe und wiederholte: »Ich habe gefragt, wohin wir fahren.«
    »Morgen«, sagte Alyx. Sie schlief, denn es war mitten in der Nacht; sie übernahmen abwechselnd die Wache an Deck. »Morgen früh«, sagte sie. Halb war es der Schlaf, halb Demoralisierung; sie war, wenn auch mit Zurückhaltung, freundlich, denn Edarra ging ihr auf die Nerven.
    »Oh!« stieß das Edelfräulein zwischen aufeinandergebissenen Zähnen hervor, und Alyx wälzte sich im Schlaf herum.
    »Wann werden wir etwas Anständiges zu essen kaufen?« fragte das Edelfräulein aufbrausend. »Wann? Wann?«
    Alyx setzte sich kerzengerade auf. »Schlaf doch!« schrie sie unter der Wahnvorstellung, daß sie wach war und arbeitete. Sie träumte zur Zeit von nichts anderem als Arbeit. Im Dunkeln stampfte Edarra mit dem Fuß auf. »Ach, wach doch um Himmelswillen auf!« rief sie. – »Was willst du denn?« sagte Alyx. »Wohin fahren wir?« sagte Edarra. »Fahren wir zu irgendeinem elenden Fischernest? Ja? Sag schon, ja?« – »Ja«, sagte Alyx.
    »Warum?« fragte das Edelfräulein.
    »Weil es deinem Charakter entspricht.«
    Mit einem wütenden Schrei stürzte sich Edelfräulein Edarra auf ihre Beschützerin, und sie stießen ein paar Minuten mit den Köpfen gegeneinander, aber der – wenn auch erbitterte – Kampf fand in völliger Finsternis statt, und sie verhedderten sich in den Betten, die nur aus Decken auf dem kahlen Boden bestanden – ein weiterer Grund dafür, daß die braunen Augen des Edelfräuleins nun ständig gehässig schwarz waren.
    »Laß mich los, du erwürgst mich ja!« schrie das Edelfräulein, und als es Alyx gelang, die Lampe anzuzünden, wobei sie mit dem Schienbein gegen irgendein Möbelstück stieß, sah sie, daß Edarra mit einer Decke rang, die sie durch die Kajüte schleuderte. Die Kajüte war anderthalb Meter breit.
    »Wenn du das noch mal tust, meine Gnädigste«, sagte Alyx, »dann hämmere ich deinen Kopf auf den Boden!« Das Edelfräulein warf mit der Pose einer Prinzessin das Haar aus der Stirn. Sie bebte. »Ha!« sagte sie mit der Stimme einer Person, die so zornig ist, daß sie sonst nichts zu sagen wagt. »Wirklich«, fügte sie, den Tränen nahe, hinzu.
    »Ja, wirklich«, sagte Alyx, »wirklich [das Wort schien sie mit Genugtuung zu erfüllen], geh jetzt wirklich wieder ‘rauf. Wir treiben ab.« Edarra kauerte in ihrer Ecke, mit weißem Gesicht, die Hände zusammengepreßt, als hielte sie einen brennenden Span. »Nein«, sagte sie.
    »Was, meine Gnädigste?« sagte Alyx.
    »Ich tue überhaupt nichts mehr«, sagte Edarra unsicher mit funkelnden Augen. »Du kannst alles allein tun. Das willst du ja sowieso.«
    »Also hör einmal …« sagte Alyx grimmig und trat auf das Mädchen zu, aber ob sie sich eines Besseren besann oder ob sie irgend etwas hörte oder roch (nach Wochen auf See entwickeln Matrosen – das behaupten sie zumindest – eine gewisse Intuition für solche Dinge), sie warf jedenfalls nur eine Decke um ihre Schultern und sagte: »Mach, was du willst.« Dann ging sie an Deck. Ihr Gesicht war unnatürlich gefaßt.
    »Der Himmel sei Zeuge meiner Selbstbeherrschung«, sagte sie, ohne die Stimme zu heben, aber in einem Ton, der ihren Gesichtsausdruck Lügen strafte. »Er sei Zeuge. Augenzeuge. Auf daß mir dafür der gerechte Lohn zuteil werde. Möge der Bote Yps – an den ich nicht glaube – auf dem Pergament der Weltchronik festhalten, daß ich, die ich über das Maß des Menschlich-Erträglichen hinaus beleidigt, gequält, mitten in der Nacht mit Füßen getreten und so behandelt wurde, als wäre ich der Abschaum einer dreckigen, billigen Sauerbierbrauerei …«
    Da erblickte sie das Seeungeheuer.
    Die Meinungen über Seeungeheuer weichen in Ourdh und in den Bergen der Umgebung

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