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Damon Knights Collection 3

Damon Knights Collection 3

Titel: Damon Knights Collection 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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steigen Ya, die Kurtisane mit den goldenen Brüsten (sehr gut für den erschlafften Geschmack), und Garth, der rotbärtige Pirat mit der sorgfältig gepflegten Herablassung, und viele andere die breiten weißen Stufen zu irgend jemandens Dach hinauf. Jede Stufe trägt eine Lampe, jede Lampe wirft einen gedämpften Glanz auf ein Tablett, auf jedem Tablett häuft sich Klebriges, Gerolltes, Salziges, Süßes …
    Alyx stieg hinauf und träumte dabei von Schnee. Sie war geschäftlich hier. An diesem Abend war der Himmel übrigens bewölkt, aber ein Regenguß hätte die Gäste nicht ins Haus getrieben; ein gestreifter Seidenbaldachin mit goldenen Fransen wäre über ihren Köpfen entrollt worden, und während die Fransen matt und naß wurden und Wasser unten in den Garten prasselte, würden Damen die Hände (oder die Köpfe – aber dazu bedurfte es wegen der Frisur einer tapferen Dame) unter dem Baldachin hervorstrecken und quietschen, wenn der warme, milde, neutrale Regen von Ourdh sie benetzte. Donner war etwas anderes. Alyx erinnerte sich an die Gebirgsstürme, bei denen Kies durch die Betten der Sturzbäche pfiff und Pfade sich in kalten Schlamm verwandelten. Sie trat zu der Gastgeberin, und diese üppige Witwe sagte:
    »Da ist sie.«
    Es war Edarra, schmollend und siebzehn, die ein feuchtes Seidentaschentuch in ihrer Hand zerknüllte und ein funkelndes blaugrünes Kollier trug.
    »Das ist das Halsband«, sagte die Gastgeberin. »Laß es nicht aus den Augen.«
    »Ich verstehe«, sagte Alyx und fuhr sich mit der Hand über die Augen.
    Als sie allein waren, richtete Edarra ihren grimmigen Blick auf Alyx und zischte: »Verräterin!«
    »Wieso?« sagte Alyx.
    »Verräterin! Verräterin! Verräterin!« schrie das Mädchen. Die Gäste in der Nähe wandten sich ihr zu, um zu horchen, und wandten sich gelangweilt wieder ab.
    »Sie öden mich an«, sagte Alyx und lehnte sich leicht an die Brüstung des Daches, um die Gesellschaft zu beobachten. Neben sich hörte sie ein wütendes Rascheln. Dann sagte das Mädchen leise (zwischen den Zähnen): »Heute abend wird jemand dieses Halsband stehlen.«
    Alyx schwieg. Ya schwebte mit ihren im Lampenlicht glänzenden Metallbrüsten vorbei; hinter ihr Peng der Juwelier.
    »Ich bekomme siebenhundert Unzen Gold dafür!«
    »So?« sagte Alyx.
    »Du hast die Sache verdorben«, fauchte das Mädchen. Zusammen beobachteten sie die Gäste, Rot und Grün, Seide auf Seide wie Öl auf Wasser, reichverzierte Hüte und glitzernde Ohrringe, Armreifen, die wie ein Fischschwarm unter Wasser blitzten. Die Gastgeberin kam mit einem steinreichen Großgrundbesitzer heran, einem stattlichen Bräutigam, der bereits drei Frauen begraben hatte und jetzt das Vorrecht genießen sollte, Edelfräulein Edarra zu begraben – obwohl, laut ihm, die erste sich zu Tode gegessen, die zweite sich zu Tode getrunken hatte und die dritte an einem Gesichtswasser gestorben war, das sie selbst gebraut hatte. Daran ließ sich nicht zweifeln. Er lächelte und nahm Edarras Oberarm zwischen Daumen und Zeigefinger. Er sagte: »Nun, meine Kleine.« Sie starrte ihn an. »Sei nicht so trotzig«, sagte er. »Du wirst reich sein.« Die Witwe zügelte ihn. »Ich meine – noch reicher«, sagte er lächelnd. Mutter und Bräutigam unterhielten sich einige Minuten über das Geschäftliche, ohne auf das Mädchen zu achten; dann machten sie plötzlich kehrt und verschwanden in der bunten wogenden Menge, von der manche sich über die Brüstung lehnten und denen unten im Garten etwas zuriefen oder von der andere ausrutschten und sich unfreiwillig in die fünfunddreißig Pfund Kirschen setzten, die versehentlich gerade auf den Boden geschüttet worden waren.
    »Also deshalb willst du davonlaufen«, sagte Alyx. Edelfräulein Edarra starrte vor sich hin, während ihr große Tränen stumm über die Wangen kullerten. »Kümmer’ dich um deine eigenen Angelegenheiten«, sagte sie.
    »Kümmer’ dich um deine«, sagte Alyx leise, »und beleidige mich nicht, denn dann kann ich sehr grob werden.« Sie lachte und betastete das Halsband, das prächtig und aus daumengroßen Edelsteinen war. »Was würdest du tun«, fragte sie, »wenn ich ja sagen würde?«
    »Du bist unmöglich!« sagte Edarra und sah schluchzend auf.
    »Gepriesen sei Yp, daß es mich gibt«, sagte Alyx, »denn ich frage dich, ob dein Angebot noch gilt. Jetzt, da ich mir deine Halskette genauer betrachte, neige ich dazu, es anzunehmen – übrigens hat derjenige, den du gedungen hast,

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