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Damon Knights Collection 3

Damon Knights Collection 3

Titel: Damon Knights Collection 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Edarra, die sich, ebenfalls das Schwert in der Hand, mit einem ungläubigen, freudigen Gesichtsausdruck über den dritten Mann beugte. Blut besitzt – bedauerlicherweise – kein Schrecken für ein Kind von Ourdh.
    »Schau nur, was ich getan habe!« sagte das Edelfräulein.
    »Mußt du denn so erfreut aussehen?« sagte Alyx scharf. Die morgendliche Wäsche hing zum Trocknen auf der gegenüberliegenden Reling. Meer und Himmel waren so still gewesen, daß sie sich keinen Zoll verschoben hatte. Der Herr mit dem Dolch im Bauch lehnte sich starren Blicks daran.
    »Wenn du so kühn bist«, sagte Alyx, »so zieh ihn heraus.«
    »Muß ich das?« sagte das Mädchen unbehaglich.
    »Wohl kaum«, sagte Alyx und stemmte, den Knauf packend und die Augen abwendend, einen Fuß gegen die Brust des Toten; Mann und Dolch trennten sich, und ersterer flog über Bord. Edarra errötete leicht; sie senkte den Kopf und sagte: »Du bist großartig.«
    »Und du bist eine Wilde«, sagte Alyx.
    »Wieso denn!« rief Edarra entrüstet. »Ich habe doch nur gesagt …«
    »Wisch auf«, sagte Alyx, »und schaff den anderen fort. Das ist deiner.«
    »Ich habe doch nur gesagt, daß du großartig bist, und ich sehe nicht ein, warum das …«
    »Und hiß das Segel«, fügte die sechsfingrige Diebin hinzu. Sie legte sich hin, schloß die Augen und schlief ein.
    Jetzt sprach Alyx nicht mehr, Edarra dagegen wohl; sie sagte: »Guten Morgen«, sie sagte: »Warum haben Fische Schuppen?«, sie sagte: »Ich mag Krabben, sie sehen so komisch aus«, und sie sagte (einmal): »Ich mag dich«, sachlich, als hätte sie darüber nachgedacht und wäre gerade zu diesem Schluß gekommen. Eines Nachmittags, als sie in der Kajüte Fisch aßen – »Fisch« ist ein kaltes, unangenehmes, schleimiges Wort, aber Seeforelle in Ton gebraten mit Zwiebeln, Krabben und Weißwein ist etwas ganz anderes –, sagte Edarra:
    »Wie war es eigentlich, als du in den Bergen gelebt hast?« Sie sagte es aus heiterem Himmel, einfach so.
    »Was?« sagte Alyx.
    »Warst du glücklich?« sagte Edarra.
    »Darüber möchte ich lieber nicht reden.«
    »Dann eben nicht, meine Gnädigste«, und das Mädchen rauschte mit Teller und Glas hinauf zum Deck. Es ist nicht leicht, mit einem (auf einem Teller balancierten) Glas in der einen Hand eine Strickleiter hinaufzuklettern, aber sie tat es, ohne dabei nachzudenken, was beweist, wie sehr sie sich an das Schiff gewöhnt hatte und wie weit fortgeschritten diese Geschichte ist. Alyx stocherte verdrossen in ihrem Essen herum (das, was sie betraf, wieder schleimig geworden war), als sie etwas Verbranntes roch und mit dem Schürhaken in dem Kohlenbecken neben ihr herumpikste. Das alte Kohlenbecken diente ihnen als Herd. Ob es nun am Alter lag oder an der Nachlässigkeit des vorherigen Besitzers oder einfach an dem verbitterten Haß lebloser Gegenstände gegen die Menschheit (die Religion von Yp legt großen Nachdruck auf diesen Punkt), jedenfalls löste sich die Rückseite des Kohlenbeckens in seine Bestandteile auf, und ein paar brennende Späne waren auf den Holzboden der Kajüte gefallen. Zudem gab, während Alyx in den Kohlen des Beckens herumstocherte, dessen Tür also offenstand, das linke Vorderbein des Dings nach, so daß das Becken vornübersackte und die Kohlen darin gefährlich ins Rutschen kamen. Alyx schrie auf und schlug hastig die Tür zu. Sie drehte sich um und hielt nach dem Schloß Ausschau, mit dem sie die Tür noch sicherer zusperren konnte, so daß sie erst, als sie sich wieder umwandte und aufstand, sah, welches Unheil sich auf der anderen Seite vollzog. Der Boden qualmte, zum Ruhme Yps, an einem halben Dutzend Stellen. Vorsichtig stieg Alyx zur Ecke der Kajüte, in der immer ein Eimer mit Meerwasser bereit stand, und schüttete ihn über den schwelenden Boden, aber in diesem Augenblick – so teuflisch sind die Seelen der Geräte – folgte das zweite Vorderbein des Beckens dem Vorbild des ersten, wodurch die Messingtür aufsprang und glühende Kohlen durch die Kajüte spie. Normalerweise hätte nicht einmal hoher Seegang das Feuer verbreiten können, denn die Tür befand sich zu hoch über dem Holzlager und die Beine des Ungeheuers waren fest im Boden verankert. Aber jetzt fingen die Bretter nicht an einem halben Dutzend, sondern an einem halben Hundert Stellen Feuer. Alyx rief nach Wasser und ergriff ein Handtuch, während ein Stapel gefalteter Decken an der Wand sich kräuselte und schwarz wurde; der Gestank verbrannter Haare

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