Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knights Collection 3

Damon Knights Collection 3

Titel: Damon Knights Collection 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
Vom Netzwerk:
Keks, was Alyx nicht entgehen konnte. Aber es gefiel ihr nicht. Oft sagte sie in den Nachtwachen laut zu sich:
    »Nun schön, ich bin dreißig …« (So lautete ihr Selbstgespräch.) »Aber, o Yp, was ist dreißig? Dreimal zehn. Zweimal fünfzehn. Frauen heiraten mit vierzig. In zehn Jahren werde ich vierzig sein …«
    Und so weiter. Von solchen Monologen kehrte sie unbehaglich, häßlich, alt und mit schlechtem Gewissen zurück. Sie hatte ein Gewissen, obwohl es sich kaum in den üblichen Richtungen betätigte. Eines Morgens nach einem ähnlichen nächtlichen Ringen beugte sich das Mädchen über die Reling und das Haar fiel ihr ins Gesicht, während sie im Wasser die Fische betrachtete, und ihr eigenes Spiegelbild. Zuweilen gähnte sie, wobei sie ihren rosa Mund öffnete und die Augen schloß; all das beobachtete Alyx heimlich. Ihr war nicht wohl zumute. Den ganzen Morgen war die Hitze sehr groß gewesen, und Fata Morganas von Schiffen und Möwen und unerkennbaren Dingen hatten am Horizont getanzt, die sich schließlich als Tangklumpen oder treibende Holzstückchen entpuppten.
    »Soll ich einen Fisch fangen?« sagte Edarra, die nun manchmal sprach.
    »Ja … nein …«, sagte Alyx, die das Ruder bediente.
    »Also soll ich oder soll ich nicht?« sagte Edarra geduldig.
    »Ja«, sagte Alyx, »wenn du …«, und riß das Ruder herum. Den ganzen Morgen hatte sie schwarze, flimmernde Formen beobachtet, die sich als nichts herausstellten; jetzt glaubte sie, etwas auf dem glitzernden Wasser zu sehen. Eines werden wir beide davon zurückbehalten, dachte sie, ein bleibendes Schielen. Die Form kam näher, löste sich in verschiedene Vertikalen und eine Horizontale auf; sie tanzte und wackelte zum Verrücktwerden. Alyx beschattete ihre Augen.
    »Edarra«, sagte sie ruhig, »hol die Schwerter. Gib mir eins und den Dolch.«
    »Was?« sagte Edarra und ließ die Angel fallen, die sie gerade aufhob.
    »Drei Männer in einer Schaluppe«, sagte Alyx. »Stell dich mit dem Rücken an den Mast und verbirg die Klinge hinter dir.«
    »Aber vielleicht wollen sie gar nicht …«, sagte Edarra mit erstaunlicher Fassung.
    »Vielleicht wollen sie doch«, sagte Alyx grimmig, »es ist immerhin möglich.«
    Nun gibt es in Ourdh ein Sprichwort, daß, wo die Kraft fehlt, drei Dinge genausoviel nützen: List, Überrumpelung und Geschwindigkeit. Das sind die natürlichen Waffen der Frau. Deshalb war, als die drei Schurken – und Schurken waren sie, wenn das Aussehen nicht trog – das Schiff erreichten, das viereckige Segel eingerollt, und die beiden Frauen saßen wie Verirrte träge am Mast, während das Schiff auf der öligen Dünung schaukelte. Dadurch wurde das Ruder nutzlos und das Fahrzeug davor bewahrt, sich zu drehen, falls der Wind plötzlich umsprang. Alyx sah zu ihrer Freude, daß zwei der drei dick und alle dreckig waren; zu eingebildet, dachte sie, um schmuck zu sein oder Vorsicht walten zu lassen. Sie raffte die Leinen des unauffällig über das Deck gebreiteten Fischnetzes mit der Rechten zusammen.
    »Wer wäscht eure Sachen?« sagte sie und stand langsam auf. Sie haßte persönliche Unsauberkeit. Edarra erhob sich neben ihr.
    »Das werdet ihr tun«, sagte der in der Mitte. Sie grinsten breit. Als der erste den Fuß auf das Netz setzte, zog Alyx mit einem Ruck daran und beförderte ihn in einem Maschengewirr an Deck; gleichzeitig warf sie mit der linken Hand – und die linke Hand dieser Lohstochter hatte sämtliche sechs Finger – den Dolch (der bisher für nichts Blutigeres verwendet worden war als für das Putzen von Fischen) und traf den zweiten Eindringling mitten in den Bauch. Er plumpste zu Boden und belästigte sie nicht mehr. Der erste, der sich aufgerappelt hatte, kreuzte mit ihr die klirrenden Klingen, was auf dem winzigen Deck laut widerhallte; in neunzig Sekunden auf den Glockenschlag drängte er sie zur gegenüberliegenden Reling zurück; dann durchbrach sie bei einem Schlingern des Schiffs blitzschnell seine Deckung, spaltete sein Schwerthandgelenk und entwaffnete ihn. Doch ihr Schwung trug sie zu weit, und sie fiel hin; mit der anderen Hand sein verwundetes Gelenk umklammernd stürzte er sich auf sie, und Alyx bugsierte ihn, indem sie beide Knie gegen seinen Brustkorb stemmte, ins Meer. Er nahm dabei ein Stück Reling mit. Nach dem Geräusch zu urteilen, konnte er nicht schwimmen. Sie lehnte sich, die Klinge fest in der Hand, über die Reling, bis er zum letztenmal versank. Es war schnell vorüber. Dann erblickte sie

Weitere Kostenlose Bücher