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Damon Knights Collection 3

Damon Knights Collection 3

Titel: Damon Knights Collection 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Edarra.
    »Kleine«, sagte Alyx, »Ideale färben noch lange auf die Fantasie ab, nachdem die Ideale selbst verschwunden sind. Deshalb werde ich dir nichts sagen.«
    »Raaah!« krächzte Edarra.
    »Es gehört sich nicht«, fügte Alyx prüde hinzu. »Wenn du nichts davon weißt, um so besser«, und sie wandte sich ab, um ihre Kleidungsstücke zu ordnen. Edarra durchbohrte einen formellen schwarzen Schuh.
    »Hör auf!« fauchte Alyx.
    »Nie und nimmermehr!« rief das Mädchen mit funkelnden Augen. Sie fiel aus und machte eine Finte, und ihre Freundin, die sich nicht von der Stelle rührte, webte (mit dem aufgeschlitzten Schuh) ein Netz der Verteidigung, das genauso unsichtbar war wie der Mantel, in den sich Aule der Bote hüllte. Edarra entrang ihrer bebenden Brust: »Ich bin müde.«
    »Dann hör doch auf«, sagte Alyx.
    Edarra hörte auf.
    »Erinnere ich dich an deine kleine Tochter?« sagte sie.
    Alyx schwieg.
    »Ich bin aber kein kleines Mädchen«, sagte Edarra. »Ich bin jetzt achtzehn und ich weiß mehr, als du denkst. Habe ich dir je etwas von meinem ersten Freier und der Köchin und der Katze erzählt?«
    »Nein«, sagte Alyx, die eifrig ihre Kleidungsstücke ordnete.
    »Die Köchin ließ die Katze herein«, sagte Edarra, »obwohl sie das eigentlich nicht hätte tun sollen, und deshalb sagte er, als ich auf dem Schoß meines Freiers saß und den einen Arm um seinen Hals gelegt hatte, den anderen auf die Stuhllehne: ›Liebling, wo ist denn deine andere kleine Hand?‹«
    »Hm, hm«, sagte Alyx.
    »Die Katze tapste nämlich über seinen Schoß! Aber da er nur meine eine Hand fühlen konnte, dachte er …«, doch als sie bemerkte, daß Alyx überhaupt nicht zuhörte, schrie sie ein Wort, das in Ourdh nur erstaunlich selten gebraucht wird, und zwar aus gutem Grunde. Alyx sah verblüfft auf. Zehn Fuß von ihr entfernt (das hieß, so weit sie konnte) lag Edarra schluchzend auf den Planken. Alyx ging zu ihr, kniete nieder und lehnte sich auf ihre Fersen zurück. Über ihren Köpfen kreisten die ersten Seevögel auf ihrer Fahrt – Seevögel leben immer in Landnähe – und klagten laut und hungrig wie ein Rudel Luftkatzen. »Es kommt jemand«, sagte Alyx.
    »Das ist mir egal«, murmelte Edarra auf dem Deck. Alyx streckte die Hand aus und begann dem Mädchen über das zerzauste Haar zu streichen, flocht es zwischen die Finger, wickelte es um ihre Handgelenke, glitt hinein und hinaus.
    »Jemand in einem Fischerboot steuert auf uns zu«, sagte Alyx.
    Edarra brach in Tränen aus.
    »Na, na, na!« sagte Alyx. »Was soll das? Komm!« und sie versuchte, das Mädchen aufzuheben, aber Edarra klammerte sich störrisch an das Deck.
    »Was ist denn los?« sagte Alyx.
    »Du!« rief Edarra und richtete sich stocksteif auf. »Du! Du behandelst mich wie ein Baby.«
    »Du bist noch ein Baby«, sagte Alyx.
    »Wie soll ich dich nur je dazu bringen, mich nicht mehr als Baby zu behandeln?« schrie das Mädchen. Alyx stand auf und ging mit nachdenklichem Gesicht zu ihren neuen Kleidungsstücken. Sie schlüpfte in ein ärmelloses Gewand und schnallte den Gürtel zu; es reichte bis kurz über ihr Knie. Dann zog sie einen Kamm aus der Tasche und kämmte ihr glattes, seidiges schwarzes Haar aus. »Ich habe mich erinnert«, sagte sie.
    »Woran?«
    »An allerlei.«
    »Mach dich nicht über mich lustig.« Alyx hielt einen Augenblick inne, einen blau-grünen Ohrring am Ohr, den anderen zwischen den Fingern. Sie lächelte über die Unschuld dieser rothaarigen Tochter der verdorbensten Stadt auf der Welt; sie sah wieder ihre eigene Jugend vor sich (obwohl sie fast von Geburt an unnatürlich wissend gewesen war), und deshalb lächelte sie mit seltsamer Zärtlichkeit.
    »Ich will es dir sagen«, flüsterte sie verschwörerisch und kniete sich neben Edarra hin. »Ich habe mich an einen Mann erinnert.«
    »Oh!« sagte Edarra.
    »Ich habe mich«, sagte Alyx, »an eine Woche im Frühling erinnert, als der nächtliche Himmel über Ourdh so mit funkelnden Sternen übersät war wie die Auslagen der Juweliere in der Straße der Tausend Dummheiten. Oh, was für ein Mann! Ein hünenhafter Nordländer mit Haaren wie du und einem rotgoldenen Bart – mein Gott, was für ein Bart! – Fafnir – nein, Fah… jedenfalls ein ganz lächerlicher Name. Aber er war alles andere als lächerlich. Er war ganz überwältigend.«
    Edarra schwieg verzückt.
    »Er war stark«, sagte Alyx lachend, »und behaart, herrlich behaart. Und eigenwillig! Ich sagte zu ihm: ›Mann,

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