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Damon Knights Collection 3

Damon Knights Collection 3

Titel: Damon Knights Collection 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Vögel singen. Sie schlug die Augen auf. Die Sonne schien, die Wellen sangen, das Mädchen beobachtete sie. Die Sonne stand auf gleicher Höhe mit dem Meer, und die ersten Abendlüfte strichen über das Deck.
    Alyx versuchte zu sagen: »Was ist geschehen?« brachte aber nur ein Krächzen hervor. Edarra setzte sich mit einem Plumps.
    »Du sprichst ja!« rief sie erleichtert aus. Alyx bewegte sich, schaute umher, versuchte aufzustehen, besann sich aber eines Besseren. Sie entdeckte die dicken Verbände an ihrer Hand und ihrem Bein; sie zupfte mit ihrer gesunden Hand schwach daran, denn irgendwie wußte sie nicht, was sie zu bedeuten hatten. Dann ließ sie es sein.
    »Ich bin noch am Leben«, sagte sie heiser, »weil Yp sich gern weismacht, daß er mich beschützt, dieser Schuft.«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte Edarra lachend. »Mein Gott!« Sie kniete mit flatterndem Haar auf dem Deck wie eine zum Leben erwachte Galionsfigur; sie sagte: »Ich habe alles in Ordnung gebracht. Ich habe dich hier heraufgeschleppt. Ich habe das Schiff gedichtet und geteert, obwohl ich dabei an meinen Kniekehlen hängen mußte.« Sie zeigte ihre bis zum Ellbogen verschmierten Arme. »Guck nur«, sagte sie. Dann fügte sie mit stockender Stimme hinzu: »Ich dachte, du würdest vielleicht sterben.«
    »Das ist immer noch möglich«, sagte Alyx. Die Sonne tauchte ins Meer. »Langbeiniges Geschöpf«, flüsterte sie heiser, »bring mir etwas zu essen.«
    »Hier.« Edarra kramte kurz herum und hielt ihr ein Stück Brot hin, denn ein Teil des Proviants war bei der Katastrophe über das Deck gestreut worden. Die Diebin aß und legte sich wieder hin. Die Sonne tanzte in ihren Augen auf und ab, über Deck, unter Deck, über Deck …
    »Geschöpf«, sagte Alyx, »ich hatte eine Tochter.«
    »Wo ist sie?« sagte Edarra.
    Schweigen.
    »Sie betet«, sagte Alyx schließlich. »Sie verwünscht mich.«
    »Das tut mir leid«, sagte Edarra.
    »Aber du«, sagte Alyx, »bist …« und hielt inne. Sie sagte: »Du …«
    »Was ist mit mir?« sagte Edarra.
    »Bist hier«, sagte Alyx, gähnte, so daß die Knochen knackten, ließ die Brotkruste ihren Fingern entgleiten und schlief ein.
     
    Schließlich kam die Zeit (alles muß einmal enden, und Alyxens Brandwunden waren bereits zu kaum sichtbaren Narben verheilt – jemand, der sie genauer betrachtet, könnte viele solcher schwachen Male auf ihrem Rücken, ihren Armen, ihren Flanken entdecken, die körperliche Chronik der letzten schweren sieben Jahre), da Alyx, als sie die Frühstücksreste über Bord schüttete, einen so lauten und triumphierenden Schrei ausstieß, daß sie den Abfalleimer versehentlich ins Meer fallen ließ.
    »Was ist denn?« sagte Edarra bestürzt. Ihre Freundin umklammerte mit beiden Händen die Reling und starrte mit einem Blick über das Meer, den Edarra überhaupt nicht begreifen konnte, denn Alyx hatte über manche Dinge in der Erziehung eines Mädchens Schweigen bewahrt.
    »Ich denke«, sagte Alyx.
    »Oh!« schrie Edarra. »Land! Land!« und sie hüpfte und wirbelte in die Hände klatschend über das Deck. »Ich kann mich umziehen!« rief sie. »Denk dir nur! Wir können frische Nahrung essen! Denk dir nur!«
    »Daran habe ich nicht gedacht«, sagte Alyx. Edarra trat zu ihr und schaute ihr neugierig in die Augen, die so tief und so grau geworden waren wie das Meer an einem grauen Tag; sie sagte: »Woran hast du denn gedacht?«
    »Das ist nicht für deine Ohren bestimmt«, sagte Alyx. Das Mädchen kniff die Augen zusammen. »Oh«, sagte sie spitz. Alyx wollte an ihr vorbeischlüpfen, um zur Luke zu gelangen, aber Edarra kam ihr zuvor und versperrte ihr den Weg mit ausgebreiteten Armen.
    »Ich will es von dir hören«, sagte sie.
    »Das ist eine törichte Haltung«, sagte Alyx. »Denn das bringt dich aus dem Gleichgewicht.«
    »Sag es mir.«
    »Komm, laß mich durch.«
    Das Mädchen sprang wie eine rothaarige Furie vor und packte ihre Freundin mit beiden Händen bei den Haaren. »Auch wenn es nicht für meine Ohren bestimmt ist, will ich es hören!« schrie sie.
    Alyx entwand sich ihr und schlüpfte nach unten, um ihre strenge, dezente, formelle schwarze Kleidung, wie sie sich für einen Geschäftsbesuch ziemt, hervorzuholen. Als sie wieder auftauchte und ihre Sachen auf das Deck warf, hatte Edarra ein Kurzschwert in der rechten Hand und bewachte in voller Breite die Luke.
    »Sei nicht töricht«, sagte Alyx ärgerlich.
    »Ich bringe dich um, wenn du es mir nicht sagst«, erklärte

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