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Damon Knights Collection 3

Damon Knights Collection 3

Titel: Damon Knights Collection 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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erfüllte die Kajüte. Alyx schlug auf die Decken ein, und die Flammen fanden einen Vorratsschrank daneben, krochen unter der Tür hindurch und schnappten sich einen Sack keimender Kartoffeln, der jedoch nicht brennen wollte. Mehl lagerte daneben. »Edarra!« schrie Alyx.
    Sie kippte ein Gestell mit Wein um, ohne auf die Glasscherben zu achten; der Wein hielt die Flammen in Schach, während sie auf den Vorratsschrank einschlug; dann änderte das Feuer die Richtung und züngelte an der anderen Wand empor. Es loderte kurz in einer dort hängenden Strohmatte auf, kroch höher, fraß sich durch die Dielen, suchte Risse unter der Vorratsschranktür, ringsumher. Die von der Hitze ausgedörrten Kartoffeln schrumpften dumpf zusammen; der Jutesack fiel in sich zusammen und wurde schwarz. Edarra war gerade entsetzt in die Kajüte gestürzt, und Alyx erstickte fast in dem Rauch des Jutesacks und der grünen qualmenden Keimlinge, als das Feuer das gelagerte Mehl erreichte. Ein Hustenanfall und ein Windstoß ließen Alyx gegen das Kohlenbecken taumeln; weiße Flammen waberten in der Ecke, in der der Vorratsschrank gestanden hatte. Alyx hatte sich eine Seite vom Knie bis zum Knöchel verbrannt und war gegen die Wand geprallt; sie fiel der Länge nach hin.
    Als sie wieder zu sich kam, lag sie halb in schmutzigem Meerwasser, und das Feuer war erloschen. Am anderen Ende der Kajüte kämpfte Edarra mit einem Wasserdämon, stopfte halb verkohlte Decken und Kleidungsstücke und Kartoffelsäcke einem unbändigen Wasserstrahl entgegen, der sie herumstieß und in die Kajüte sprudelte, in der das Wasser sich träge von einer Seite auf die andere wälzte, während das Schiff von rechts nach links schlingerte, von links nach rechts.
    »Hilf mir!« rief sie. Alyx stand auf. Wackelig wankte sie durch die Kajüte, und zusammen stemmten sie sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen den Stoffpfropfen in dem Loch.
    »Es ist nicht groß«, keuchte das Mädchen. »Ich habe es mit dem Schwert gebohrt, direkt unter der Wasserlinie.«
    »Bleib hier«, sagte Alyx. Sie rutschte an der Wand entlang zu dem Kohlenbecken. Es war noch mit zwei Beinen am Boden verankert. »Das geht nicht«, sagte sie. Mit der gleichen nervenzermürbenden Langsamkeit kletterte sie die Strickleiter hinauf und stand unsicher auf dem Deck. Sie holte das Segel ein, wobei sie sich die Finger zerschnitt, schleppte es zum Heck und häufte die ganze lose Takelage darauf. Sie ließ sich wieder durch die Luke hinab und schob Taurollen und Lebensmittelvorräte zum Heck; geduldig machte sie das Kohlenbecken vom Boden los. Der Wasserstrahl hatte nachgelassen. Als Alyx das Kohlenbecken Ruck für Ruck an die hintere Wand der Kajüte gerückt hatte, schien der Wasserdämon endlich seinen Überschwang zu verlieren. Er ermattete und starb fast. Edarra stieß einen erleichterten Seufzer aus und ließ den gegen das Loch gepreßten Krempel los: Decken, Säcke, Schuhe, Kartoffeln glitten zum Heck. Das Wasser versiegte. Alyx, die zum erstenmal die Verbrennung an ihrer linken Wade und die Nadelstiche in ihrer Hand zu spüren schien, die sie beim Losmachen des Kohlenbeckens versengt hatte, setzte sich mit dem Rücken an die Wand und konnte sich vor Erschöpfung nicht mehr rühren. Sie sah die Kajüte durch einen milchigen Dunst. Wie ein verschwommener Ballon hing Edarras von verkohltem Holz und Schlick verschmutztes Gesicht über ihr; das Mädchen sagte:
    »Was soll ich jetzt tun?«
    »Bretter davor nageln«, sagte Alyx langsam.
    »Ja, und dann?« drängte das Mädchen.
    »Pech«, sagte Alyx. »Ausschöpfen.«
    »Meinst du, wir müssen unser Pech bis zum bitteren Ende ausschöpfen?« sagte Edarra und runzelte bestürzt die Stirn. Alyx schüttelte den Kopf und zog eine Hand aus dem Wasser, um auf den Gerätschaftskasten an Deck zu zeigen, aber die Luft trieb die Nadeln noch tiefer in ihre Finger und raubte ihr fast die Besinnung. Sie sagte: »Teeren«, lehnte sich an die Wand, aber da sie schon mit dem Rücken daran saß, drehte sie sich durch diese Bewegung nur mit träger, natürlicher Leichtigkeit zur Seite und glitt bewußtlos in das dreckige Wasser, das in der geschwärzten, säuerlich riechenden, schuttübersäten Kajüte im Rhythmus der Wogen hin und her schwabbte.
     
    Alyx stöhnte. Hinter ihren Lidern erlebte sie nochmals einen der kleinen Schicksalsschläge in ihrem Leben: sie lag krank und schwerverletzt drinnen, während draußen die Sonne aufging, und dachte, sie müsse sterben, und hörte die

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