Damon Knights Collection 6
sich in einem Zug durch Tsoumish Kats’ neue Serie. Kats war Biologe auf dem Tsanart-Archipel. Was er vorlegte, war gewöhnlich stark, und dieser Roman war keine Ausnahme. Wie viele Autoren setzte er die Auffindung ergiebiger Metallvorkommen auf Dem Kontinent voraus. Solche Funde würden den Bau größerer Maschinen aus Metall ermöglichen – Maschinen, die von demselben (wenn auch jetzt noch ungeklärten) Mechanismus angetrieben würden, der auch die Sonne scheinen ließ. Soweit Svir es beurteilen konnte, enthielt diese Geschichte einen genial originel len Gedanken – einen, von dem Hedrigs sich wünsch te, daß er selbst ihn zuerst gedacht hätte. Anstatt mit seinen »Schiffen des Raums« Seraph direkt anzusteuern, baute Kats Zwischenstationen auf, kleine künstliche Monde.
Die schließliche Landung auf Seraph war mit tödlichen Gefahren verbunden. Kats bevölkerte den anderen Planeten mit einer Rasse intelligenter Mikroben. Hedrigs blieb die Luft weg – dieser Kerl wollte ein Biologe sein? Aber auf den nächsten paar Seiten rechtfertigte der Autor tatsächlich diese fremdartigen Exis tenzen, und zwar in einer so logischen und neuen Wei se wie seine Raum-Insel-Idee. Hedrigs fand, daß er der Geschichte immer begieriger folgte. Die menschliche Rasse mußte kämpfen, um sich der Bedrohung zu erwehren, die an Bord des Landungsschiffes mit zurückgebracht worden war. Das Ringen mit den mikroskopischen Eindringlingen wareines der spannendsten, von dem er je gelesen hatte. Die Lage schien hoffnungslos für die Menschheit. Hedrigs blätterte um.
Dieser miese Dreckskerl! Die behagliche Muschel, mit der Hedrigs sozusagen von seiner Illusion ummantelt gewesen war, zerbarst. Kats hatte die menschliche Rasse tatsächlich vor den Eindringlingen in die Knie gehen lassen. Hedrigs unterdrückte ein aufkommendes Verlangen, das Magazin in tausend kleine Stücke zu zerreißen. Sein Schock war etwa dem zu vergleichen, wenn man eine Made in einer Cremetorte fände. War es nicht schon schlimm genug in der wirklichen Welt? Ihm waren in letzter Zeit viel zu viele derartige Geschichten untergekommen. Der junge Astronom fühlte sich von Kats an die Wirklichkeit ausgeliefert. Er stand auf und stapfte aus der Bibliothek.
Hedrigs blieb auf dem Stufendeck nahe seiner eigenen Kabine stehen. Es war nach Mittag. Weit über ihm pfiff der Wind durch die leere Takelage und die Rahen. Gerade zwei Meilen entfernt erhoben sich die braunen und grauen Klippen von Somnai steil aus dem Meer. Dahinter lag Bayfast, dem Auge noch verborgen. Dort, wo die Brandung gegen den Felssockel von Somnai tobte, bildete der konzentrierte Küstenplankton ein glitzernd grünes Band. Auf diesem Längengrad hing Seraph in einem Winkel von fast dreißig Grad über dem Horizont, seine bläulich-grüne Sichel schwebte geisterhaft vor dem blauen Himmel.
Svir konnte sich an dem Anblick nicht erfreuen. Er stützte das Kinn in die hohle Hand und betrachtete düster das zerfressene Geländer, gegen das er sich lehnte. Bayfast hatten sie jetzt jedenfalls erreicht. Im Moment verhandelte Kederichi Maccioso mit dem Hafenkommandanten um eine Landegenehmigung. Offenbar war es etwas schwierig, zu dieser Zeit einen Anlegeplatz zu bekommen, aber das würde sich regeln lassen, und diesen Nachmittag würden sie genau an der Festung des Regenten vorbei in den Verborgenen Hafen einlaufen. Und heute abend würde er, Svir Hedrigs, sein Leben wagen, um die Fantasy-Sammlung zu retten. Würde er es schaffen?
Er bemerkte sie nicht, bis sie neben ihm am Geländer stand.
»Hallo, Cor.«
»Hallo.« Sie lächelte. Sie standen einen Augenblick schweigend da und beobachteten die prickelnde See. Dann sagte sie zögernd: »Heute nacht, nicht wahr?«
»Ja.«
»Svir … mach da nicht weiter mit.«
»Häh?« Hedrigs sah sie etwas verwirrt an. »Warum nicht?«
»Diese Magazine sind es nicht wert, dafür zu ster ben. Und ich glaube, du wirst sterben. Crownesse ist das mächtigste Land auf der Welt. Wenn wir in den Hafen einfahren, werden wir an der Straße des Henkers vorbeikommen. Hier herrschen entsetzlich rauhe Sitten.«
Sie sprach die Ängste aus, die diese letzten paar Tage zur Hölle gemacht hatten. Wenn sie ihm jetzt nur klarmachen könnte, wie man ehrenvoll aus dem Unternehmen ausstiege. »Ich habe eingewilligt, es zu tun, Cor. Und ich bin es Tatja schuldig.«
Ascuasenya murmelte etwas.
»Was war das?«
Sie holte tief Luft und begann von vorne. »Das zweite ist wirklich kein Grund. Tatja
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