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Damon Knights Collection 6

Damon Knights Collection 6

Titel: Damon Knights Collection 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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und studierte einen großen Papierbogen auf ihrem Schreibtisch. Svir hatte sie nie so unglücklich dreinschauen sehen. Ihre Augen waren weit geöffnet und starrten, und eine Träne glitzerte auf ihrer Wange. Hedrigs beugte sich dichter gegen das Fenster. Was las sie, daß das so niederschlagend wirk te? Das Papier auf ihrem Tisch war ein detaillierter Konstruktionsplan von – was? Dann erkannte er das Ganze als einen der Osterlei-Pläne für eine dampfgetriebene Turbine. Die Maschine war genial und wirklich betriebsfähig – aber mehrere tausend Unzen Eisen waren für ihren Bau nötig. Versuche, Kessel aus nichtmetallischem Material herzustellen, waren komisch gewesen, und gelegentlich verheerende Fehlschläge. Wie konnte ein Konstruktionsplan jemanden zum Weinen bringen?
    Grimm sah plötzlich auf, nicht zum Fenster, aber zur Tür ihres Büros. Offensichtlich begehrte jemand Einlaß, doch es war gänzlich unmöglich, irgend etwas durch das dicke Glas zu hören. Tatja brachte bewundernswerte Geschwindigkeit auf, den Plan zuzudecken und ihre Miene zurechtzurücken. Innerhalb von Sekunden erschien sie völlig gefaßt.
    Der Besucher war Brailly Tounse. Hedrigs drückte sein Ohr gegen das Glas und vergaß jegliche Skrupel, die er gegen das Mithorchen gehabt hatte. Was drinnen gesagt wurde, war kaum vernehmbar.
    Tounse sagte gerade: »Ihre Leute haben fünfzehn Unzen … Stahl genommen. Meinen Stahl! Warum?«
    »Ich brauchte ihn.« Ihr Ausdruck war fast arrogant.
    Aber Tounse ließ sich nicht abspeisen. »So? Ich … auch. Wir können die Pressen nicht ganz ohne Metall betreiben, Sie …«
    »Pech. Wir sind … jetzt im Windschatten von Somnai, daher macht es nichts aus … geben es zurück, wenn wir Bayfast verlassen … brauchen es zur Rettung … Fantasy -Sammlung.«
    Dieses letztere Versprechen schien Tounse etwas zu besänftigen, aber er fragte noch: »… denken Sie wirklich, … das machen wird?«
    Tatja lachte. »Ich kann diesen albernen Idioten zu … allem überreden – das solltest du wissen.« Tounses Gesicht errötete.
    Hedrigs zog sich vom Fenster zurück, war scho ckiert. Sprachen sie über ihn? Er blickte Cor an, und sie wich seinem Blick nicht aus.
    »Gehen wir«, murmelte Svir. Er ging zum Rand des Balkons und sprang auf das darunterliegende Deck hinab – beinahe auf ein Mannschaftsmitglied mit Re daktionsabzeichen. Der Kerl starrte ihn eine ganze Weile an und setzte dann seinen Gang fort – Ancho hatte offensichtlich aufgehört zu senden. Was, wenn Tatja davon hörte? Der Gedanke daran ließ ihn frösteln.
    Aber dieser Kreis von Überlegungen wurde kurzgeschlossen, als Cor über das Geländer kam. Sie gingen zu den Mannschaftsunterkünften zurück. Ein paar Fuß vor dem Eingang zu seiner Kabine hielt er an.
    Cor blickte ihn an. »Nun?«
    »Ich weiß nicht, Cor. Vielleicht wäre das, was wir sahen, nicht belastend, wenn ich mehr wüßte. Ich bin ganz verwirrt.«
    »Wann mußt du dich entscheiden?«
    »Irgendwann heute abend. Vor dem Essen in der Nachtwachenschicht werde ich in einer letzten Einsatzbesprechung instruiert werden. Ich weiß nicht, wieviel später ich dann von hier los soll.«
    »Geh’ nicht – oder denk wenigstens darüber nach, was ich gesagt habe, und was wir gesehen haben.« Sie sah ihn an. »Bitte.«
    Svir lachte rauh. »Mädchen, da kannst du aber ganz sicher sein!«
    Ascuasenya berührte seine Hand kurz, wandte sich dann um und ging fort.
    Svir kam diesen Nachmittag nicht sonderlich viel zum Schlafen. Er lag in seiner Koje in der verdunkelten Kabine und starrte in die Finsternis. Was war Tatja Grimm? Für ihn war sie eine wundervolle Entdeckung gewesen, ein Ausweg aus der Einsamkeit. Und bis jetzt hatte er noch nie an ihrer Aufrichtigkeit gezweifelt. Der Mannschaft war sie eine ungeheuer beliebte Führerin, eine, die jedes Problem lösen konnte. Gegenüber den Spitzenoffizieren der Barke war sie eine barsche und willkürliche Tyrannin, ein verführerisches Genie, eine Huren-Gottheit. Aber wo blieb da Raum für die Tatja Grimm, die im stillen dasaß und über einem Konstruktionsplan weinte?
    Auf jeden Fall war Tatja nicht, was er sich vorgestellt hatte. Und diese Erkenntnis ließ die gegenwärtige Situation in neuem Licht erscheinen.
    Obwohl es nach Sonnenuntergang war, ging er nicht zum Frühstück hinunter, sondern schritt voller Spannung in der kleinen Kabine auf und ab. Auf dem Bett zirpte Ancho und krächzte erbärmlich.
    Svir hatte zugestimmt, einen Auftrag auszuführen.

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