Dampfnudelblues
bringt mich zur Tür.
Auf dem Heimweg mach ich noch schnell im Büro halt und gebe per Fernschreiben die Daten vom Höpfl seinem Auto direkt ans LKA weiter. Dann ist für heute erst einmal Schluss. Weil halt jetzt Feierabend ist. Und Wochenende noch dazu. Und weil ich mich seelisch und moralisch auf den Veranstaltungsschutz am Sonntag vorbereiten muss. Lieber Gott, schau runter!
Daheim ist zum Glück wieder Ruhe eingekehrt, weil die Erzeuger vom Zwerg Nase dieselbige heimgeholt haben in ihr Nest. Die Oma gießt den Garten und der Papa hockt im Schaukelstuhl unter den alten Bäumen. Er trinkt Rotwein und raucht einen Joint. Das macht er manchmal und ich reg mich nicht mehr auf darüber. Ich zieh mir die Schuhe aus und geh barfuß durchs Gras. Das ist schön. Dann nehm ich das Weinglas und trinke es aus.
»Soll ich deinen Tabak auch gießen?«, schreit uns die Oma herüber.
Der Papa nickt.
»Welchen Tabak meint sie jetzt genau?«, frag ich und setzte mich zu ihm.
»Ja, einen Tabak halt«, sagt der Papa und nimmt einen tiefen Zug.
Ich hab bis grad eben noch gar nicht gewusst, dass sogar Tabak bei uns wachsen kann. Wobei man jetzt schon sagen muss, dass bei der Oma sowieso alles wächst. Internationale Gartenausstellung frei Haus, quasi. Aber Tabak?
Die Oma watschelt mit der Gießkanne ans andere Ende vom Garten und verschwindet dann hinter dem Schupfen.
Aha, bei uns am anderen Ende vom Garten direkt nach dem Schupfen wächst also tatsächlich Tabak. Das muss ichmir anschauen. Auf den Spuren von der Oma wandere ich direkt mal dort hin.
»Hanf«, sag ich beim Wiedereintreffen in die Gartenidylle zum Papa. Er zuckt mit den Schultern.
»Du baust hier Hanf an, in meinem Garten«, sag ich noch einmal, dieses Mal mit deutlich mehr Nachdruck.
»Bis jetzt ist es immer noch unser Garten. Wenn überhaupt. Laut Grundbuchamt ist es eigentlich meiner. Und in meinem Garten kann ich schließlich anbauen, was immer ich mag«, sagt der Papa.
»Nicht, wenn es verboten ist. In Deutschland ist laut Betäubungsmittelgesetz Anbau, Herstellung, Handel, Einfuhr, Ausfuhr, Abgabe, Veräußerung, sonstige Inverkehrbringung und Erwerb von Pflanzenteilen und Saatgut von Hanf strafbar und aus«, sag ich so.
»Dann musst du mich jetzt wohl verhaften«, sagt der Papa und schenkt sich noch mal Wein nach. Ich trinke das Glas auf ex und geh dann mal lieber, bevor es eskaliert.
Am Sonntag bin ich pünktlich und grantig am Fußballplatz. Es sind unglaublich viele Zuschauer da, weil vermutlich so ein Schwarzer im Heimtrikot schon was ganz Besonderes ist. Wir haben hier zwar auch zwei Türken in der Mannschaft, den Murat und den Tekin, aber die sind schon so lang dabei und keine echte Sensation mehr.
Der Angolaner heißt Buengo, zumindest steht das hinten am Trikot, und wie er einläuft, ist es mucksmäuschenstill. Das Spiel wird angepfiffen und ziemlich schnell ist klar, dass der Buengo wohl sein Geld wert war. Er schießt in der ersten Halbzeit schon drei Tore und Niederkaltenkirchen ist im Ausnahmezustand. Der Bürgermeister schwenkt seinen rot-weißen Schal, als würd er eine Heuschreckenplage vertreiben. In der Pause wird der Würstlstand überrollt unddas dritte Fass Bier angezapft. Danach folgen nochmals drei Tore und wieder ist der Angolaner an zweien davon direkt beteiligt. Wobei der gegnerische Torwart wirklich nicht schlecht war, muss man jetzt sagen. Es hätte noch deutlich höher ausgehen können. Am Ende jedenfalls liegt der ziemlich kraftlos am Boden, was dem Wort Torwartlegende eine ganz neue Bedeutung gibt. Beim Abpfiff stürmen dann alle das Spielfeld und feiern den Neuzugang wie einen Helden. Er wird geschultert und über den Platz getragen, als wär er der UEF A-Cup höchstpersönlich. Zu Ausschreitungen aber kommt es nicht, weil allein die Anwesenheit meiner Uniform jegliche Querelen im Keim erstickt.
Der Bürgermeister kommt und haut mir auf den Buckel, er ist schon ziemlich heiter: »Großartige Arbeit, Eberhofer. Wirklich erstklassig. Veranstaltungsschutz vom Feinsten, sag ich da nur! Und haben Sie den Bengo gesehen?«
»Buengo«, sag ich.
»Ja, genau, den Bengo. Eine Granate, oder? Total Bingo, der Bengo«, sagt er und schwankt dann davon.
Danach geht die Post ab, das kann man gar nicht erzählen. Fußball-WM Scheißdreck dagegen. Da ich aber dienstlich hier bin, bleib ich außen vor und trink nur ein paar Radler. Irgendwann gehen die Würstl aus und der Simmerl bringt einen Notfallnachschub. Kurz
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