Dampfnudelblues
aufmunternd auf die Schulter.
»Und vergessen Sie nicht, Eberhofer«, sagt er dann in meine Richtung. »Am Sonntag um zehn im Vereinsheim. Das ist eine dienstliche Anordnung!«
Das ist eine dienstliche Anordnung! Ja, wie steh ich denn jetzt vor dem Papa da!
Der Papa grinst. Das brennt wie Feuer.
»Und, ja, bevor ich’s vergesse«, legt der Bürgermeister noch einen Scheit nach. »Ziehen Sie Ihre Uniform an. Das schaut professioneller aus!«
Kapitel 8
Am Nachmittag mach ich mich dann erst einmal auf den Weg zur Frau Höpfl nach Landshut. Leider ist niemand zu Hause, und ich kann ihr ja schlecht eine Nachricht an die Tür hängen: Bruder vom Zug überrollt, leider verstorben. Nein, wirklich, das geht gar nicht. Da muss ich dann wohl später noch mal kommen.
Dann fahr ich zum Höpfl-Haus. Eine Nachschau, reine Routine.
Zuerst gieß ich die Tröge im Garten, weil die Blumen ja auch nichts dafür können, dass sie jetzt verwaist sind.
Hinter der Hecke lauern die Nachbarn. Sie lauern dort, ich seh es genau, und meinen tatsächlich, unentdeckt zu bleiben. Ich gieße mich langsam in ihre Richtung und tu so, als wären sie Luft. Erst wie ich direkt vor ihnen steh, schrei ich: »Hände hoch und an die Hecke!«
Zu den zwei Köpfen ragen jetzt umgehend vier Hände über den Heckenrand. Ich kann ihren Atem spüren.
Jetzt muss ich lachen.
Sie haben sich zu Tode erschreckt. Das war mein Plan.
»Großer Gott! Sie haben uns ja zu Tode erschreckt!«, sagt er. Sie röchelt nach Luft.
»Das war mein Plan«, sag ich so.
»Entschuldigung?«, fragt er.
Sie röchelt.
»Warum genau lungern Sie eigentlich hier hinter der Hecke umeinander?«
»Lungern? Erlauben Sie mal! Man kümmert sich halt um seine Nachbarn, nicht wahr«, sagt er jetzt.
Ihre Atmung wird keinen Deut besser.
»Um diesen Nachbarn brauchen Sie sich in Zukunft nicht mehr zu kümmern.«
Er senkt den Kopf.
Sie röchelt und röchelt.
»Wir haben es schon gehört. Schreckliche Sache«, sagt er.
»Hat ihre Frau irgendwelche Probleme mit der Atmung?«, frag ich, weil mir das dämliche Gejapse jetzt langsam auf die Eier geht.
»Asthma«, sagt er.
Sie nickt röchelnderweise.
»Ein Spray?«, frag ich. »Asthmaspray?«
Beide schauen mich an.
»Ach, so! Ja, natürlich, das Spray! Können wir jetzt die Hände wieder runternehmen?«, fragt er.
Ich nicke. Er greift in ihre Hosentasche und zieht ein Spray heraus.
Sie inhaliert. Danach geht es ihr besser.
»Haben Sie ihn gut gekannt, den Höpfl?«, will ich jetzt wissen.
»Ja, gut? Was heißt denn hier gut? Wie man sich eben so kennt, als Nachbarn, gell«, sagt er.
»Lungern Sie hier öfters hinter der Hecke rum?«
Beide werden rot. Goldig.
»Also, von rumlungern kann überhaupt keine Rede sein. Wir haben halt grade so ein bisschen im Garten gearbeitet. Und dann schaut man natürlich, wenn jemand kommt, oder?«
»Nach dem Höpfl haben Sie dann wohl auch öfters mal geschaut, geben Sie’s zu.«
Keine Antwort. Ich scharre mit dem Schuh im Gras.
»Was haben Sie denn so gesehen, beim Höpfl. Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen? Irgendwas Sonderbares vielleicht?«
»Mein Gott, was heißt denn hier ›sonderbar‹? Eigentlich nicht«, sagt er und wirkt direkt verlegen.
»›Eigentlich‹ schließt einiges aus. Also, was genau war es?«
»Na ja – diese Schürze!«, sagt sie jetzt. »Er hat immer in einer Schürze geputzt. Auch außen. Die Fenster und so was.«
Eine Schürze find ich persönlich jetzt nicht unbedingt bedenklich. Ja, gut, bei einem Mann vielleicht schon. Aber wo der Höpfl eh so ein Pedant war, kann ich mir eine Schürze auch wunderbar an ihm vorstellen.
»Eine Schürze find ich jetzt eigentlich nicht großartig verdächtig. Meine Oma putzt auch in Schürze. Völlig normal«, sag ich so.
»Aber Ihre Oma wird ja wohl drunter nicht nackt sein!«, mischt sich jetzt er wieder ein.
»Nein, vermutlich nicht. Aber so genau hab ich da noch nie drauf geachtet«, muss ich zugeben.
»Gehen Sie mal davon aus, dass sie nicht nackt ist«, sagt sie ziemlich schnippisch.
»Und der Höpfl war nackt drunter?«
»Splitterfasernackt!«, sagen beide gleichzeitig. Beinah wie trainiert.
»Und jetzt lungern Sie hier an der Hecke rum, in der Hoffnung, dass ich womöglich auch noch nackt in der Schürze ermittle.« Jetzt muss ich lachen.
»Herrgott! Was unterstellen Sie uns da eigentlich!«
Er ist empört.
»Wem ich was unterstelle, müssen Sie dann schon noch mir überlassen«, sag ich so im
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