Dampfnudelblues
darauf geht auch das Bier aus und viele hocken vor den leeren Krügen. So auch der Simmerl. Er schaut voll Wehmut in sein Bierglas und sucht vergeblich nach dem Inhalt.
»Viel Afrika, wenig Hofbräuhaus!«, schreit er wütend in die Menge und geht. Manche nicken ihm Beifall. Der Buengo lacht. Ein bisschen später mach ich mich dann auch auf den Heimweg. Ich will mich schnell umziehen und noch kurz zum Wolfi auf einen Schlummertrunk. So fahrich gemütlich die alte Bundesstraße entlang und da seh ich es schon. Schon von weitem. Es hängt ein Auto am Baum. Keine große Sache, eher ein Streifschuss vielleicht.
Davor zwei Menschen, mit dem Oberkörper weit nach vorne gebeugt. Ganz offensichtlich betrachten sie den Schaden. Ich fahre rechts ran, Blaulicht an und Motor aus. Ich steig aus. Die beiden heben die Köpfe und schauen ins Blaulicht. Sie freuen sich. Ja, wirklich, sie schauen wie mit Kinderaugen auf das rotierende Licht und strahlen. Ihre Oberkörper wanken. Sternhagelbesoffen für meine Begriffe.
Hab ich schon erwähnt, dass einer davon der Buengo ist? Der andere auch ein Fußballer mit strohblonden Haaren, seinen Namen kenn ich nicht.
»Haben Sie Alkohol getrunken?«, frag ich zuerst einmal.
»Zwei oder drei Halbe«, sagt der Blondschopf und grinst. Zwei oder drei Halbe ist die Standardantwort auf diese Frage.
»Wer von euch zwei Hübschen ist denn gefahren?«, frag ich sie jetzt.
»Ich nicht«, sagt der Blonde. Der Buengo grinst.
»Dann wohl er?«, frag ich weiter.
»Nein, er auch nicht«, sagt der Blonde. »Gell, Buengo, du bist auch nicht gefahren«, sagt der Blonde und schüttelt schwerfällig den Kopf.
»Ich nicht fahren«, sagt der Angolaner. »Kurt nicht fahren.«
Kurt ist wohl der Blonde.
Also keiner ist gefahren. Das ist ja einmal ganz was Neues.
»Ja, gut«, sag ich. »Aber wer ist dann überhaupt gefahren?«
Die beiden zucken die Schultern. Dann fangen sie an zu lachen. Kommen sich jetzt überdurchschnittlich intelligentvor. Im Nullkommanix sitzen sie bei mir im Büro. Sie lachen, dass sich die Balken biegen. Bekannterweise gibt es ja ein bestimmtes Stadium im Rausch, da trifft dich nix mehr. Rein gar nichts. Da könnten sie dir bei lebendigem Leib ein Bein absägen und du würdest dich totlachen darüber. So weit sind die beiden im Moment ungefähr.
Der Alkotest ergibt beinahe zwei Promille. Bei jedem von ihnen.
»Ausziehen«, sag ich.
»Wieso ausziehen?«, lacht der Kurt unter Tränen.
»Weil ich jetzt eure Sachen sicherstelle, um herauszufinden, wer die Kiste gefahren hat.«
»Huihuihui«, sagt der Kurt und tupft dann dem Komplizen auf die Schulter. »Du, Buengo. Wir müssen uns ausziehen, verstehst? T-Shirt away, Jeans away, verstehst?«
Die beiden ziehen sich bis auf die Unterhose aus, hören dabei aber keine Sekunde auf zu lachen.
Weil ich sie ja so nicht heimschicken kann, schmeiß ich ihnen zwei Spurensicherungsanzüge in Cellophan verpackt direkt vor die Füße. Die ziehen sie dann an. Das dauert mit dem ganzen Gelache und Gewackle relativ lange, aber es klappt.
»Kapuze auf!«, sag ich.
»Ey, Ey, Sir!«, sagt der Kurt und versucht, seine Hacken zusammenzuschlagen, was ganz klar gründlich misslingt.
Dann setzten sie die Kapuzen auf. Der Buengo schaut jetzt genauso aus wie damals der Neil Armstrong bei seiner Mondlandung. Mit dem schwarzen Gesicht und dem weißen Anzug, genau wie der Armstrong mit Anzug und Helm. Verblüffend.
Dann schieb ich die zwei zur Tür hinaus.
Auf den Wolfi hab ich jetzt auch keine Lust mehr.
Wie der Bürgermeister am nächsten Tag in der Früh ein bisschen verkatert sein Büro betritt, tänzeln die zwei Spurensicherungskollegen noch immer heiter über den Marktplatz. Er sieht es durchs Fenster, grad wie ich zur Tür reinkomm.
»Was hat das zu bedeuten, Eberhofer?«
Ich erklär ihm die Umstände so, wie sie nun einmal sind.
»Und Sie wollen jetzt anhand der Spurensicherung feststellen, wer den Wagen gefahren hat?«, will er wissen und setzt sich hintern Schreibtisch.
»Das haben Sie glasklar erkannt, Bürgermeister«, sag ich so und setz mich ein bisschen siegessicher darauf. Auf den Schreibtisch, mein ich.
»Und dann?«, fragt er.
»Führerschein weg. Zack und aus. Autofahren ade. Aber seien wir doch mal ehrlich, Bürgermeister, Radlfahren ist für so einen Sportler doch sowieso viel besser. Schon rein konditionsmäßig«, sag ich und spiel mit einem Bleistift.
»Aber es ist doch im Grunde gar nichts passiert. Kein Fremdschaden,
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