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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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so betrunken ist. Machen Sie solche Sachen, die machen Sie großartig. Wie gesagt, was Sie im Fall Höpfl bisher haben, ist nichts. Rein gar nichts. Der Staatsanwalt macht da im Leben keinen Mordfall draus, glauben Sie mir das.«
    Er schnäuzt sich.
    Ich steh auf, weil’s mir jetzt langt.
    »Wie Sie meinen«, sag ich noch im Rausgehen.
    »Herrje!«, hör ich den Richter noch murren, dann fällt die Tür ins Schloss.
     
    Sechzig Euro steht auf dem Strafzettel. Für Parken in der Rettungszone. Diese Arschlöcher.
    Zehn Minuten später hab ich sie dann. Es ist eine Frau, natürlich, mit einem Riesen-Mercedes. Ohne Gurt, dafür aber mit Telefon am Ohr. Sechzig Euro kostet das, sag ich zu ihr. Die ist vielleicht sauer. Aber es hilft ihr halt alles nix.
    »Ich bin eine Geschäftsfrau und hab’s eilig«, hechelt sie mir her.
    »Das erlaubt Ihnen nicht, unangeschnallt und telefonierend durch die Gegend zu düsen.«
    »Muss ich das jetzt gleich zahlen?«
    »Nein, Sie können mir vorher noch den Verbandskasten und das Warndreieck zeigen.«
    »Herrgott, nein!«, sagt sie und zückt ihre Börse. Die Scheine darin quetschen sich zu Tode. Sechzig Euro wird sie gar nicht merken. Sie zahlt bar.
     
    Auf dem Heimweg halt ich noch schnell beim Simmerl an, weil der groß und breit das Hackfleisch auf dem Schaufenster stehen hat. Im Angebot also. Da freut sich die Oma. Ich kauf immer gleich ein paar Kilo, das friert sie dann ein und wir haben wochenlang exzellentes Fleisch zum Schnäppchenpreis.
    »Servus, Simmerl«, sag ich beim Reingehen.
    »Jetzt pass einmal gut auf, mein Freund«, sagt der Simmerl. »Wir sind hier nicht am Schlachthof, verstanden? Also, Herr Simmerl, wenn’s recht ist.«
    »Sonst hast du aber keine Probleme?«
    Der Simmerl grinst.
    »Ein Hackfleisch krieg ich. Machst mir fünf Kilo.«
    »Fünf Kilo? Ich lass sie dir frisch durch«, sagt der Metzger und verschwindet Richtung Schlachthaus. Ich folge ihm auf Schritt und Tritt, damit er mir nicht hineinspucken kann. Dabei fällt mir auf, dass er Turnschuhe trägt. Nigelnagelneue Turnschuhe. Puma, erstklassig. Ich hab den Simmerl noch nie in Turnschuhen gesehen. Meistens hat er Gummistiefel an. Im Höchstfall einmal Birkenstock. Aber Turnschuhe?
    »Wunderbare Turnschuhe«, sag ich so und schaue nachunten. Er schaut auch nach unten und sagt: »Ja, ich muss jetzt ein bisschen Sport treiben.« Er langt sich an den Wanst.
    »Sport treiben?«, frag ich, weil ich mir ehrlich gesagt den Simmerl sporttreibenderweise gar nicht so vorstellen kann.
    Er nickt.
    »Das kann nicht schaden in unserem Alter. Der Flötzinger macht auch mit. Ich hab schon sieben Pfund abgenommen.«
    Sieben Pfund, allerhand. Wobei man jetzt schon sagen muss, beim Simmerl ist das rein gar nichts. Das ist grad so, wie wenn ein Jumbo eine Schraube verliert.
    Das Fleisch ist durch, wir gehen nach vorne.
    »Sonst noch was?«, fragt er.
    Ich schüttel den Kopf.
    »Kommst heut noch auf ein Bier zum Wolfi«, frag ich ihn noch.
    »Höchstens alkoholfrei«, sagt der Simmerl.
    »Was immer du willst«, sag ich und geh.
     
    »Der Leopold bringt morgen in aller Herrgottsfrüh seinen Fexer. Bist du jetzt zufrieden?«, sag ich zum Papa, gleich wie ich zur Tür reinkomm.
    Der Papa lacht sein dreckigstes Lachen.
    Womit hab ich diese miserable Sippschaft eigentlich verdient?
    Ich zeig der Oma das Fleisch. Sie freut sich.
    »Franz«, schreit sie mir dann her. »Schau, ich hab grad noch einen frischen Apfelkuchen im Ofen. Für morgen. Wenn’st magst, schneid ich dir gleich ein Stückerl runter. Der ist noch ganz warm.«
    Die Oma entschädigt für alles. Da kann man gut mit den Tücken der restlichen Verwandtschaft leben, wenn man so eine Oma hat.
     
    Die nächsten Tage vergehen dann damit, dass die kleine Sushi dem Papa und der Oma die Hölle heiß macht, weil sie die offensichtlich beide nicht mag. Mich mag sie schon und so schiebt der Papas recht häufig den Kinderwagen zu mir ins Büro rein. Dann lacht sie, die Sushi. Und schläft auch ein. So kann der Papa mit ihr heimgehen, weil nun für zwei bis drei Stunden Ruhe herrscht. Wenn sie aber aufwacht, beginnt sofort alles wieder von vorn. Ehrlich gesagt, bin ich schon ein bisschen geschmeichelt, dass sie halt ausgerechnet mich so mag. Der Leopold ist nicht geschmeichelt. Nein, gar nicht. Der ist sogar ein bisschen stinkig. Besonders, wie er am Freitag kommt, um sie abzuholen. Er nimmt sie nämlich auf den Arm und dann gibt’s ein Geplärre, das kann man gar nicht

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