Dampfnudelblues
sehr zufrieden.
»Wie geht’s denn jetzt mit dem Höpfl weiter?«, fragt die Liesl.
»Gar nimmer. Du warst doch selber dabei auf seiner Beerdigung«, sag ich.
»Ja, ja, das weiß ich schon. Nein, ich mein, wie’s halt so ausschaut. Weiß man denn schon, ob es ein Mord war oder ein Unfall? Oder vielleicht ein Selbstmord sogar? Weil komisch war er ja eigentlich sowieso immer irgendwie, der Höpfl.«
»Wieso komisch? Was weißt jetzt du so über den Höpfl?«
»Ja, gar nix«, sagt die Liesl. »Geh, Franz, lang mir doch bitte den Kräuterbutter rüber.«
Und dann schreit sie die Oma an: »Hast du den auch selber gemacht, Lenerl?«
Die Oma nickt: »Ja, freilich. So was kriegst du nirgends zu kaufen.«
»Also, was weißt jetzt du über den Höpfl?«, frag ich noch einmal nach.
»Mei, nix eigentlich. Über den weiß doch gar keiner was. Der hat ja praktisch wie ein Eremit gelebt, zeit seines Lebens. Gott hab ihn selig. Außer am Freitag oder am Samstag manchmal … weil da … da hat er sich nämlich ein Taxi bestellt. Meistens mitten in der Nacht. Und damit ist er dann weggefahren, der Höpfl«, sagt die Liesl und beißt in ein Butterbrot.
»Ein Taxi, sagst? Und woher willst jetzt du das so genau wissen?«
»In meinem Alter, Franz, da braucht man nicht mehr so viel Schlaf, weißt. Und da schaut man halt schon öfters mal aus dem Fenster. Besonders, wenn so ein Diesel mitten in der Nacht daherbrummt. Das interessiert einen halt, oder?«
»Wenn du das sagst. Und der Diesel ist dann immer zum Höpfl gefahren? Bist du da sicher?«
»Immer zum Höpfl. Todsicher. Wer sonst vom Dorf würde denn sonst so mitten in der Nacht mit einem Taxi durch die Gegend gondeln?«
Da die Mooshammer Liesl alle Lebensgewohnheiten eines jeden einzelnen Dorfbewohners aus dem Effeff kennt, gibt’s da wohl keinerlei Zweifel.
Mehr weiß sie allerdings auch nicht.
Jetzt muss ich natürlich ums Verrecken wissen, wo der Höpfl des Nächtens denn immer so hingedüst ist.
Zuerst aber will ich der Oma beim Abwasch helfen. Die Liesl mischt sich ein.
»Geh zu, Franz. Den Abwasch mach ich mit dem Lenerl. Das ist doch nichts für Männerhände.«
Schon überredet.
Kapitel 11
Die eingesparte Zeit verbring ich dann im Höpfl-Haus. Die Tröge müssen gegossen werden. Und es muss sowieso wieder einmal jemand nach dem Rechten schauen. Ich schließ den Briefkasten auf, es ist nur ein Werbeanschreiben drin.
Der Anrufbeantworter blinkt. Ich hör die Nachricht ab. Eine Landshuter Kfz-Werkstatt fragt nach, wann der Herr Höpfl gedenkt, seinen Wagen wieder abzuholen. Immerhin wär die Reparatur schon seit Tagen abgeschlossen.
Interessant. Das Auto ist in der Werkstatt. Der Höpfl kann damit also gar nicht weggefahren sein. Und ich hab es völlig überflüssigerweise zur Fahndung ausgeschrieben.
Ich ruf in der Werkstatt an, um die Sache aufzuklären, und kann tatsächlich den Besitzer erreichen. Er ist ziemlich bestürzt, wie ich die Geschichte vom Höpfl erzähle. Vermutlich fürchtet er, dass er jetzt sein Geld nicht mehr kriegt. Dann erfahr ich, dass der Wagen bereits in Reparatur war, wo der Höpfl diesen einen Tag lang vermisst war und anschließend zurückkam, als hätte man ihn durch einen Fleischwolf gedreht. Wo auch immer er diese vierundzwanzig Stunden verbracht hatte, er war jedenfalls nicht mit dem Auto dort. Aber vielleicht war er ja auch an diesem Tag mit dem Taxi unterwegs. Das heißt es herauszufinden.
Vorher aber ruf ich dann notgedrungen noch beim Leopold an. Ich schwöre Stein und Bein, dass es der liebenkleinen Uschi ganz wunderbar ergehen wird bei uns. Dass wir uns ganz großartig kümmern und sie niemals in die Nähe von irgendwelchen Drogen kommen wird. Ganz bestimmt nicht.
»Mit was erpresst dich der Papa?«, fragt der Leopold, weil er genau weiß, dass ich im Leben nicht freiwillig bei ihm angerufen hätte.
»Red keinen Schmarrn«, sag ich.
Der Leopold lacht sein dreckigstes Lachen, geht aber schließlich drauf ein. Was bleibt ihm auch übrig, wenn sein Weib der hiesigen Sprache noch nicht mächtig ist. Er sagt, er würde den Zwerg Nase morgen in aller Herrgottsfrüh vorbeibringen. Dann aber pressiert’s ihm, weil er in seine blöde Buchhandlung muss. Schließlich hätte er bereits heute den wertvollen Vormittag verplempert. Und das völlig umsonst noch dazu.
Danach mach ich mich auf den Weg zur Taxizentrale. Ich nehm das Auto vom Papa, weil er das so möchte. Die alte Kiste muss einmal wieder bewegt werden,
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