Dampfnudelblues
befinden?«
»Also, wo befinden sich die Spuren?«
»Heckseits. Genauer im Genitalbereich. Und etwas davon auf den Oberschenkeln.«
»Du meinst Sperma?«
»Exakt!«
»Ich brauch die Personalien. Und ein Foto von der Frau.«
»Von einer Frau war nicht die Rede«, sagt der Günter und lacht.
Ich weiß jetzt nicht, wovon er redet. Im ersten Moment weiß ich noch nicht einmal, worüber er lacht.
Aber dann!
»Du meinst, es ist ein Kerl? Willst du damit sagen, der Höpfl war schwul?«
»Ich werde mich hüten, solche Verdächtigungen auszusprechen. Das ist nicht mein Aufgabengebiet. Ich sage nur, ich hab hier eine männliche Leiche liegen, mit dem Höpfl seinem Sperma auf dem Arsch. Das war’s dann auch schon. Alles andere ist dein Aufgabengebiet.«
Der Höpfl war schwul! Das ist ja allerhand! Wie sich die Dinge verändern. Aus einem hetero Nichtraucher wird holterdipolter ein schwuler Raucher. Was sagt man denn dazu! Mir schwirrt der Kopf. Die Sachlage ist jetzt völlig anders.
»Was kannst du sonst noch sagen über die neue Leiche?«, muss ich jetzt wissen.
»Junger Mann, Anfang zwanzig, einszweiundachtzig groß, so um die siebzig Kilo. Zumindest wie er noch am Leben war. Jetzt hat er die nicht mehr. Haarfarbe blond, Augenfarbe grün. Wenn er nicht zuckerkrank war, war es ein Junkie. Aber so weit bin ich noch nicht.«
»Der Höpfl hat einen zwanzigjährigen Burschen gevögelt?«
»Vielleicht war er ein Stricher.«
»Wann weißt du mehr? Wegen den Drogen und so?«
»Du, das ist nicht die einzige Leiche hier. Aber ich werde mich tummeln. Ich melde mich, sobald ich weiter bin.«
»Du, warte, ich hab ein paar Schamhaare. Kannst du dir die einmal anschauen?«
»Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, warum ich mir deine Schamhaare anschauen soll.«
»Es sind nicht meine.«
Der Günter lacht.
»Ja, kein Problem. Wie soll ich sie kriegen?«
»Ich würd dann, sagen wir, morgen Vormittag nach München fahren. Würde das passen?«
»Passt einwandfrei, Franz Eberhofer aus Niederkaltenkirchen bei Landshut. Bis morgen!«
Jetzt bin ich zugegebenermaßen ziemlich platt. Der Höpfl schwul. Hatte vermutlich kurz vor seinem Exitus noch einen Koitus, vermutlich mit einem Stricher. Der wiederum vermutlich Drogen konsumiert hat. Vermutungen über Vermutungen.
Ich überlege.
Mir raucht der Schädel.
Was tun?
Wenn ich den Bürgermeister oder gar den Moratschek davon unterrichte, heißt es wieder: Beweise! Würde dem Richter das Sperma genügen? Wahrscheinlich nicht. Ja, hat er halt noch mal gepimpert, bevor er starb, der Höpfl. Na und? Ja, so was in der Art würde er sagen, der Moratschek. Der Bürgermeister würde sagen, ich soll mich lieber aufs Verkehrregeln konzentrieren. Oder den Buengo bewachen.Irgend so was halt. Nein, es hat keinen Sinn, mit offenen Karten zu spielen. Dafür sind die beiden, ganz simpel ausgedrückt, leider geistig zu unterbemittelt.
Die einzige Möglichkeit ist ein kurzfristiger Urlaub. Dann kann ich in aller Ruhe meinen Ermittlungen nachgehen. Ohne, dass mir jemand dreinhackt. Weil hier, in Niederkaltenkirchen, wie ich schon erwähnt habe, polizeitechnisch halt nicht so wirklich der Teufel los ist, ist mein Urlaubsantrag ruckzuck genehmigt.
Perfekt!
Ich ruf den Birkenberger an.
»Du, Rudi, ich wär morgen in München. Wie schaut’s denn bei dir aus?«, frag ich so.
»Ja, sag einmal, glaubst denn du wirklich, dass ich ständig parat bin, wenn es dir grad so einfällt. Ich hab zufällig noch einen Job. Kannst du dich das nächste Mal vielleicht ein bisserl früher melden, wenn’s keine Umstände macht!«
Da haben wir’s wieder, dieses weibische Gezicke.
»Ja, kein Problem«, sag ich. »Also das nächste Mal, wo ich dann wieder in München bin, wär dann so Mitte nächsten Jahres. Sagen wir Juli? Ist dir das früh genug?«
»Vollidiot! Morgen sagst du? Um wie viel Uhr denn ungefähr?«
Na also, es geht doch.
»Du, ich muss dringend in die Gerichtsmedizin. Wann ich das mache, ist vollkommen wurst. Da richte ich mich ganz nach dir. Wir können uns vorher treffen oder danach. Ganz wie’s dir passt.«
»Oder wir treffen uns dort«, sagt der Rudi.
»Wie: dort?«
»Ja, in der Gerichtsmedizin halt. Du, Franz, ich war da schon ewig nicht mehr. Nimmst du mich mit?«
Er ist ganz aufgeregt.
»Bitte!«, hängt er noch dran.
»Also gut. Dann treffen wir uns halt um zehn vor dem Eingang.«
»Großartig!«, sagt der Rudi und hängt ein.
Leider bin ich nicht pünktlich in
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