Dampfnudelblues
sagt er. Also gut.
Die Frau dort ist nett und sie trägt ein Dirndl. Jetzt muss ich ja sagen, dass ein Dirndl für mich die absolute Krönung ist. Ganz besonders, wenn ein guter Dirndlbusen drin steckt. In diesem Dirndl steckt ein erstklassiger Dirndlbusen und ich muss mich kolossal beherrschen, nicht meinen Kopf drin zu versenken.
»Wie heißt der Typ noch mal?«, fragt sie und schaut auf ihren Bildschirm.
»Höpfl«, sag ich und schau auf ihren Busen.
»Adresse?«
Ich leg ihr das Werbeanschreiben mit dem Höpfl seiner Adresse hin, weil ich momentan nicht mehr sprechen kann.
»Nein«, sagt sie. »Tut mir leid. Den hab ich weder unter dem Namen noch unter der Adresse drin.«
Ich versuch, ihr ins Gesicht zu schauen.
Mein Telefon läutet.
Ihr Telefon läutet.
Sie geht ran. Ich hebe die Hand zum Gruße und verzieh mich dann auch schon. Irgendwie bin ich verwirrt.
»Eberhofer«, melde ich mich. Die Leitung ist schlecht. Es rauscht und kracht. Doch schließlich: »Eberhofer, hören Sie mich?«
Es ist der Richter Moratschek. Das kann nur bedeuten, dass der Bürgermeister, das alte Miststück, bei ihm angerufen hat.
»Ganz schlecht, Herr Moratschek. Die Verbindung ist …«
»Dann kommen Sie bei mir im Büro vorbei. Heute noch!«
Na bravo!
Weil ich sowieso grad in Landshut bin, ist der Weg zum Gericht ein Klacks. Zumindest wär er das, wenn nicht gerade die Landshuter Hochzeit wäre. Aber ich glaub, das muss ich jetzt vielleicht kurz erklären: Also, im tiefsten Mittelalter hat ein Landshuter Herzog eine Polin geheiratet. Und das ist scheinbar so dermaßen außergewöhnlich, dass die Landshuter irgendwann einmal beschlossen haben, sie müssten das alle paar Jahre nachspielen. Dann laufen sie in Strumpfhosen die Altstadt rauf und runter und schreien ständig »Hallo!«
Es kommen Millionen von Zuschauern, die ebenfalls alle »Hallo!« schreien, und zusammen sind sie dann völlig selig. Und jetzt ist es also mal wieder so weit. Alle möglichen Straßen sind gesperrt und die Bevölkerung ist in Trance. Weil: der Landshuter an sich ist ja normalerweise eherein grantiger Mensch. Mehr zugeknöpft und ein bisschen Speziwirtschaft vielleicht. Man ist halt gern unter sich, gell. Weil auch unter sich kann man hervorragend grantig sein. Aber bei der LaHo, wie sie ihr Großereignis nennen, ja, da erwachen die Landshuter aus ihrem Dornröschenschlaf und holen alles nach. In vier Wochen wird nachgeholt, was man vier Jahr lang versäumt hat. Der Carneval von Rio ein Scheißdreck dagegen. Ja, mir persönlich ist das aber eher wurst. Was mir freilich nicht wurst ist, dass dann eben irgendwelche Straßen abgesperrt sind. Von einem Parkplatz gar nicht zu reden. Erst recht nicht, wenn man mit einem Schlachtschiff wie dem Opel Admiral unterwegs ist. Ich stell mich direkt in die Feuerwehranfahrt, weil’s eh nix hilft, und geh zum Richter Moratschek.
»Ah, schön, dass Sie so schnell kommen konnten, Eberhofer«, sagt er und schüttelt meine Hand.
Ich setz mich nieder.
»Haben Sie denn einen Parkplatz bekommen?«
»Erstklassigen Parkplatz«, sag ich.
»Da haben Sie ja ein verdammtes Glück gehabt.«
Ich nicke.
Der Moratschek nimmt eine Prise Schnupftabak und schaut mich dabei über seinen Handrücken hinweg an.
»Woran arbeiten Sie gerade?«, fragt er relativ undiplomatisch.
»An einer Bahnleich.«
»An einer Bahnleich? Das ist ja interessant. Erzählen Sie!«
Ich bin drauf und dran, nach dem Anruf vom alten Miststück zu fragen, aber ich halte die Spielregeln ein. Ich erzähle vom Höpfl-Fall und zwar alles, was ich bisher hab. Zugegebenermaßen ist es nicht viel.
»Das ist aber nicht viel«, sagt der Moratschek. »EinenSchulrektor, den überhaupt keiner mochte. Noch nicht einmal die eigene Schwester. Ich würde mal auf Selbstmord tippen.«
»Und die Blessuren an seinem Körper? Hat er sich die etwa auch selbst beigebracht?«, muss ich jetzt fragen.
»Aber, die sind ja jetzt leider weg, gell. Und somit nicht mehr zu beweisen.«
»Und genau das ist doch der Punkt. Wenn er wirklich so zugerichtet wurde, ist es für den Täter doch ideal, dass jetzt nichts mehr zu beweisen ist, oder?«
»Eberhofer. Sie sind doch schon lang genug bei dem Verein, um zu wissen, dass ohne Beweise nichts geht. Und zwar rein gar nichts. Und was Sie bisher haben, ist mehr als dürftig, nicht wahr. Und ehrlich gesagt, find ich es eine durchaus ehrvolle Aufgabe, eine Frau aus den Händen von zwei Schlägern zu befreien. Auch wenn sie noch
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