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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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aus, als hätt ich sie abgepasst. Esmuss eher zufällig wirken. Wenn sie so nach Dienstschluss bei mir am Zimmer vorbeigeht, einfach rausrufen: Na, Susi, wie war der Urlaub? So in der Art halt. Also tu ich so, als hätt ich noch dringend was im Büro zu erledigen. Ich lass die Zimmertür auf. Das mach ich häufig. So kriegt man wenigstens was mit von der popeligen Umwelt.
    Um Punkt fünf sitz ich dann also mordsbeschäftigt an meinem Schreibtisch und warte. Ich hör die Bürotür und das Klappern von den Schuhen. Das Geratsche der Verwaltungsdamen und auch das Gelächter. Sie bewegen sich in meine Richtung. Ausgerechnet heute verlassen sie im Rudel das Gebäude.
    »Hey, Susi! Wieder im Lande?«, ruf ich, wie sie auf meiner Höhe ist.
    »Schaut wohl so aus!«, lacht sie mir her. Dann geht sie weiter.
    Ich fall gleich tot um.
    Sie geht einfach weiter, als würd’s mich gar nicht geben!
    Ich spring auf und laufe zum Fenster. Gerade gehen sie durch die Tür hinaus. Die Susi hat neue Haare. Stufig und heller. Wie ausgebleicht von ganz viel Sonne. Schön. Und frech. Sie trägt ein buntes Sommerkleid, mit nur ganz dünnen Trägern. Vermutlich so ein italienischer Fetzen. Ich kenn es noch nicht. Sehr schön. Braune Schultern. Einwandfrei. Und neue Sandalen. Aha. Alles in allem ein Hundertpunktepaket. Und geht einfach an mir vorbei! Noch dazu, wo ich extra früher vom Dienst heimgefahren bin. Und, wo ich den armen Karl ganz allein in der furchtbaren Altstadt von Landshut seinem Schicksal überlassen hab. Und sie geht nur vorbei! Was bildet die sich eigentlich ein?
     
    Nach dem Abendessen und der Runde mit dem Ludwig (wir haben eins-siebzehn gebraucht. Die Wut treibt dichvorwärts!) geh ich zum Wolfi. Ein Teil von mir hofft, dort auf die Susi zu treffen, ein anderer möchte einfach seinen Frust ersäufen. Die Susi ist nicht da, dafür aber der Flötzinger. Er hockt am Tresen und trägt eine Brille. Das ist ja einmal ganz was Neues. Ich nehm zuerst einen großen Schluck Bier. Dann frag ich: »Seit wann hast denn du eine Brille?«
    »Seit heute. Mir ist schon ganz schwindelig. Aber der Optiker sagt, das legt sich in den nächsten Tagen«, sagt er.
    »Ich hab gar nicht gewusst, dass du schlechte Augen hast.«
    »Ich eigentlich auch nicht, bis vor ein paar Tagen.«
    »Und was war vor ein paar Tagen?«
    Er ziert sich ein bisschen, doch dann lässt er’s raus: »Also, begonnen hat alles damit, dass die Mary gesagt hat, sie hätt eine Überraschung für mich.«
    »Hört sich gut an.«
    »Bis dahin schon noch. Dann hat sie ihr Nachthemd ausgezogen. Und sie ist vor mir gestanden. Und zwar pudelnackig.«
    »Hört sich immer noch gut an.«
    »Ich dachte natürlich gleich: Sex! Das ist jetzt die Überraschung. Weil die Mary sonst eigentlich nicht so direkt die Schärfste ist. Ich denk also, jawollja, endlich mal eine tolle Überraschung. Und sie steht so vor mir.«
    »Kommt da noch was oder war’s das schon?«
    »Sie hat so einen Fusel auf der Brustwarze. Der muss natürlich erst weg. Also lang ich hin und entfern ihn. Aber es war gar kein Fusel. Es war ein Brustwarzenpiercing, verdammt!«
    »Die Mary hat ein Brustwarzenpiercing?«
    »Jetzt nicht mehr.«
    Er seufzt.
    Das versteh ich. Dumm gelaufen, kann man da nur sagen. Darum also jetzt Brille.
    »Ja, das ist blöd«, sag ich so.
    »Das kannst du wohl sagen. Presbyopie, hat der Augenarzt gesagt. Altersweitsichtigkeit. Kannst du dir das vorstellen? Altersweitsichtigkeit, großer Gott!«
    Der Flötzinger ist so alt wie ich.
    Der Augenarzt ist ein Arschloch.
    »Mir ist so was auch schon mal passiert«, sag ich jetzt so, um ihn ein wenig aufzumuntern. »Da hab ich die Betonmischmaschine auf der anderen Straßenseite gegrüßt. Weil ich gedacht hab, es wär unser Müllmann.«
    Der Flötzinger lächelt gequält.
    »Dann bist du wohl kurzsichtig. Wenn dann die Altersweitsichtigkeit noch dazukommt, dann prost Mahlzeit!«
    Das baut mich auf, muss ich schon sagen. So was hab ich jetzt grad noch gebraucht. Ich trink mein Bier aus und geh heim.
     
    Am nächsten Tag in dem ganzen Altstadttrubel treffen wir zufällig auf die Frau Höpfl. Sie ist mit ein paar Leuten unterwegs und amüsiert sich offensichtlich gut.
    »Ach, der Herr Eberhofer. Schön, dass ich Sie mal in Uniform seh. Gibt es irgendetwas Neues?«, lacht sie mir her. Das heißt, im Grunde lacht sie nicht mir her, sondern vielmehr dem Karl. Umgekehrt ist es nicht anders.
    »Das ist mein Kollege Stopfer«, sag ich.
    »Karl«, sagt

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