Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
Vom Netzwerk:
gepennt.«
    »Exakt kombiniert.«
    Er dreht sich eine Zigarette und steckt sie an.
    »Haben deine Eltern davon nichts mitbekommen?«
    »Nein, so weit reicht ihr Horizont nicht.«
    »Kennst du seine Familie? Die Familie vom Marcel?«
    »So intim waren wir auch wieder nicht. Es war mehr eine Zweckgemeinschaft. Soviel ich weiß, gibt’s da nur eine Mutter.«
    Er schaut aus dem Fenster und macht einen tiefen Zug. »Nein, halt, kürzlich hat er auch was von seinem Alten erzählt, glaub ich. Den hat er wohl ewig nicht mehr gesehen. Schwere Kindheit und so weiter.« Er lacht. »Und dann ist er plötzlich wieder aufgetaucht. Ist aufgetaucht und hat Rabatz gemacht. Irgend so was in der Richtung. So genau kann ich mich aber nicht mehr erinnern.«
    »Weil du vollgedröhnt warst.«
    »Exakt!«
    »Wo ist das Geld für eure Drogen hergekommen?«
    »Vom Ficken.«
    »Ihr seid auf den Strich gegangen?«
    »Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Klauen oder Ficken. Fürs Klauen warn wir wohl zu dämlich.«
    »Der Höpfl aus Niederkaltenkirchen, war das ein Freier von euch?«
    Er schaut mich an.
    »Wieso?«
    »Ja oder nein?«
    »Ja und nein. Anfangs war es unser Freier. Zum Schluss war es nur noch der vom Marcel. Der Höpfl ist auf den abgefahren, das war krass. Da war ich abgemeldet. Scheiße.«
    Er drückt die Kippe an der Wand aus. Funken fliegen.
    »Warum ist das so wichtig? Hat das was mit dem Tod von Marcel zu tun?«
    »An dem Tag, wo er gestorben ist, was ist da genau passiert?«
    »Scheiße, ich weiß nicht!«
    »Jetzt reiß dich mal zusammen, Bürschchen. Versuch wenigstens, dich zu erinnern!«
    »Der Marcel war beim Höpfl, glaub ich. Jedenfalls ist er mit ’nem Haufen Geld zurückgekommen.«
    »Wohin zurück?«
    »Na, in den Stadtpark halt. Da sind wir immer so rumgehangen.«
    »Und dann? Dann habt ihr euren Scheißdreck gekauft.«
    »Korrekt!«
    »Wo?«
    Er lacht.
    »Ich werd mich hüten!«
    »Also gut. Und dann? Seid ihr gleich ins Gartenhaus?«
    »Gleich ins Gartenhaus und ab ging die Post!«
    Er setzt sich wieder hin.
    Er schaut mich an.
    Er ist so weiß wie Schnee.
    »Das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich an die Luft wollte. Also bin ich raus.«
    »Wohin?«
    »Was weiß ich? Durch die Straßen.«
    »Und der Marcel?«
    »Wie ich weg bin, hat er gepennt.«
    Er schaut in den Boden.
    »Und dann?«
    »Am nächsten Tag bin ich wieder hin   …«
    »Und da war er tot.«
    Er nickt.
    Jetzt weint er.
    »Ich hab so eine Panik gekriegt. Ich bin einfach davongerannt.«
    »Weiter!«
    »Dann bin ich zu meinen Eltern heim. Wieder einmal, haben die gesagt. Schon wieder ein Entzug. Was wissen die schon davon! Scheiße!«
    Ich leg den Arm auf seine Schulter.
    Er schüttelt ihn ab.
    Er wischt sich mit dem Ärmel übers Gesicht.
    »Was hat das eigentlich alles mit dem Höpfl zu tun?«
    »Weil der tot ist, der Höpfl.«
    Er schaut mich an.
    »Der Marcel, könnte der dem Höpfl was angetan haben?«, frag ich jetzt.
    Er lacht. Bitter.
    »Niemals! Man schlachtet doch nicht die Kuh, die man melkt.«
    »War er großzügig, der Höpfl?«
    Er nickt.
    Pause.
    »Wissen Sie, dass er mal mein Rektor war?«
    Er schaut mich an.
    »Der Höpfl war mal dein Rektor und hat dich   …«
    Er nickt.
    »Wie hat er euch denn benachrichtigt, wenn   …«
    »Die Termine sind gestanden. Wir haben jedes Mal einen neuen vereinbart, wenn wir fertig waren. Genau wie beim Zahnarzt.«
    Genau wie beim Zahnarzt. Unglaublich.
    »Gibt’s sonst noch was, das von Bedeutung wär?«
    »Es ist überhaupt nichts mehr von Bedeutung, kapiert! Der Marcel ist tot. Und ich bin der Nächste.«
    »Im Moment bist du hier.«
    »Da werd ich aber nicht bleiben.«
    »Ist das eine Selbstmordankündigung?«
    Er lacht.
    »Muss man so was ankündigen?«
    »Glaubst du, dass sich der Marcel das Leben genommen hat?«
    »Da war kein Leben, das er sich hätte nehmen können.«
    Eine Schwester kommt rein.
    »Das muss jetzt aber reichen«, sagt sie und zeigt auf ihre Armbanduhr.
    Ich verabschiede mich.
    Es ist erbärmlich hier.

Kapitel 16
    Wie ich heimkomm, bin ich zugegebenermaßen ein bisschen deprimiert. Dieser Höpfl-Fall hat irgendwie was Widerliches. Die Oma hat eine Antenne für so was. Wenn der Franz in den Seilen hängt, spürt sie das kilometerweit gegen den Wind und zaubert zwei erstklassige Gutscheine aus ihrer Schürzentasche. Gutscheine für die Kaisertherme.
    Der Papa will natürlich unbedingt mit. So stehen wir also tagsdrauf erwartungsfroh an der Kasse: der Papa, die Oma mit einem

Weitere Kostenlose Bücher