Dampfnudelblues
er.
Sie lacht.
Dann fällt mir der dämliche Schlüssel ein.
Ich hab nämlich immer noch ihren Schlüssel. Also den zum Haus ihres Bruders. Und von offizieller Seite ist der Fall ja schon abgeschlossen.
»Es schaut ganz nach Selbstmord aus«, sag ich.
Sie nickt.
»Das hab ich schon befürchtet.«
»Den Schlüssel hab ich jetzt gar nicht dabei. Aber ich kann ihn in den nächsten Tagen …«
»Nein«, unterbricht sie mich. »Das ist gar nicht nötig. Ich bin heut sowieso den letzten Tag hier, Herr Eberhofer. Dann fahr ich erst mal in den Urlaub. Und da brauch ich ihn ja nicht. Ich meld mich, wenn ich wieder zurück bin.«
Ich wünsch ihr schöne Ferien und dann verabschieden wir uns.
»Das ist ja ein Wahnsinnsweib«, sagt der Karl, wie sie weg ist. »Ist die noch zu haben?«
Schau einer an, unser Karlchen. Hat Feuer gefangen.
Der Stopfer und ich, wir werden langsam richtig Freunde. Er hat keine Familie, ist Single wie ich, und nach Feierabend trinken wir ein Bier zusammen. An unserem letzten gemeinsamen Arbeitstag erst recht. Das geht auf meine Rechnung, schließlich hat er mich an diesem Susi-Heim-komm-Abend völlig selbstlos aus dem Dienst entlassen. Was zwar für’n Arsch war, da kann der Karl aber nix dafür. Wir tauschen Telefonnummern aus und wollen in Verbindung bleiben. Dann ist der ganze Landshuter-Hochzeits-Wahnsinn endlich vorbei.
Wie ich am nächsten Tag in mein Büro geh, ist mein erster Weg natürlich direkt zu der Susi. Weniger wegen ihr selber, es ist mehr der Kaffeeduft, der mich lockt.
»Hallo, Susi-Maus«, sag ich so beim Reingehn.
Sie hebt abwehrend die Hand und ich seh, dass sie telefoniert.
»Also bin ich angemeldet?«, sagt sie in den Hörer. »Gut, dann bis Donnerstag. Wiederhören.«
»Morgen, Franz«, sagt sie und macht ein paar Notizen. Ihr Tonfall ist freundlich, wenn auch wenig herzlich.
»Wo bist du denn jetzt angemeldet?«, frag ich und wende mich der Kaffeemaschine zu.
»Ach, in der VHS«, sagt sie und lehnt sich entspannt zurück.
»Was machst du denn Schönes in der VHS?«
Mir fällt spontan ein Töpferkurs ein. Oder Kochen. Oder höchstens noch Malen. Wobei ich persönlich jetzt nicht glaub, dass die Susi gut malen kann. Da ist sie eher zu ungeschickt für meine Begriffe.
»Einen Italienisch-Kurs«, sagt sie.
»Einen Italienisch-Kurs?«, frag ich. »Meinst nicht, dass du es jetzt ein bisschen übertreibst? Ich mein, das mit dem Urlaub ist ja eine Sache, aber deshalb gleich die Sprache zu lernen? Ich weiß nicht.«
»Du musst es auch nicht wissen, sondern ich«, sagt sie und widmet sich dann ihrem Bildschirm.
Weil ich jetzt auch nicht dastehen will wie ein Depp, mach ich mich lieber vom Acker.
Italienisch-Kurs – dass ich nicht lache! Sie meint wohl, weil sie jetzt mit ihrem Kochlöffelgeschwader einmal im Leben in Italien war, muss sie gleich einen auf superschlau machen. Ein Witz!
Kapitel 15
Mein nächster Weg führt direkt zu der Taxizentrale. Mal schauen, ob rauszufinden ist, wer die Nachttouren zum Höpfl gefahren ist.
Es ist dieselbe junge Frau da wie neulich. Heute trägt sie leider kein Dirndl, aber der Ausschnitt ist trotzdem erstklassig.
Ich erzähl ihr von meinem Anliegen.
»Haben Sie vielleicht ein Datum?«, will sie wissen und schaut mit ihren großen Augen zu mir auf. Ich schau zu ihr runter. Wirklich erstklassiger Ausschnitt.
»Kein Datum, keine Uhrzeit. Zumindest keine genaue«, sag ich. »Das Einzige, was ich hab, ist der Name und die Adresse. Und, dass es häufig nach Mitternacht war.«
»Schreiben Sie’s auf«, sagt sie.
»Was?«
»Na, die Adresse.«
Sie reicht mir Zettel und Stift. Na, die geht ja ran!
»Sie wollen meine Adresse?«
»Nicht Ihre! Die, wonach ich die Fahrer fragen soll.«
Ach so. Ich bin ein bisschen verwirrt.
»Ja, klar. Es war nur ein Spaß«, sag ich so und notiere die Daten.
Sie lächelt.
»Gehen wir vielleicht mal auf einen Kaffee, wir zweiHübschen?«, frag ich, wie ich ihr den Zettel reiche. Die Wörter kommen völlig selbstständig aus meinem Mund.
»Das geht nicht«, sagt sie und wirft ihre Haare zurück. Rotbraun. Goldig.
»Wieso nicht?«
»Ich hab einen Freund.«
»Ich auch«, sag ich. »Sogar mehrere.«
Sie lacht.
Dann läutet ihr Telefon.
»Rufen Sie in ein paar Stunden mal an«, sagt sie. »Bis dahin hab ich vermutlich alle Fahrer durch.«
»Wunderbar«, sag ich und geh dann mal wieder.
Beim Mittagessen sitzt die Sushi auf meinem Schoß und strahlt mich an. Im
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