Dan
ihm jetzt beibringen? ›Ach, übrigens, als ich gestern Nacht nicht weiterreden wollte und dich stattdessen schwindelig geküsst habe? Das war nur, weil ich nichts von meinem Sohn erzählen wollte.‹«
Ihr Blick wanderte zu dem Foto von Quinns siebter Klasse, das auf dem Tisch stand, und sie spürte eine Woge der Liebe in sich aufsteigen. »Ich lebe für dieses Kind, und ich würde für ihn sterben. Es ist nur … ich weiß nicht. Gestern Nacht wollte ich einfach nur …«
»Gefickt werden?«
Sie zog ihre Knie an und schlang die Arme darum. »Geliebt.«
»Von einem Typ, den du an der Bar aufgegabelt hast?«
»Ich weiß. Aber irgendwas ist an diesem Mann. Es war, als würde ich ihn aus einem anderen Leben kennen. Das hat er selbst gesagt.«
»Oh bitte. Er war scharf auf dich. Ein anderes Leben? Was für ein Spruch.«
»Hey, es hat funktioniert. Aber ich glaube kaum, dass ein Mann wie er an einer Frau interessiert ist, die einen Teenager zu Hause hat.«
»Ich geh die hier einsortieren.« Brandy stand auf und streckte stöhnend ihren Rücken. »Warum machst du dir über so was überhaupt Gedanken? Er lebt in New York und nicht in Miami. Nimm an, was er zu bieten hat, lass dich ein paar Mal ordentlich poppen, und dann tschüss. Du hast noch eine Nacht sturmfreie Bude. Ist doch völlig egal, ob er von Quinn weiß oder nicht.«
»Vielleicht kommt er heute Abend nicht.«
Brandy schnaubte und steuerte das Arbeitszimmer an. »Klar kommt er.«
Allein im Raum, nahm Maggie das andere Foto vom Tisch. Es zeigte sie mit Smitty und Quinn, an ihrem letzten Weihnachtsfest als Familie. Smitty mit seinem unglaublichen Lächeln und einer schimmernden Glatze, einen Arm um Maggie gelegt und den anderen um einen dünnen Neunjährigen, strahlend, als hätte er einen verborgenen Schatz gefunden, den er ganz für sich behalten wollte.
Allerdings, von einem Schatz hätte Smitty ein größeres Boot gekauft, und für den Rest Köder, während er Maggie erzählt hätte, dass alles sicher auf der Bank liege.
»Ähm, Lena? Hast du geputzt?«
»Nein.«
»Dann solltest du mal kommen.«
Maggie stieß sich von der Couch ab und ging in das dritte Schlafzimmer, das sie als Büro nutzte. Brandy stand da und zeigte auf eine vollkommen leere Aktenschublade. »Kann es vielleicht sein, dass Quinn plötzlich Lust hatte, sich sämtliche Belege der letzten zwanzig Jahre anzusehen?«
Einen Augenblick lang verstand Maggie gar nichts. Dann drehte sie sich langsam und sah sich im Büro um. Alles schien unberührt. Sie zog eine weitere Schublade auf. Leer. Die oberste Schreibtischschublade war nach wie vor voller Krimskrams, doch die rote Mappe, in der sie die unbezahlten Rechnungen aufbewahrte, war weg.
»Jemand war hier drin – oh Gott. Die Geldkassette!« Maggie ging auf die Knie und bückte sich unter den Schreibtisch, wo sie ihre wichtigsten Dokumente versteckte, die Konzession für die Bar, ihre Pässe, Quinns Geburtsurkunde.
»Brandy, ruf Deputy Nusbaum an. Jemand ist hier eingebrochen.«
»Was ist mit deinem Schmuck? Fehlt sonst noch was?«
Maggie schoss durch den Flur in ihr Schlafzimmer, riss die oberste Schublade ihrer Kommode auf und stöhnte. Ihre mit rosa Stoff bezogene Schmuckschatulle war nach links verschoben. Sie klappte den Deckel auf – der kleine Brillantring, der Smittys Mutter gehört hatte, war noch da. Ebenso Babas Tarotkarten. Das angelaufene Silber-Zahndöschen neben der Schatulle stand offen und offenbarte einen einzigen gelblichen Zahn und eine flachsblonde Haarlocke.
Sie legte sich eine Hand auf den Bauch. Die Vorstellung, dass ein Fremder hier gewühlt hatte, bereitete ihr Übelkeit. Jemand war hier eingedrungen und hatte ihre persönlichen Sachen angefasst.
»Nusbaum ist auf dem Weg«, sagte Brandy vom Flur aus und steckte das Telefon weg. »Verdammte Teenager, sicher auf der Suche nach Geld für Drogen.«
»Die waren dann aber ganz schön clever. Mir ist überhaupt nichts aufgefallen, als ich nach Hause kam. Ich bin sofort ins Bett gegangen.« Maggie schloss die Augen, als ihr ein weiterer Gedanke kam. »Ich bin so froh, dass Quinn nicht zu Hause war.«
Lola James durchmaß ihr geräumiges Büro mit dynamischen Schritten, und ihre Sieben-Zentimeter-Absätze klapperten dazu in dem Rhythmus, der ihr Leben bestimmte: schnell, unaufhaltsam, ohne Rücksicht auf Verluste.
Sie nahm ihr klingelndes Smartphone, ohne auf die Anruferkennung zu schauen. Sie wusste auch so, wer es war. Stattdessen betrachtete sie ihr
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