Dan
Spiegelbild in dem großen Panoramafenster, und es gefiel ihr viel besser als der Ausblick auf Miami dahinter. Sie glättete ihren engen Rock und hob das Kinn, um die strenge Linie ihres Kiefers zu bewundern. Dann fiel ihr Blick auf die Aussicht, die man von dem Bürogebäude von
Omnibus Transport, LLC
aus hatte – so viel besser als die letzte, die sie in South Miami gehabt hatte, und noch viel besser als das Dreckloch in Hialeah.
Aber sie könnte noch viel mehr erreichen.
Bis hierher war sie mit ihrem privaten Grundbesitz gelangt, und mit ihrer Firma würde sie noch weiter kommen. Es würde immer weiter aufwärts gehen, immer besser, immer schöner werden. So wie ihr Körper, ihr Gesicht und ihr Haus. Als Nächstes war die Firma dran.
»Kommen Sie einfach mit dem Lift herauf und klopfen Sie an«, sagte sie, nachdem sie beim vierten Läuten abgenommen hatte. »Ich habe die Haupteingangstür offen gelassen, und sonst ist samstags niemand hier.«
Niemand außer ihr. Sie würde auch acht Tage die Woche arbeiten, wenn das ginge. Nicht dass sie ihre freien Abende am Wochenende nicht genoss. Gestern Abend hatte sie sehr wohl einen Mordsspaß gehabt. Sie strich sich mit den Händen über ihre Brüste und dachte daran, wie sie bewundert und liebkost worden waren. Oh ja, diesen Mann hatte sie wirklich genossen.
Aber jetzt blieben ihr noch drei Minuten, bis ihr Besucher kam, und so ließ sie sich auf ihrem Schreibtischstuhl nieder und weckte mit einem Druck ihres Fingers ihren Laptop. Lola hasste Verschwendung, vor allen von Zeit. Mit ihren dreiundzwanzig Jahren war sie bereits beinahe Millionärin. So weit kam man nicht, wenn man dauernd Pause machte und an Männer dachte, nur weil sie einem für ein paar Stunden zu Füßen gelegen hatten.
Na ja, hin und wieder eine Pause war erlaubt. Und der eine oder andere Mann.
Während sie wartete, klickte sie sich durch die für den Abend anstehenden Lufttransporte und schrieb eine schnelle Mail an den Geschäftsführer einer Möbelfirma aus North Carolina, die gerade als neuer Kunde der Spedition hinzugekommen war.
Eine schöne Sache, denn Möbel waren bislang in ihrem kleinen Imperium noch unterrepräsentiert gewesen.
Der Aufzug läutete, und sie drückte den Knopf auf ihrem Schreibtisch, um die Schiebetür zu entriegeln, eine Sicherheitsmaßnahme, die sie von ihrem Vater übernommen hatte. Sie stand auf und trat um den Schreibtisch herum, um sich gut in Szene zu setzen. Natürlich würde sie ihn bitten, sich zu setzen; nur so konnte sie einem Mann, der eins fünfundneunzig groß war, auf Augenhöhe begegnen.
Die Lifttür öffnete sich, und heraus trat Constantine Xenakis, Ganove, Auftragsverbrecher und einer der besten Vertreter der männlichen Spezies, die ihr je begegnet waren. Sie erwiderte seinen stählernen Blick, ehe sie die Augen langsam über seinen unglaublichen Körper wandern ließ. Bei der braunen Schatulle in seiner Hand blieb sie hängen.
Das Gefühl des Sieges war so stark, dass sie zitterte. »Das sieht vielversprechend aus. Eine Kassette.«
»Mehr war in ihrem Haus nicht zu finden.«
»Vielleicht trägt sie manches immer bei sich.«
»Daran habe ich auch gedacht, aber ich bin nicht an ihre Handtasche herangekommen.« Mit drei raumgreifenden Schritten stand er vor ihrem Schreibtisch und legte die Kassette ab. »Vielleicht ist Ihnen jemand zuvorgekommen.«
Lola schürzte die Lippen. Unmöglich. »Vielleicht hat sie jemanden zu ihrem Schutz engagiert. Wahrscheinlich hat sie erfahren, dass Ramon frei ist.«
»Sie nennt sich jetzt Lena, und sie lässt sich tatsächlich beschützen – und das nicht von irgendwem. Sie hat einen der besten Bodyguards der Branche, einen Bullet Catcher, und einen der besten der Firma noch dazu, sie zahlt ihm also eine ganz schöne Stange Geld für seine Dienste. Es sei denn …« Er sah sie streng an. »
Sie
haben ihn eingeschleust.«
Lola tat den Vorwurf mit einer Handbewegung ab. »Nein. Sie sind mein Mann. Und wenn Sie liefern, was ich brauche, ist alles andere zweitrangig. Sie haben die Box doch nicht geöffnet, oder?«
»Selbstverständlich nicht.« Er lümmelte sich auf einen ihrer Besucherstühle und schwang seine abgetretenen Docksiders auf die Schreibtischplatte neben die Kassette, eine ebenso unfeine wie arrogante Geste.
Egal. Sie fuhr über das Schloss. »Können Sie das öffnen?«
»Klar.«
»Dann los.«
Er grinste. »Schlösser öffnen kostet einen Tausender extra.«
»Sie sind ein Mistkerl, Con.« Sie
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